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Master of Business Administration Managementstudium mitten in der Krise? Was dafür und was dagegen spricht

Trotz Lockdown und Kontaktbeschränkung boomt die berufliche Fortbildung durch ein MBA-Studium. Die Karrierepause hat Vorteile wie mögliche Gehaltssprünge, aber auch Risiken.
12.03.2021 - 11:37 Uhr Kommentieren
Absolventen können zu höheren Gehältern kommen. Quelle: PR
Französische Business-School HEC

Absolventen können zu höheren Gehältern kommen.

(Foto: PR)

Kiel Zum Managementstudium nach Paris? Mitten in der Corona-Pandemie? Das klingt wie schlechtes Timing. Doch rückblickend empfindet Sven Mengering den virusbedingten Ausnahmezustand fast schon als Glücksfall.

2020 hat der 31-Jährige seinen Job als Unternehmensberater bei PwC gekündigt, seit September ist er an der HEC Paris eingeschrieben, um an der renommierten Business-School den Master of Business Administration (MBA) zu machen. Dieser Wirtschaftsabschluss bereitet Absolventen auf Führungsaufgaben vor und gilt als Karriereturbo.

„Ich hatte schon länger über ein MBA-Studium nachgedacht“, sagt Mengering. Der erste Lockdown verschaffte ihm unverhofft Zeit für das aufwendige Bewerbungsverfahren, ein gutes Ergebnis beim Eignungstest beflügelte seine Motivation. „Ich dachte mir, der vertraute Arbeitsalltag kommt nicht so schnell wieder. Ich verpasse also nicht so viel, wenn ich meine Karriere jetzt unterbreche.“

Wie Mengering denken derzeit viele Aufstiegswillige. Der Bundesverband der Fernstudienanbieter meldet einen signifikanten Nachfrageanstieg durch die Pandemie: Fünf der größten Anbieter verbuchten ein Plus von 30 Prozent und mehr. Viele Berufstätige seien durch das Homeoffice nun mit der Nutzung von Videokonferenzen vertraut, sagt Marcus Bysikiewicz, Präsident der Europäischen Fernhochschule Hamburg. „Damit wird ein Studium von zu Hause zu einer besser vorstellbaren Alternative.“

Auch zwei Drittel der Business-Schools weltweit verzeichneten 2020 mehr Bewerbungen als im Vorjahr, wie die jährliche Umfrage des gemeinnützigen US-Bildungsdienstleisters Graduate Management Admission Councils (GMAC) zeigt. Auffällig ist, dass vor allem MBA-Programme mit einer Dauer von mehr als einem Jahr zulegen konnten. Außerdem stieg die Anzahl älterer Bewerber mit mehr als sechs Jahren Berufserfahrung.

Beides kann als Indiz dafür gelten, dass aufgrund der Pandemie mehr Menschen als sonst über eine Neuausrichtung ihrer Karriere nachdenken.

Studiengebühren sind beim MBA-Studium sehr hoch

Sven Mengering etwa könnte sich nach knapp fünf Jahren als Berater gut vorstellen, nach dem MBA in die Industrie oder zu einem Start-up zu wechseln. „Ich möchte gern noch was anderes kennen lernen.“

Sangeet Chowfla überrascht der Bildungsboom in der Krise nicht. Die Nachfrage nach Abschlüssen wie MBA oder Master in Management verhalte sich antizyklisch, sagt der GMAC-Vorstand. In wirtschaftlich schwachen Phasen sänken die Opportunitätskosten einer Kündigung – entsprechend steige die Bereitschaft, seinen Job für eine Weiterbildung aufzugeben.

Die Rechnung hat allerdings auch einen Haken: Denn im Gegensatz zu den Kosten einer Karrierepause kennen jene eines MBA-Studiums seit Jahren nur eine Richtung – nämlich aufwärts. An der HEC liegen die Studiengebühren inzwischen bei 76.000 Euro, der Konkurrent Insead, die aktuelle Nummer eins im globalen Ranking der „Financial Times“, verlangt für zehn Monate MBA-Studium mittlerweile rund 90.000 Euro.

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Und wer sich an einer US-Eliteschule wie Harvard, Stanford oder Wharton weiterbilden will, muss sich für die zwei Jahre auf Gesamtausgaben von mehr als 200.000 Euro einstellen. Von einem Corona-Rabatt, wie ihn viele Studierende mangels Präsenzunterricht und Campusaktivitäten fordern, wollen die führenden Privatschulen nichts wissen. Sie sind allenfalls zu verlängerten Zahlungszielen bereit.

