Start-up-Finanzierung Risikokapitalgeber Endeit legt neuen Fonds auf

Die beiden Köpfe hinter Endeit wollen vor allem an Wachstumsrunden teilnehmen.
Hamburg Hubert Deitmers gehört zu den Veteranen der europäischen Risikokapitalbranche, nun baut er seinen Einfluss aus: Mitte April hat der bekannte Fernsehproduzent Joop van den Ende seinen Anteil am niederländisch-deutschen Risikokapitalgeber Endeit an Deitmers und seinen Geschäftspartner Martijn Hamann verkauft. Das verschafft dem Unternehmer Freiraum für neue Abenteuer.
Nur zwei Wochen nach dem Deal gibt Deitmers das Startsignal für den neusten, dritten Fonds von Endeit. Mit 250 Millionen Euro Volumen verdoppelt der jetzt geschlossene Fonds das bisher eingesetzte Endeit-Kapital. Das passt zum wachsenden Interesse von Risikokapitalgebern an Deutschland. Laut der Beratung KPMG wurde im ersten Quartal 2021 die Rekordsumme von drei Milliarden Euro in deutsche Start-ups investiert.
Gemanagt wird der Fonds wieder von Amsterdam und Hamburg aus. Die Niederlande und Deutschland sind die beiden Kernmärkte für Endeit. „Wir suchen Unternehmer, die das Selbstbewusstsein haben, den globalen Markt inklusive USA und Asien erobern zu wollen“, sagte Deitmers dem Handelsblatt.
Als Investoren hat Deitmers auch zehn Gründer an Bord, in die Endeit in der Vergangenheit investiert hat. Dazu gehören die Köpfe hinter dem Hamburger Kassensystem-Start-up Gastrofix/Lightspeed und dem von RTL gekauften Video-Werbeanbieter Smartclip. Weitere Geldgeber seien elf Family Offices sowie institutionelle Anleger.
Deitmers will seinen Fonds Endeit künftig stärker auf Technologiethemen wie maschinelles Lernen, Künstliche Intelligenz und Quantencomputing ausrichten. „Dabei geht es mir nicht in erster Linie um Hardcore-Tech, sondern um smarte Anwendungen der Technologien“, sagte er.
Endeit will an Wachstumsrunden teilnehmen
Anders als viele andere deutsche Risikokapitalgeber wie Earlybird und eVentures schaut Endeit nicht auf allererste Anschubfinanzierungen, also die Seed-Phase, sondern will an Wachstumsrunden teilnehmen. Zehn bis 15 Millionen Euro werde Endeit dabei pro Runde beisteuern.
Zusammen mit anderen Investoren könnten so Runden um 80 bis 100 Millionen Euro zustande kommen, sagte Deitmers. Damit wolle Endeit die Finanzierungslücke bei europäischem Kapital für Wachstumsrunden verkleinern.
Van den Ende und Deitmers haben Endeit 2006 gegründet, auch mit Teilen des Erlöses aus dem Verkauf von Endemol an Telefónica im Jahr 2000. Der Name des Investors setzt sich aus Namensbestandteilen von van den Ende und Deitmers zusammen. „Die Erfolgsgeschichte von Endemol hat gezeigt, dass es möglich ist, aus einem relativ kleinen europäischen Land einen Weltmarktführer aufzubauen. Das ist auch unser Anspruch bei Endeit“, sagte Deitmers.
Bislang hat Endeit in 35 Start-ups wie die Uhrenplattform Chronext investiert, derzeit sind noch elf im Portfolio, darunter der Neobroker Bux. Zahlen zum Erfolg sind nicht öffentlich. Nach Endeit-Angaben sei jedoch bislang nur eine Beteiligung gescheitert.
In Hamburg vertritt Philipp Schröder den Fonds. „Wir möchten dazu beitragen, dass Europa ein Tech-Hotspot bleibt“, sagte der 46-Jährige. In Hamburg ist zuletzt auch der Impact-Investor Planet A mit einem Fonds gestartet. Der traditionsreiche Hamburger Investor Neuhaus Capital hingegen hat bereits vor einigen Monaten sein Vorhaben, einen neuen Fonds aufzulegen, aufgegeben.
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