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Morning BriefingAn diesem Stoff entscheidet sich, ob die Erde eine Zukunft hat

Christian Rickens 07.11.2025 - 06:19 Uhr
Handelsblatt Morning Briefing

Rohstoffe – Spezialfonds der Regierung kommt

07.11.2025
Abspielen 09:19

Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser!

Ob die Menschheit gegen Ende dieses Jahrhunderts in die Klimakatastrophe hineinrauscht oder doch noch knapp an ihr vorbeischrammt, entscheidet sich vor allem an ihrem Umgang mit einer einzigen Substanz: Kohle. Laut der Internationalen Energieagentur steht ihre Verbrennung für rund 40 Prozent aller Emissionen des klimaschädlichen Gases CO2.

Die wirksamste Klimaschutzpolitik ist jene, die vor allem auf eines abzielt: weltweit Kohle als Energieträger möglichst schnell überflüssig zu machen.

Die gute Nachricht: Technisch ist das relativ einfach möglich. Strom aus Kohle lässt sich durch Wind- und Solarstrom ersetzen, mit Erdgas- oder noch besser Wasserstoffkraftwerken als Backup für die Zeiten der Dunkelflaute. Deutschland will diesen Schritt bis spätestens 2038 gehen.

Danach wird es bei uns auf dem weiteren Weg in die Klimaneutralität erst so richtig anstrengend (und teuer), weil die niedrig hängenden Früchte geerntet sind. Aber ist dieser Weg überhaupt sinnvoll?

Der deutsche Versuch, um jeden Preis bis 2045 vollständige Klimaneutralität im eigenen Land zu erreichen, ist zwar ehrenwert, wird am Tempo der Erderwärmung aber kaum etwas ändern. Denn weltweit kommt derzeit noch immer jede dritte Kilowattstunde Strom aus einem Kohlekraftwerk. In Südafrika sind es 82 Prozent, in Indien 75 Prozent, in China und Indonesien rund 60 Prozent.

Unsere heutige Titelgeschichte ist ein Plädoyer für eine andere, wirksamere Klimapolitik. Deren oberstes Ziel: Es muss vor allem gelingen, weltweit möglichst schnell möglichst viele Kohlekraftwerke zu ersetzen oder gar nicht erst in Betrieb gehen zu lassen. In dieses Ziel wären deutsches Geld und deutsches Know-how besser investiert als beispielsweise in Oberleitungen für Elektro-Lkw über deutschen Autobahnen.

Was nicht heißen soll, dass es in den zehn Jahren seit dem Pariser Klimaabkommen keine Fortschritte im weltweiten Kampf gegen die Erderwärmung gegeben hätte. Beispiele gefällig?

Gesetz zur CO2-Speicherung verabschiedet

Herstellung von Glasflaschen: In der Glasindustrie gelten CO₂-Emissionen als nicht vermeidbar. Foto: DPA

Noch einmal Klimaschutz: Der Bundestag hat gestern das Kohlendioxid-Speicherungs- und Transport-Gesetz (KSpTG) verabschiedet. Damit erhält die Technologie zur Abscheidung und Speicherung von CO2 erstmals einen klaren Rechtsrahmen in Deutschland. Nach Überzeugung des Bundesverbands Carbon Management rücken nun Investitionsentscheidungen näher, die viele Unternehmen immer wieder aufgeschoben hatten, weil bislang die gesetzliche Grundlage fehlte. Verbandsgeschäftsführer Markus Rosenthal sagte dem Handelsblatt, er rechne allein für die CO2-Abscheidung bis 2035 mit Investitionen von 20 bis 30 Milliarden Euro in Deutschland.

Hinzu kämen 15 bis 20 Milliarden Euro für den Bau der für den CO2-Transport erforderlichen Pipelines. Die werden benötigt, weil das CO2 nicht immer am Ort der Abscheidung gespeichert werden kann. Für die Speicherung bieten sich insbesondere Lagerstätten unter dem Meeresboden an.

Wie gesagt: Die niedrig hängenden Früchte sind abgeerntet…

Fonds gegen Rohstoffabhängigkeit

Muldenkipper im Bergbau: Die deutsche Wirtschaft soll mit dem Rohstofffonds unabhängiger werden. Foto: IMAgo

Die Abhängigkeit von China bei wichtigen Rohstoffen ist ein Risiko für die deutsche Wirtschaft. Bereits die Ampelkoalition plante deshalb, einen Fonds aufzusetzen, um alternative Rohstoffquellen zu erschließen. Dieser Fonds kann nun starten, Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hat sich mit Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) über die Finanzierung geeinigt. Das erfuhr Handelsblatt-Reporter Julian Olk aus Regierungskreisen.

