Morning Briefing: Schmeicheleien und ein zaghafter Durchbruch in Washington

Sicherheitsgarantien: Kleiner Durchbruch in Washington
Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,
US-Präsident Donald Trump hat der Ukraine im Falle eines Friedensabkommens mit Russland gestern Abend Sicherheitsgarantien zugesagt. Bei konkreten Details blieb er zunächst vage. Er versprach allerdings:
Inhaltlich wäre das ein klarer Erfolg für die Europäer, doch bei einer anderen Forderung blieb Trump bei seiner Position. So stellte er klar, dass für ihn ein Waffenstillstand keine notwendige Voraussetzung für ein solches Abkommen sei. Damit näherte er sich der Position des russischen Präsidenten Wladimir Putin an.

Vorbereitungen für Putin-Selenskyj-Treffen
Das Treffen der Europäer mit Trump produzierte Bilder, die wohl noch lange nachhallen werden. Da stand Trump inmitten europäischer Regierungschefs und genoss sichtlich die Aufmerksamkeit und den Wirbel um seine Person.
Den US-Präsidenten bis zum Äußersten zu bauchpinseln, schien eine Strategie der Europäer zu sein, um ihn doch noch von ihren Forderungen zu überzeugen. Einzig Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) nahm die Rolle des Mahners ein und pochte auf ein Waffenstillstandsabkommen.
Stand Montagabend (Ortszeit) kann man eines festhalten: Die Europäer hatten in den 72 Stunden seit dem Alaska-Gipfel alles daran gesetzt, den Weg zu einem möglichen Ende des Ukrainekriegs in „einen belastbaren Prozess“ zu verwandeln. Der Anfang dessen ist ihnen gelungen.
Nach dem Treffen in Washington soll es nun Schlag auf Schlag weitergehen: Binnen der nächsten zwei Wochen soll es zu einem Treffen zwischen Wolodymyr Selenskyj und Kremlchef Putin kommen. Später solle es dann auch ein Dreiertreffen geben, an dem auch er teilnehmen werde, teilte Trump auf seiner Plattform Truth Social mit.
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Mobilmachung scheitert am Zettelkrieg
Dass der Bundeskanzler und seine europäischen Kollegen gerade gesammelt nach Washington gereist sind, hat mehr Gründe als nur die Solidarität mit der Ukraine. Es geht um die europäische Sicherheit, es geht um einen möglichen Krieg auch in anderen Teilen Europas.
Sollte es so weit kommen, bräuchte die Bundeswehr nicht nur Panzer, Munition und Helme, sondern vor allem Menschen. Deshalb fordert der Bundeskanzler die Wirtschaft auf, ihr Personal für die Reserve freizustellen. Um die Armee deutlich aufzustocken, wären allerdings Zehntausende neue Reservisten nötig – Jahr für Jahr.
Die Unterstützungsbereitschaft bei den Unternehmen ist groß. Die Deutsche Bahn, Trumpf, Amazon oder Covestro zeigen sich offen dafür, Mitarbeitende zehn Tage im Jahr für den Dienst oder die Ausbildung in der Reserve freizustellen. Doch bei der Bundeswehr lautet die Antwort: Super, aber was machen wir jetzt mit denen?
Denn bislang steht sich die deutsche Armee mit ihrer Bürokratie selbst im Weg. Ein System für die Personalgewinnung, Erfassung und Betreuung für angehende Reservisten in Unternehmen existiert bislang nicht. Die Mobilmachung der Wirtschaft endet bisher im ewigen Zettelkrieg.

Trump unterstützt deutsche Softwareunternehmen
„Unser bester Vertriebsmitarbeiter heißt leider Donald Trump.“ So lautet der wundersame Ausspruch einer deutschen Softwarefirma mit Sitz in Berlin. Die Heinlein-Gruppe kann sich vor Aufträgen kaum noch retten, seit der US-Präsident seine zweite Amtszeit angetreten hat. So geht es nicht nur dem Berliner Unternehmen: Zahlreiche deutsche Softwareanbieter berichten von wachsender Nachfrage und steigenden Umsätzen seit dem Machtwechsel in den USA.
Offenbar sorgt ein Präsident, der „America first“ verspricht, dafür, dass Technik „made in Germany“ stärker gefragt ist. Der Hype um deutsche Software beruht vor allem auf Misstrauen gegenüber den Amerikanern und der wachsenden Sorge, was mit Google, Microsoft oder Zoom passiert, wenn Trump Technologie als geopolitisches Druckmittel einsetzen sollte.

