Nach Brand in Halbleiterfabrik Chip-Engpässe in der Autoindustrie: Renesas will im Sommer wieder liefern

Von Juli an will der japanische Konzern wieder die volle Leistung abrufen.
München Gute Nachrichten aus der Chipindustrie, vor allem für die Automobilfertigung: Der japanische Hersteller Renesas will vom kommenden Sommer an wieder wie geplant liefern können. Das versprach Vorstandschef Hidetoshi Shibata am Montag. Wegen eines Brands im Stammwerk in Naka, nördlich von Tokio, kann der Konzern derzeit nicht alle Aufträge abarbeiten. Der Brand hatte die Engpässe bei der Lieferung von Halbleitern für die Autoindustrie weiter verschärft.
Shibata sagte, die Fertigung sei am Wochenende teilweise wieder angelaufen. Anfang Juli solle das Werk voll in Betrieb gehen. Am 19. März hatte ein Feuer einen Teil der Fabrik zerstört. „Ich schätze die Hilfe unserer Partner, die es uns ermöglicht hat, die Fabrik neu zu starten, ohne ins Hintertreffen zu geraten“, betonte der Manager.
Renesas hatte Wettbewerber gebeten, die Lieferungen zu übernehmen. Das allerdings gelang nur bedingt. Denn die Fertigungskapazitäten der Branche reichen schon lange nicht mehr, um die steigende Nachfrage zu bedienen.
Weltweit stehen die Bänder in Autofabriken teilweise still, weil Chips fehlen. So etwa bei VW in Emden, wo die Arbeit von diesem Montag an bis Ende des Monats ruhen soll. Laut Betriebsrat sind 8000 bis 9000 Beschäftigte davon betroffen.
Schon im Januar hatte VW die Mitarbeiter in dem Werk wegen des Bauteilemangels zwei Wochen nach Hause geschickt. Ford schließt die Fabriktore in Saarlouis von dieser Woche an sogar bis zum 18. Mai.
Renesas ist für viele Automarken ein wichtiger Lieferant
Die Unternehmensberatung Alix Partners schätzt, dass den Automarken wegen des Chipmangels dieses Jahr 61 Milliarden Dollar Umsatz entgehen könnten. Die Autobauer in den USA warnen, dass sie wegen der Engpässe 1,3 Millionen Fahrzeuge nicht werden produzieren können. Das entspricht rund neun Prozent der gesamten Verkäufe im Jahr 2020.
Mit Erlösen von 5,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr ist Renesas im internationalen Maßstab zwar ein kleiner Chiphersteller. Zum Vergleich: Deutschlands größter Halbleiterproduzent, Infineon, kam zuletzt auf einen Umsatz von 8,5 Milliarden Euro.

Ein Feuer hat schwere Schäden beim Autochip-Lieferanten hinterlassen.
Für viele Automarken ist Renesas aber ein wichtiger Lieferant. Denn bei Mikrocontrollern für Autos ist der Konzern aus Japan gemeinsam mit NXP aus den Niederlanden führend – mit rund 27 Prozent Anteil am globalen Geschäft.
Mikrocontroller sind Ein-Chip-Computer für ganz spezielle Aufgaben, zum Beispiel für Fensterheber. Fehlt nur ein einziger dieser Mikrocontroller, steht unter Umständen ein ganzes Autowerk still. Bei den Autochips insgesamt ist Renesas die Nummer drei weltweit mit einem Marktanteil von neun Prozent. Führend auf diesem Gebiet ist Infineon aus München mit gut 13 Prozent.
Die Autohersteller müssen sich allerdings darauf einstellen, dass die Chipfirmen noch mehrere Monate nicht genügend Chips liefern werden. Im dritten Quartal würde es zwar ein wenig besser, sagte TSMC-Chef C.C. Wei vergangene Woche.
TSMC ist der größte Auftragsfertiger weltweit. Die Taiwaner produzieren für alle großen Autochipanbieter und auch für Renesas. Dennoch blieben Chips insgesamt für den Rest des Jahres knapp und möglicherweise auch noch Anfang 2022. Die Investoren sehen die Fortschritte bei Renesas unterdessen positiv. In Tokio kletterte der Aktienkurs am Montag um gut vier Prozent.
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