Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Obst und Gemüse Kongress 2014 „Wenn die Kanonen donnern, krachen die Preise“

Auf die EU-Sanktionen antwortet Russland mit eigenen Strafmaßnahmen. So gilt ein Einfuhrstopp für Obst und Gemüse. Während die einen Händler Hilfe von der Politik fordern, fürchten andere langfristig Nachteile.
19.09.2014 - 14:59 Uhr 11 Kommentare
Moskau verschmäht europäische Äpfel. Das merken auch die deutschen Händler. Quelle: dpa

Moskau verschmäht europäische Äpfel. Das merken auch die deutschen Händler.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Alexander Krings liefert selbst nicht nach Russland, doch den russischen Importstopp merkt er trotzdem. Der Geschäftsführer von Krings Früchte Logistik (KFL), einem Familienbetrieb aus Rheinbach, glaubt zwar nicht, dass sein Unternehmen Absatzprobleme bekommen wird. Doch: „Es geht nicht darum, etwas zu verkaufen, sondern zu welchem Preis“, sagt der Diplom-Kaufmann gegenüber Handelsblatt Online. Damit spricht er aus, worüber die ganze Branche diskutiert: die Folgen des Russland-Embargos.

Auf dem Deutschen Obst und Gemüse Kongress (DOG) in Düsseldorf ist der russische Importstopp eines der dominierenden Themen. Sowohl die Verbände als auch die Händler und Produzenten fürchten, dass die Krise zwischen Moskau und der Ukraine langfristig Auswirkungen auf ihr Geschäft haben könnte – obwohl der russische Markt gar kein großer Abnehmer der deutschen Produkte ist. Lösungsideen reichen von dem Ruf nach der Politik über ausharren bis hin zu einer stärkeren europäischen Verbundenheit.

Seit Ende Juli dürfen die europäischen Obst- und Gemüsehändler keine Waren mehr nach Russland liefern. Besonders hart trifft das die Apfelbranche. Moskau importiert jährlich etwa 1,2 Millionen Tonnen Äpfel, ein Großteil davon kommt aus der Europäischen Union (EU). Aus Deutschland kamen davon nach Schätzungen etwa 25.000 bis 30.000 Tonnen. Das ist angesichts einer produzierten Menge von etwa in Deutschland nicht viel. Die Probleme ergeben sich durch die Exportmengen anderer Länder.

Das beste Beispiel: Polen. Das deutsche Nachbarland hat 2013 laut DFVH rund 970.000 Tonnen an Äpfeln nach Russland geliefert. Nun muss diese Ernte auf anderen Märkten verkauft werden. Und das drückt die Preise in der Branche, die wegen der Rekordernte in Europa ohnehin schon unter Druck standen.

„Die Auswirkungen sind indirekt“, sagt Hans-Christoph Behr, Bereichsleiter der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Zwar seien die Exporte aus Deutschland schon im Vorjahr deutlich zurückgegangen, doch die Konkurrenz durch die Ernten aus Polen, Spanien oder den Niederlanden merke man trotzdem.

KFL-Geschäftsführer Krings nennt ein konkretes Beispiel für das Problem: So kosten 18 Kilogramm Äpfel im Normalfall über 20 Euro, manche spezielle Sorten sogar bis zu 28 Euro. Doch weil das Angebot durch das Russland-Embargo und die gute Ernte so stark gestiegen ist, verkauft ein Discounter diese 18 Kilogramm nun für drei Euro. „Ausländische Produzenten kommen mit Ramschpreisen auf den Markt“, sagt er. Gerhard Dichgans, der Direktor des Verbands der Südtiroler Obstgenossenschaften (VOG), formuliert es so: „Wenn die Kanonen donnern, dann krachen die Preise.“

„In China stehen die Äpfel nicht in der Ecke“
Seite 12Alles auf einer Seite anzeigen
Mehr zu: Obst und Gemüse Kongress 2014 - „Wenn die Kanonen donnern, krachen die Preise“
11 Kommentare zu "Obst und Gemüse Kongress 2014: „Wenn die Kanonen donnern, krachen die Preise“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Die Märkte werden Sie richten, Frau Merkel und Ihre Einflüsterer jenseits des Atlantik werden sich einen schlanken Fuß machen und eine andere Marionette installieren. Russland wird das überleben, so wie sie Napoleon und Hitler überlebt haben. Das russische Volk ist noch leidensfähiger als das an den Rand seiner Geduld mit dieser unseligen Regierung gebrachte deutsche. Deutschland geht es (noch) gut. Aber fragen Sie mal die Deutschen.

  • "wie zurzeit die Exporte von Schweinefleisch, Rindfleisch, Geflügel, Obst und Gemüse aus Brasilien nach Russland explodieren."

    Und erst wie die Verbraucherpreise in Russland explodieren... Bei so einer Inflationsrate wie in Russland würden die AfD-Anhänger Sturm laufen... *g*

  • "Nach meinem Kenntnisstand war der eigentliche Grund für den Beginn der Sanktionen der Abschuss von MH17."