Drei Projekte haben bereits fast alle Prüfungen durchlaufen. Nach Handelsblatt-Informationen handelt es sich unter anderem um den Plan des Unternehmens Vulcan Energy, im südwestdeutschen Rheingraben Lithium abzubauen. Bei den anderen beiden Projekten sollen Rohstoffe in Kanada beziehungsweise Australien gewonnen werden, um deutsche Unternehmen zu beliefern.

Bundeswehr nach Belgien entsandt

Brüsseler Flughafen Zaventem: Ein Schild weist auf das Drohnenverbot hin. Foto: REUTERS

Die Bundeswehr unterstützt Belgien bei der Drohnenabwehr. „Erste Vorauskräfte der Luftwaffe“ seien bereits in Belgien eingetroffen, teilte das deutsche Verteidigungsministerium mit. „Die Hauptkräfte werden zeitnah folgen.“ Belgien habe die Unterstützung beantragt.

Zuletzt waren dort mehrfach Drohnen gesichtet worden, unter anderem bei der Nato-Militärbasis Kleine-Brogel. Dort sollen US-Atomwaffen lagern. Auch an den Flughäfen Brüssel und Lüttich war am Dienstagabend der Verkehr eingestellt worden. Belgiens Verteidigungsminister Theo Francken sagte am Mittwoch, hinter den Drohnenvorfällen steckten keine Amateure:

Verschiedene Hinweise deuten auf eine strukturierte Operation hin.

Sicherheitsgefühl sinkt

„Fragen Sie mal Ihre Töchter“, sagte Friedrich Merz, als er seine „Stadtbild“-Äußerungen erläutern sollte. Tatsächlich fühlen sich im öffentlichen Raum derzeit lediglich 45 Prozent der Frauen sehr sicher oder eher sicher, bei Männern sind es 56 Prozent. Das ergab eine repräsentative Befragung von Infratest dimap im Auftrag der ARD.

Geschlechterübergreifend sinkt das Sicherheitsgefühl: Nur noch jeder Zweite fühlt sich im öffentlichen Raum sehr oder eher sicher – fünf Prozentpunkte weniger als im Februar. Im Jahr 2017 lag der Anteil der Menschen mit sicherem Gefühl sogar noch bei 75 Prozent. Besonders hoch ist die Unsicherheit unter AfD-Anhängern – 79 Prozent von ihnen fühlen sich nicht sicher.

Die Fakten zeigen ein widersprüchliches Bild: Laut Polizeilicher Kriminalstatistik 2024 ging die Gesamtzahl der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr zwar um 1,7 Prozent zurück. Bei Straftaten gegen die persönliche Freiheit – etwa Bedrohung oder Nötigung – gab es hingegen einen Anstieg um 5,3 Prozent. Sexualisierte Gewalt nahm sogar um 9,3 Prozent zu.

Vergütungspaket für Musk verabschiedet

Elon Musk: „Behalten Sie Ihre Tesla-Aktien!“ Foto: Matt Rourke/AP/dpa

Tesla-Chef Elon Musk hat sich bei den Aktionären des Elektroautobauers mit seinem umstrittenen Vergütungspaket durchgesetzt. Sie stimmten am Donnerstag auf ihrer Hauptversammlung für einen Gehaltsplan, der Musk über das nächste Jahrzehnt bis zu 871 Milliarden Euro einbringen könnte. Die Abstimmung gilt als Bestätigung für Musks Vision, Tesla von einem reinen Elektroautohersteller zu einem Konzern für Künstliche Intelligenz und Robotik umzubauen.

Nicht ohne meinen Privatjet

Ein Privatjet: Andrang in Lissabon. Foto: Juice Images/Getty Images

Wegen des Regierungs-Shutdowns drohen in den USA Kapazitätsbeschränkungen und chaotische Zustände an den Flughäfen. Tech-Manager, die zu einer prominent besetzten Konferenz nach Portugal fliegen wollen, haben derzeit ganz ähnliche Sorgen – ihnen fehlen Landeslots für ihre Privatjets. Die Organisatoren des Web Summit, der nächste Woche in Lissabon stattfindet, warnten am Mittwoch in einer Mail: Der örtliche Flughafen habe Mühe, den Ansturm zu bewältigen.

„Einige Gäste – vor allem mit größeren Jets – mussten feststellen, dass die einzigen verfügbaren Landeslots während des Web Summit mittlerweile mehr als zwei Stunden Autofahrt von Lissabon entfernt liegen, teils sogar in Spanien.“

Die Organisatoren betonten, dass sie die Situation nicht beeinflussen könnten. Ihr Rat an die Gäste:

Wir würden dringend empfehlen, einfach einen Linienflug zu nehmen.

Herrschte zu Magellans Zeiten an den Kaimauern von Lissabon eigentlich ein ähnliches Gerangel um die raren Anlegeplätze für die Privat-Karavellen der erfolgreichen Konquistadoren?

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Ich wünsche Ihnen einen pünktlichen Final Approach in Richtung Wochenende.

Herzliche Grüße
Ihr
Christian Rickens

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