Morning Briefing: Notruf Hafenkante: Streit um Teilverkauf der HHLA



Wer wird Millionär: Arm startet größten Börsengang des Jahres
Guten Morgen, sehr geehrte Leserinnen und Leser,
Startschuss zum bisher größten Börsengang des Jahres: Der für heute geplante Handelsbeginn des britischen Chipentwicklers Arm an der US-Technologiebörse Nasdaq spült seinem Eigner Softbank noch mehr Geld in die Kasse als erhofft. Die Anteilsscheine würden wegen hoher Nachfrage zu je 51 Dollar und damit am oberen Ende der Angebotsspanne zugeteilt, gab Arm am Mittwochabend bekannt. Damit komme der Debütant auf einen Börsenwert von 54,5 Milliarden Dollar. Das Emissionsvolumen belaufe sich auf 4,87 Milliarden Dollar. Damit löst Arm Kenvue als Rekord-Börsengang 2023 ab. Der Spin-Off der Konsumgütersparte des Pharmakonzerns Johnson & Johnson hatte im Mai 4,4 Milliarden Dollar eingebracht.
Auf den Entwürfen von Arm basieren praktisch sämtliche Smartphone-Chips. Aber auch bei Prozessoren für Rechenzentren kommen Arm-Entwicklungen immer häufiger zum Einsatz. Kurios: Das Unternehmen mit Sitz im britischen Cambridge war von 1998 bis 2016 schon einmal an der Börse notiert, bevor der Technologie-Investor Softbank es für 32 Milliarden Dollar übernahm.
„Draußen vor der Tür“ heißt das bekannteste Stück des Hamburger Dramatikers Wolfgang Borchert. Seit gestern erlebt es eine Wiederauflage. Das Land Hamburg plant einen Teilverkauf des halbstaatlichen Hafenbetreibers HHLA an die Großreederei MSC. Und draußen vor der Tür steht der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne und kann nicht verknusen, dass man ihn bei dem Deal nicht dabeihaben will: „Diese Lösung ist ein Affront vor allem gegen Hapag-Lloyd als größter Nutzer und damit größter Reederei-Kunde des Hamburger Hafens.“
Dazu muss man wissen: Der 86-jährige Kühne ist mit 30 Prozent Großaktionär der Hamburger Container-Reederei Hapag-Lloyd und hatte zuletzt ein eigenes Interesse am Erwerb der HHLA bekundet.
Nebenbei wirft der geplante Verkauf ein Schlaglicht auf den Niedergang des Hamburger Hafens und die jahrelange Wertvernichtung bei der HHLA. Bei seinem Teilbörsengang im November 2007 war der Hafenbetreiber mit einem Wert von 4,4 Milliarden Euro gestartet. Vor der MSC-Offerte wurde er nur noch mit 840 Millionen Euro gehandelt, das Übernahmeangebot verbesserte den aktuellen Börsenwert auf gerade einmal 1,21 Milliarden Euro.
Den Wert in 16 Jahren fast geviertelt – das klingt für mich weniger nach hanseatischem Kaufmannsgeschick als nach staatlich gelenkter Misswirtschaft.