Angesichts solcher Beträge stellt sich unabhängig von der Krise die Frage, ob sich ein MBA überhaupt rechnet. Bisher gilt der Titel als Goldstandard unter den Wirtschaftsabschlüssen und als Garant für einen signifikanten Gehaltssprung. Rund 30 Prozent der MBA-Anwärter nennen einer Umfrage des Beratungsunternehmens Carrington Crisp zufolge denn auch die Verbesserung ihrer Verdienstmöglichkeiten als Grund für ihr Studium.

Gehaltsplus ist nach MBA-Studium nicht garantiert

Regelmäßige Befragungen von MBA-Absolventen legen zwar nahe, dass sich das anspruchsvolle Studium an einer Top-Business-School innerhalb weniger Jahre durch Gehaltszuwächse amortisiert. Doch noch ist nicht absehbar, welche wirtschaftlichen Langzeitfolgen die Corona-Pandemie hinterlässt. Bleiben die Studiengebühren auf derzeitigem Niveau, könnte die Rendite künftiger Absolventen deutlich geringer ausfallen, sagen Experten.

Auf dem deutschen Arbeitsmarkt geht die Rechnung ohnehin nur bedingt auf. MBA-Absolventen verdienen hierzulande deutlich weniger als im internationalen Vergleich. Auch wenn die Rankings sogar für die deutschen Top-Programme der ESMT Berlin, Mannheim Business School oder der WHU Otto Beisheim School of Management Gehaltszuwächse von 60 bis 90 Prozent ausweisen, rät Philip Bierbach, Geschäftsführer des Onlineportals Gehalt.de zu einer gesunden Skepsis gegenüber diesen Angaben.

Bei Unternehmensberatungen, Investmentbanken oder großen internationalen Technologiekonzernen seien solche Gehaltssprünge zwar durchaus möglich. Grundsätzlich flössen jedoch viele Faktoren wie Region, Branche, Position, Unternehmensgröße, Berufserfahrung und nicht zuletzt das persönliche Verhandlungsgeschick in die Gehaltsfindung mit ein.

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„Ein bestimmter prozentualer Anstieg durch einen MBA-Abschluss kann nicht per se vorhergesagt werden“, sagt Vergütungsexperte Bierbach. „Wenn die Qualifikationen und das Verhandlungsgeschick stimmen, können auch ein Masterabschluss oder ein Diplom den Weg in lukrative Managementpositionen ebnen.“

Eva Haeske-Braun, Direktorin bei der Personalberatung Kienbaum, ergänzt: „Im deutschen Mittelstand ist der MBA kein Beförderungsargument.“ Sie empfiehlt allen, die innerhalb ihres Unternehmens Karriere machen wollen, sowohl die Inhalte als auch den Zeitpunkt einer längeren Weiterbildung mit dem Arbeitgeber abzustimmen.

Alle, die einen gänzlich neuen Job suchten, sollten sich hingegen die Frage stellen, ob ein weiterbildendes Studium tatsächlich die beste Option sei. „Solange Sie studieren, sind Sie für andere Karriereoptionen nicht verfügbar“, gibt Haeske-Braun zu bedenken.

Bewusste Neuorientierung durch MBA-Studium

Sven Mengering hat sich bewusst für die Karrierepause entschieden. Er genießt das Studentenleben, den Abstand zum Job und die Zeit der Neuorientierung. Seit einigen Wochen können Vorlesungen an der HEC sogar wieder live mit beschränkter Teilnehmerzahl stattfinden. Durch die Dozenten mit Praxiserfahrung und das internationale Umfeld lerne er viel über Strategie, Innovationsmanagement oder Entrepreneurship – ganz anders, als er es aus dem deutschen BWL-Studium kennt.

Sein persönliches Highlight: Mit seinem Team gewann der begeisterte Basketballer und frühere Profisportler den hausinternen Pitch um die Organisation des MBA Tournaments, eines europäischen Sportwettkampfs, an dem jedes Jahr rund 1500 MBA-Studenten teilnehmen. 2021 muss die Veranstaltung erstmals virtuell stattfinden. Mengering nimmt es sportlich: „Wir haben das Privileg, etwas ganz Neues zu zeigen.“

Mehr: Warum Rankings nur bedingt bei der Wahl des MBA-Studiums helfen können

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