Keine Förderung für Long-Covid-Medikamente
Es ist ein wahrer Albtraum: schwerkrank, ohne Aussicht auf Hilfe. So geht es Hunderttausenden Menschen in Deutschland. Nach Infektionen wie etwa mit dem Coronavirus findet der Körper nicht mehr zurück in die Spur, es entwickelt sich das sogenannte ME/CFS mit extremer Erschöpfung, Schmerzen und Konzentrationsstörungen. Manche Kranke werden bettlägerig. Trotz der schwerwiegenden Folgen fehlt noch immer die Grundlagenforschung, mithilfe derer die Heilungschancen deutlich verbessert würden.
Forschung zu Long Covid ist zwar von der Bundesregierung gewünscht, doch eine Förderung der Medikamentenentwicklung bleibt bisher aus, wie meine Berliner Kollegin Britta Rybicki recherchiert hat.
Das Argument: Das soll die Industrie zahlen. Doch in der Praxis steigen Unternehmen erst dann ein, wenn eine Krankheit in ihren grundsätzlichen Mechanismen verstanden ist. Bisher fehlt das tiefere Verständnis für die Abläufe im Körper – selbst einige Fachleute erkennen ME/CFS immer noch nicht als echte Erkrankung an.

Millionenärger um Aktiendeals
Die Geschichte von Josef Brunner würde ins Silicon Valley passen. Als Jugendlicher brach er die Schule ab, heute gilt der 43-Jährige in der Start-up-Szene als einer der wenigen deutschen Tech-Unternehmer mit dauerhaftem Erfolg. Im Jahr 2018 verkaufte er das Start-up Relayr für die kolportierte Summe von fast 300 Millionen Euro an den Versicherer Munich Re.
Auch mit dem börsennotierten Start-up Learnd hat Brunner Großes vor. Das Unternehmen entwickelt digitale Lösungen zur Senkung von Energiekosten und Treibhausemissionen von Gebäuden. Brunner ist als Großaktionär und Aufsichtsrat beteiligt.

Doch nun muss er sich gegen Vorwürfe eines Investors wehren. Diesem soll er Aktien abseits der Börse zum Kauf angeboten und versprochen haben, ihm mindestens die investierte Summe zurückzuzahlen. Die Learnd-Aktie entwickelte sich nicht wie erhofft, seit Jahresbeginn ist der Kurs um knapp 69 Prozent eingebrochen.
Nun fordert der Investor sechs Millionen Euro. Brunner dementiert, ein Garantieversprechen abgegeben zu haben. Meine Kollegen aus der Investigativ- und der Finanzredaktion haben die Geschichte recherchiert und herausgefunden, mit welchen Methoden der Seriengründer Investoren überzeugt – und welche Rolle ein elitärer Münchner Wohltätigkeitsclub spielt.
Das perfekte Depot für die Schultüte

Zum Abschluss werfen wir noch einen Blick auf Anlageempfehlungen für Erstklässler. Denn wenn Kinder in die Schule gehen, haben sie zwar noch nicht besonders viel Geld, dafür aber noch sehr viel Zeit. Ein guter Moment also, um die erste Saat zu legen für ein Depot, das über die kommenden Jahre und Jahrzehnte wachsen soll. Handelsblatt Geldanlageexperte Markus Hinterberger hat sich für Sie angeschaut, welche finanziellen Strategien Eltern für ihre Schulanfänger verfolgen sollten.
Was mit Sicherheit langfristig ein tolles Geschenk ist, stelle ich mir am Tag der Einschulung eher trist vor. Welche i-Dötzchen freuen sich schon darüber, wenn sie statt Schokolade und Stiften ein Aktiendepot in der Schultüte haben. Die Worte der Eltern „In 50 Jahren wirst du uns dankbar sein“ dürften sich in den Ohren einer Sechsjährigen wie blanker Hohn anhören.
Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, an dem Sie das bekommen, was Sie sich wünschen.





Es grüßt Sie herzlich Ihre
Teresa Stiens





