US-Republikaner Republikaner-Hoffnung Ron DeSantis: Amerikas Pandemie-Populist

In Umfragen hat der Republikaner längst andere prominente Politiker Floridas abgehängt.
Washington Der Gouverneur von Florida schafft es regelmäßig, dass eine ganze Nation über ihn redet. Fast täglich erscheint eine Schlagzeile über Ron DeSantis, der den dicht besiedelten Staat im Südosten der USA regiert.
Kürzlich sorgte er für Aufsehen, als er mit seiner Frau Casey, eine ehemalige Fernsehmoderatorin, und seinen drei Kindern auf der „Biker Week“ auftauchte. Das ist ein Massenspektakel für Motorradfans. Für den 42-Jährigen war der Besuch keine Unvernunft, sondern Freiheit. „Die Leute können kommen oder eben nicht. Es ist ihre Entscheidung“, sagte er und ließ sich ohne Maske in unzähligen Selfies verewigen.
Es sind Aktionen wie diese, die DeSantis im konservativen Lager der USA populär gemacht haben. Unter Republikanern gilt er als nächster Präsidentschaftskandidat und als Nachfolger von Donald Trump, der seit seinem Auszug aus dem Weißen Haus in Mar-a-Lago in Florida wohnt. Der Swing State mit seinen 21 Millionen Einwohnern ist das neue Epizentrum der Republikaner. Und DeSantis ist mittendrin. Er hat in Umfragen längst andere prominente Politiker Floridas wie den Senator Marco Rubio abgehängt.
„Ich hoffe, dass Trump noch einmal antritt. Aber falls das nicht passiert, läuft alles auf DeSantis hinaus“, sagte der republikanische Abgeordnete Jim Jordan diese Woche dem Portal Axios. Dabei war DeSantis vor nicht allzu langer Zeit noch relativ unbekannt. Nach einer Anwaltskarriere zog der Absolvent der Elite-Unis Yale und Harvard in den US-Kongress ein. Doch im Gouverneurs-Wahlkampf 2017 wurden ihm kaum Chancen ausgerechnet.
Dann unterstützte Trump ihn öffentlich, DeSantis gewann. Er revanchierte sich und verteidigte treu Trumps Politik. So verbreitete DeSantis einen viralen Videoclip, in dem seine Kinder mit Legosteinen eine Mauer nachbauen, in Anlehnung an Trumps strikte Einwanderungsgesetze.
Seit dem Ausbruch der Pandemie profiliert DeSantis sich mit einem radikalen „Kurs der Öffnung“ in Florida, das nicht nur durch seine starke Tourismusindustrie ein wirtschaftliches Powerhouse ist. „In Florida wird es niemals einen Lockdown geben. Das wird einfach nicht passieren“, betont er. Und tatsächlich wirkt der Staat in mancher Hinsicht wie ein Paralleluniversum: Der Vergnügungspark Disneyworld ist offen, die Sportstadien und Schulen sind es auch.
Beschränkungen nur für wenige Wochen
Als die Todeszahlen im vergangenen Sommer auf fast 6000 Opfer täglich stiegen, erließ DeSantis für wenige Wochen Beschränkungen. Doch seit September sind Wirtschaft und Gastronomie beinahe unreguliert, eine Maskenpflicht gibt es nicht.
Die Bilanz ist gemischt. Mehr als 32.000 Bewohner sind gestorben, zwei Millionen haben sich infiziert. Aber die Sterblichkeitsrate liegt im nationalen Durchschnitt, in manchen Regionen ist sie sogar niedriger als in Staaten mit weitaus strengeren Beschränkungen wie zum Beispiel Kalifornien. Kürzlich berichtete die „New York Times“ über die positiven Aspekte einer frühen Öffnung, vom blühenden Immobilienmarkt bis zur niedrigen Arbeitslosenquote. „In einem Großteil des Staates herrscht ein Boomtown-Gefühl“, schrieb die Zeitung.
Doch die Lockerungen haben eine Kehrseite. In Miami steigt ein Superspreader-Event nach dem nächsten, Touristen im „Spring Break”-Fieber verwandeln die Strände in eine Partymeile. Miami Beach musste nach Protesten und Zusammenstößen mit der Polizei eine Ausgangssperre erlassen, Bürgermeister Dan Gelber machte DeSantis für das Chaos verantwortlich. Wie in vielen anderen Bundesstaaten ohne Maskenmandat schnellten die Covid-Zahlen auch in Florida zuletzt wieder nach oben, trotz des Impfprogramms.
DeSantis will auch in Zukunft nicht gegensteuern. Sein wichtigster Kampf gilt der Kreuzfahrtindustrie, die für Florida und die USA extrem wichtig ist. Miami, Port Everglades und Port Canaveral gehören zu den größten Tourismushäfen der Welt, mehr als acht Millionen Menschen gingen dort vor der Pandemie jährlich an Bord.
Einsatz für die Kreuzfahrt-Branche
Doch Kreuzfahrten sind nach tödlichen Masseninfektionen bis auf Weiteres verboten. Laut Branchenverbänden wurden 50.000 Jobs vernichtet, die Einbußen betragen mehr als drei Milliarden US-Dollar. „Es ist falsch, eine Branche verhungern zu lassen“, prangerte DeSantis bei einer Pressekonferenz an, umrahmt von den CEOs der größten Betreiber. „Die Menschen müssten jetzt selbst entscheiden, was sie riskieren wollen.“
Er attackierte Präsident Joe Biden und warf ihm „erbärmliches Versagen“ vor. Der Auftritt war erneut ein Schritt in Richtung überregionaler Bekanntheit. Im kommenden Jahr tritt DeSantis in Florida zur Wiederwahl an. Sollte ihm die gelingen, steigen seine Chancen auf eine Präsidentschaftskandidatur.
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