App Store Apples Salamitaktik: Der Konzern lockert Regeln erneut – jetzt für Anbieter wie Netflix und Spotify

Das System von Apple steht aktuell unter Beschuss.
Düsseldorf Der Druck zeigt Wirkung: Weltweit nehmen gerade Kartellbehörden und Gerichte Apples Geschäftsbedingungen für seinen „App Store“ unter die Lupe. Darüber vertreibt der Tech-Konzern bisher exklusiv Programme und Medien für iPhone, iPad und andere Produkte. Und der Elektronikhersteller reagiert.
Das jüngste Zugeständnis machte Apple am Mittwochabend, um ein Verfahren der japanischen Handelskommission JFTC beizulegen: Unternehmen wie Netflix, Amazon und Spotify, aber auch Verlage und E-Book-Anbieter dürfen künftig Nutzer von ihren Apps aus direkt zu eigenen Bezahlsystemen leiten. Damit können Medienanbieter deutlich leichter die Provision von bis zu 30 Prozent umgehen, die Apple kassiert.
Die Änderung gilt nicht nur für Japan: Die Vereinbarung mit der Behörde soll ab Anfang 2022 weltweit umgesetzt werden. In der Zwischenzeit muss der Technologiekonzern nach eigenen Angaben die Richtlinien und Prüfverfahren aktualisieren.
Apple verlangt von den App-Anbietern, die Software oder Abos verkaufen, eine Umsatzbeteiligung zwischen 15 und 30 Prozent. Bislang versucht der Konzern zu unterbinden, dass die Entwickler ihre Nutzer auf alternative Bezahlsysteme lenken. Dieses Vorgehen steht in vielen Ländern in der Kritik. Apple betont, der App Store sei eine für Entwickler lukrative Plattform und schütze gleichzeitig die Nutzer vor Betrugsversuchen.
Die Einigung mit der JFTC betrifft sogenannte „Reader-Apps“. Das sind Anwendungen, mit denen zuvor gekaufte Inhalte oder Abonnements für digitale Zeitschriften, Zeitungen, Bücher, Audio-, Musik- und Videoinhalte konsumiert werden können.
Bislang können Nutzer Netflix und Spotify auf Geräten mit dem Apple-Betriebssystem iOS nur verwenden, wenn sie bereits ein Abo haben: Registrieren ist nicht möglich. „Wir wissen, dass das blöd ist“, heißt es bei Netflix lapidar – einen konkreten Verweis auf die Website darf das Unternehmen bislang nicht geben.
Streit zwischen Apple und Epic dürfte weitergehen
Nun macht Apple ein – offenbar eng begrenztes – Zugeständnis. Die Anbieter dürfen „einen einzelnen Link zu ihrer Website einbinden, um den Nutzern bei der Einrichtung und Verwaltung ihres Kontos zu helfen“, wie es in der Mitteilung heißt. Viele Details sind indes noch offen, etwa, welche Apps genau unter diese Regelung fallen und ob die Nennung von Preisen erlaubt ist.
Diese Änderungen gelten zudem ausdrücklich nicht für Spiele, die die wirtschaftlich wichtigste Kategorie im App Store sind: Nach Einschätzung des Marktforschers Business of Apps trugen sie 2020 rund zwei Drittel zum Umsatz von 72,3 Milliarden Dollar bei.
Der Dauerstreit mit dem „Fortnite“-Entwickler Epic Games dürfte daher weitergehen. Epic-Chef Tim Sweeney verlangte auf Twitter, Apple sollte sein iPhone-Betriebssystem iOS im Hinblick auf Hardware, Stores, Zahlungswege und Services öffnen und Konkurrenz ermöglichen.
„Stattdessen führen sie buchstäblich Tag für Tag eine Neuberechnung von ‚teile und herrsche‘ durch, in der Hoffnung, mit den meisten ihrer Bindungspraktiken davonzukommen“, schrieb Sweeney.
Womöglich wird es allerdings nicht Apples letztes Zugeständnis sein. Bereits am vergangenen Freitag hatte der Konzern in einem Vergleich kleineren Entwicklern die Möglichkeit eingeräumt, den App-Nutzern gezielt Informationen über Abo-Abschlüsse außerhalb des App Stores zu senden. Allerdings nicht innerhalb der App selbst, sondern außerhalb, beispielsweise per E-Mail.
Weitere Kartell- und Gerichtsverfahren laufen. So wirft die EU-Kommission dem iPhone-Konzern unfairen Wettbewerb im Geschäft mit Musikstreaming-Apps wie Spotify vor. Epic will mit einer Klage in den USA erreichen, dass Unternehmen eigene App-Stores auf dem iPhone betreiben dürfen. Und Südkorea will Konzernen wie Google und Apple verbieten, den Entwicklern Zahlungssysteme vorzuschreiben.
Es gebe immer mehr Ankündigungen von Apple, erklärt der unabhängige Analyst Benedict Evans. „Aber stückweise Änderungen werden schon bald von einem systemischen Wandel überholt werden.“ Die Provision von bis zu 30 Prozent sei nicht mehr zu halten.
Mit Agenturmaterial.
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