Autobauer Geely will Geschäfte mit Volvo zusammenlegen

Durch die enge Zusammenarbeit mit Geely konnte der Autobauer in den vergangenen Jahren seinen Absatz auf dem wichtigen chinesischen Markt deutlich steigern.
Stockholm Der chinesische Autokonzern Geely prüft den Zusammenschluss mit seiner schwedischen Tochtergesellschaft Volvo Cars. Ein Volvo-Sprecher bestätigte, dass beide Unternehmen derzeit einen Zusammenschluss diskutieren. „Der Hauptgrund ist die Schaffung von technologischen und finanziellen Synergien, um ein weiteres Wachstum der Unternehmen zu ermöglichen“, sagte er.
Der Sprecher betonte allerdings, dass die einzelnen Marken Geely, Volvo, Link & Co sowie Polestar beibehalten werden sollen. Auch Geely-Chef und Hauptaktionär Li Shufu bestätigte die Pläne. „Ein Zusammenschluss der beiden Firmen würde einen starken weltweiten Konzern ergeben“, sagte er und betonte, dass er Gespräche mit Volvo-Chef Håkan Samuelsson über Synergien führen werde.
Ziel sei ein Zusammenschluss bis Ende dieses Jahres. Noch sind es vorläufige Überlegungen über einen eventuellen Zusammenschluss. Im vergangenen Jahr war auch über einen separaten Börsengang von Volvo Cars spekuliert worden. Ein möglicher Zusammenschluss von Volvo Cars und Geely hätte für beide Unternehmen nach Ansicht von Analysten große Vorteile.
Schon heute kooperieren die beiden Konzerne bei der Umstellung auf elektrische Antriebe. Mehrere Modelle der Marken Volvo, Lynk & Co sowie Polestar basieren auf einer gemeinsamen Plattform. Vor Kurzem kündigte Volvo an, die Zusammenarbeit mit Geely zu vertiefen. Unter anderem wollen beide Unternehmen gemeinsam neue Antriebsstränge entwickeln. Auch beim Einkauf von Batterien wollen die beiden Konzerne kooperieren.
Durch die enge Zusammenarbeit mit Geely konnte Volvo in den vergangenen Jahren seinen Absatz auf dem wichtigen chinesischen Markt deutlich steigern. Geely wiederum profitiert vom guten Namen der schwedischen Marke und hofft mit seiner neuen Marke Lynk & Co auch in Europa Fuß fassen zu können.
Kulturelle Verschiedenheiten behindern die Arbeit
Volvo ist seit 2010 im Besitz des chinesischen Autoherstellers, der auch rund 15 Prozent an dem gleichnamigen, aber völlig unabhängigen Lkw-Konzern Volvo und knapp zehn Prozent an Daimler hält. Geely hatte die Pkw-Marke vom US-Konzern Ford gekauft. Den Amerikanern, die Volvo 1999 übernommen hatten, war es nie gelungen, die schwedische Marke aus den roten Zahlen zu fahren.
Auch nach der Übernahme durch Geely lief es zunächst nicht rund. Gerüchten zufolge gab es anfangs große Meinungsverschiedenheiten über den zukünftigen Kurs des Autoherstellers. Auch die kulturellen Verschiedenheiten sollen die Arbeit behindert haben.
Sah die chinesische Übernahme des schwedischen Traditionsunternehmens zunächst als missglückt aus, hat sich der Einstieg der Chinesen zuletzt als Erfolgsgeschichte erwiesen. Volvo Cars schreibt seit längerem schwarze Zahlen, und die neuen Modelle erfreuen sich in Europa und vor allem in China einer immer größeren Beleibtheit.
Im vergangenen Jahr verkaufte Volvo weltweit 705.000 Fahrzeuge – so viele wie noch nie zuvor. Unter dem chinesischen Eigner entwickelte Volvo Cars auch eine neue Elektro-Strategie: Künftig sollen alle neuen Volvo-Modelle mit einem Elektromotor ausgestattet sein – entweder als Hybrid oder als reines Elektrofahrzeug.
„So gut wie jetzt stand Volvo eigentlich nie da“, sagte ein Stockholmer Analyst und betonte, dass die positive Entwicklung des Autobauers vor allem an der Lernfähigkeit, aber auch Beharrlichkeit des chinesischen Großaktionärs gelegen habe.
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