    Und ich Idiot habe immer gedacht, dass der Grund für die Sanktionen ein anderer war - z.B. die mangelhafte Kooperation Putins. Schon im April war klar, worum es geht und das sukzessive verschärft wird:

    "Die G-7-Staaten haben sich darauf geeinigt, "zügig" neue Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Das erklärte die Gruppe am Samstag in einer gemeinsamen Mitteilung. Aus dem Weißen Haus in Washington wurde bekannt, dass die weiteren Strafmaßnahmen bereits am Montag verhängt werden könnten.

    Zur Begründung hieß es, Russland habe keine konkreten Handlungen unternommen, um die Genfer Einigung auf einen Friedensplan in der Ukraine zu unterstützen. Stattdessen habe Moskau die Spannungen "mit einer zunehmend besorgniserregenden Rhetorik und anhaltenden bedrohlichen militärischen Manövern" weiter eskalieren lassen."

    http://www.welt.de/politik/ausland/article127327767/G-7-beschliessen-Sanktionen-gegen-Putins-Umfeld.html

  • Es handelt sich hier um Verbandsfunktionäre, die beflissen das "Primat der Politik" beklatschen und anerkennen.

    Da wo real gewirtschaftet und gehandelt wird, sieht die Sache schon ganz anders aus und die Kritik an der Merkel-Politik nimmt mit jedem Tag zu.

    Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen und auch persönlich nachvollziehen.

  • Nach meinem Kenntnisstand war der eigentliche Grund für den Beginn der Sanktionen der Abschuss von MH17. Bis heute ist nicht erwiesen ob es die Separatisten, oder die Putschisten waren. Nur eines ist unstrittig, die Russen waren es nicht.

  • Was glauben Sie warum Russland auf die EU- Sanktionen mit einer Gegensanktion europäischer Lebensmittel geantwortet hat? Natürlich auch deshalb, um russische Produzenten vor billigen Importen zu schützten und ihnen
    auf dem russischen Markt Gelegenheiten zu verschaffen
    ihre Kapazitäten auszuweiten.

    Nehmen Sie die russischen Milch-und Käseerzeuger als Beispiel, die nicht zuletzt mit deutscher Assistenz zu sehr modernen und effizienten Metoden der Erzeugung und Vermarktung gekommen sind.

  • Viel schlimmer als die unmittelbaren Auswirkungen der Sanktionen für die Obst- und Gemüsebetriebe dürften die langfristigen psychologischen Folgen sein.

    Deutschland hat u.a. deshalb zum Exportweltmeister aufsteigen können, weil seine Zuverlässigkeit und Liefertreue nie in Frage standen. Wenn ein Exporteur vertraglich zugesichert hatte, dass die Maschine XY etwa im März des folgenden Jahres geliefert werden würde, konnte sich der Kunde darauf verlassen. Deutsche Lieferanten galten als seriöse und zuverlässige Geschäftspartner.

    Damit hat es jetzt ein Ende. Russland muss die Erfahrung machen, dass Deutschland und die EU in rein willkürlichem Handeln einfach bestehende Verträge zerreißen und die Kunden damit vor den Kopf stoßen.

    Das werden die Kunden ganz gewiss so schnell nicht vergessen. Das Vertrauen ist zerstört, und Russland muss und wird sich umorientieren. Das geht nicht von heute auf morgen, aber es geht, und es wird Russland am Ende stärker machen.

    Dass unsere Regierung dieses "dumme Zeug" betreibt, ist schon schlimm genug, dass aber die Verbände der Wirtschaft ohne heftige und deutliche Kritik in der Öffentlichkeit dies einfach so hinnehmen, ist vollkommen unverständlich. Gewiss, sie müssen sich an staatliche Gesetze und Vorschriften halten, aber das Wort müssten sie sich nicht verbieten lassen. Wenn sie dann vermeintlich entschuldigend vom "Primat der Politik" sprechen, ist das in meinen Augen nichts andres als Feigheit.

    Wir leben in einem freien Land. Man muss den Gesetzen des demokratischen Staates gehorchen, aber kritisieren darf man. Und sollte man!

    Damit ha

  • @Herr Karl Reinhard Koenen


    Die Einfältigkeit europäischer Sanktionspolitik gegenüber Russland ist kaum noch zu überbieten.

    Apropo Einfältigkeit

    Wissen Sie wieviel Jahre ein Rind benötigt bis es schlachtreif ist?
    Wissen Sie wieviel Jahre ein Apfelbaum braucht bis er trägt. Äpfel wachsen auf einem Apfelbaum und nicht in der Kiste.

    Es wird den kleinen Mann in Russland treffen und das über mehrere Jahre. Nicht jeder Russe kann sich eine Vervielfachung der Nahrungsmittelpreise leisten.

    Schönen Tag noch

  • Andererseits eine Chance, in uns zu gehen und uns auf unsere Qualitäten zu besinnen:

    nicht Äpfel aus Chile oder Neuseeland beim Discounter kaufen, sondern Äpfel aus der Region auf dem Bauernmarkt.

    ...

  • "Sanktionen sind dummes Zeug" Zitat Helmut Schmidt.

    Frau Merkel verkauft uns dieses dumme Zeug als einen besonders guten, wiksamen und "nachhaltigen" Politikansatz.

Alle Kommentare lesen
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%