Großaktionär Klaus-Michael Kühne fordert ein Gegenangebot für HHLA.
Erhöht er oder erhöht er nicht? Ausnahmsweise kommt mal richtig Spannung auf vor dem heutigen Zinsentscheid des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB). Kein Zweifel, der anhaltend hohe Preisdruck rechtfertigt eine weitere Anhebung um 0,25 Prozentpunkte.
Womöglich legt die EZB angesichts der flauen Konjunktur aber auch eine Zinspause ein. Dass die Notenbanker in diesem Dilemma stecken, liegt maßgeblich an Deutschland: Die größte Volkswirtschaft der Eurozone drückt gleichzeitig das durchschnittliche Wachstum in der gesamten Währungsunion nach unten und die Inflationsrate nach oben.
Auf welche Äußerungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde Sie heute besonders achten sollten, haben unsere Geldpolitik-Reporter Frank Wiebe und Leonidas Exuzidis für Sie aufgeschrieben.
Sanieren statt planieren? Gut 14.000 Häuser wurden 2021 in Deutschland abgerissen, meldet das Statistische Bundesamt. Die Dunkelziffer dürfte höher sein, weil der Abbruch von vielen Ein- und Zweifamilienhäusern gar nicht genehmigt werden muss. Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) spricht von einem „Abrisswahn“.
Die DUH und auch andere Organisationen fordern, den Erhalt von Gebäuden attraktiver zu machen. Dabei müsse auch ein Vergleich des CO2-Ausstoßes von Sanierung und Neubau einbezogen werden. Immerhin reduzieren sich die CO2-Emissionen bei der Sanierung eines Gebäudes gegenüber einem Neubau um ein Drittel, argumentiert die DUH.
Vom Abriss zum Abschied: Der einstige Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner Mitt Romney will 2024 nicht ein zweites Mal als Senator für den Bundesstaat Utah kandidieren. Am Ende einer weiteren Amtszeit wäre er Mitte achtzig, sagte der 76-Jährige am Mittwoch in einer Videobotschaft auf der Plattform X. „Ehrlich gesagt ist es Zeit für eine neue Generation Anführer.“ Weder Präsident Joe Biden (80) noch dessen Vorgänger Donald Trump (77) würden ihre Parteien in wichtigen Zukunftsfragen wie dem Staatshaushalt und der Außenpolitik angemessen führen.

Mitt Romney sagt, dass er 2024 nicht zur Wiederwahl antreten wird.
Romney hatte sich während Trumps Amtszeit immer wieder gegen die Politik des republikanischen Präsidenten gestellt. Romney stimmte im Senat 2020 und 2021 zudem für eine Amtsenthebung Trumps. Zuletzt galt er zunehmend als isoliert in seiner Partei, in der viele weiter zu Trump stehen.
Politische Radikalisierung ist bekanntlich kein Privileg der USA. In Brandenburg liegt die AfD in der Wählergunst nach einer repräsentativen Umfrage von Infratest Dimap erstmals vor allen anderen Parteien. Bei der Sonntagsfrage käme die AfD auf 32 Prozent, berichtete der RBB am Mittwochabend. Die AfD gewann damit im Vergleich zu einer früheren Infratest-Umfrage vom April neun Prozentpunkte dazu. Die seit mehr als 30 Jahren regierende SPD käme noch auf 20 Prozent (-2). Die CDU landete bei 18 Prozent (-5), die Grünen erreichten 8 Prozent (-1). Im Landtag wären nach diesem Stand auch die Linke mit 8 Prozent (+1) und BVB/Freie Wähler mit 6 Prozent vertreten (+1). Die FDP liegt bei 4 Prozent (-1).
Die nächste Landtagswahl in Brandenburg ist im September 2024. Im gleichen Monat wird auch in Sachsen und Thüringen gewählt. In beiden Ländern liegt die AfD laut Umfragen ebenfalls vorn.
Wir kommen zum nach Adolf Hitler wahrscheinlich zweitbekanntesten Schnurrbartträger der Neueren Geschichte: Freddy Mercury. Ein winziges Kämmchen, mit dessen Hilfe der früh verstorbene Frontmann der Band Queen seinen Schnäuzer pflegte, ist nun für 152.400 Pfund bei Sotheby’s in London versteigert worden – das 250fache des Schätzwerts. Wobei ich persönlich überfordert wäre, den Wert gebrauchter Schnurrbartkämmchen zu schätzen.






Insgesamt brachte die einwöchige Versteigerung von 30.000 Gegenständen aus Mercurys Nachlass 39,9 Millionen Pfund ein, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Das ist mehr als dreimal so viel wie erwartet.
Ich wünsche Ihnen einen Tag, so harmonisch wie eine böhmische Rhapsody.
Ihr Christian Rickens
Textchef Handelsblatt





