Covid-Impfstoffe Mehrere Länder stoppen Impfung mit Astra-Zeneca-Vakzin – Ema gibt aber bisher Entwarnung

Der Impfstoff von Astra-Zeneca fällt vereinzelt durch Nebenwirkungen auf, doch gelten solche Reaktionen als erwartbar.
Stockholm, Frankfurt Mehrere europäische Länder haben das Impfen mit dem Astra-Zeneca-Vakzin zunächst ausgesetzt. Grund sind Berichte über die Bildung von Blutgerinnseln nach der Impfung. Dänemark beschloss am Donnerstag, die Impfung zunächst für 14 Tage auszusetzen, nachdem „schwere Fälle der Bildung von Blutgerinnseln“ nach der Impfung bekannt geworden seien, teilte die dänische Gesundheitsbehörde mit.
Es handele sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme, unterstrich ein Behördensprecher. Ob ein Zusammenhang zwischen Impfung und der Bildung von Blutgerinnseln bestehe, werde jetzt untersucht.
„Wir wissen noch nicht, ob die Blutgerinnsel und ein Todesfall im Zusammenhang mit der Impfung stehen“, erklärte eine Sprecherin der Behörde. Über den Tod eines Patienten wurden keine weiteren Angaben gemacht. Die Unterbrechung der Impfungen mit dem Astra-Zeneca-Vakzin seien „sehr ärgerlich“, erklärte die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen.
Kurz zuvor hatte sie noch erklärt, dass sie von einem „fast normalen Sommer“ ausgehe, wenn sich alle Dänen impfen ließen. Wie sich der Impfstopp mit dem Astra-Zeneca-Vakzin auf den Zeitplan auswirkt, ist noch nicht klar. In Dänemark wurden bislang rund 142.000 Menschen mit dem Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers geimpft. Insgesamt hat das Land rund zehn Prozent der Bevölkerung geimpft.
Auch mehrere andere Länder haben sich zu einem vorläufigen Stopp von Impfungen mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff entschieden. Dazu zählen die drei baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen sowie Österreich, das die Verimpfung einer Astra-Zeneca-Charge unterbrochen hat, und Luxemburg. In Norwegen beschloss die Gesundheitsbehörde am Donnerstag ebenfalls, zunächst nicht mehr das Astra-Zeneca-Vakzin zu verimpfen.
22 Fälle von Blutgerinnseln bei drei Millionen Geimpften
In den klinischen Studien und auch in den Sicherheitsüberprüfungen der europäischen Arzneimittelagentur Ema sind entsprechende Probleme mit dem Impfstoff von Astra-Zeneca bisher nicht aufgefallen.
Auch mit Blick auf die jüngsten Vorfälle gibt die Behörde Entwarnung. Nach bisher vorliegenden Informationen sei die Häufigkeit von thrombotischen Störungen bei den Geimpften nicht höher als in der generellen Bevölkerung, stellte der Ema-Ausschuss für Risikobewertung (PRAC) bereits am Mittwoch in einer Stellungnahme fest.
Die Sicherheitsexperten der Ema hatten sich speziell mit der Frage befasst, nachdem Österreich die Impfungen mit Astra-Zeneca-Vakzinen aus einer bestimmten Produktionscharge ausgesetzt hatte, weil insgesamt vier Fälle von Blutgerinnseln im Zusammenhang mit Impfungen aus dieser Charge aufgetreten waren. Eine Person verstarb daran.
Am Donnerstagabend bekräftigten die Ema und das in Deutschland für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut ihre Einschätzung, dass der Nutzen der Impfung mit dem Impfstoff die bekannten Risiken weiter überwiege.
Es gebe derzeit keine Indizien, dass diese Probleme durch die Impfung verursacht worden seien, heißt es in dem Statement des PRAC. Insgesamt habe man bis zum 10. März 30 Fälle von Blutgerinnseln bei insgesamt fünf Millionen Menschen beobachtet, die im europäischen Wirtschaftsraum mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff geimpft wurden.
Die in Österreich gestoppte Charge umfasst rund eine Million Dosen des Impfstoffs, die an 17 europäische Länder geliefert wurden.
Astra-Zeneca-Impfstoff: Gerinnungsstörungen tauchen im Sicherheitsupdate nicht auf
Deutschland wurde nach Angaben des PEI allerdings nicht mit Impfstoffen aus dieser Charge beliefert. Man stehe mit der dänischen Arzneimittelbehörde und der Ema in Kontakt und untersuche die Sachlage in Deutschland.
Bis zum 11. März wurden laut PEI in Deutschland insgesamt elf Fälle von unterschiedlichen thromboembolischen Ereignisse bei etwa 1,2 Millionen Impfungen mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff berichtet. Vier Personen seien verstorben. "In der Zusammenschau der derzeit verfügbaren Informationen zu den deutschen und internationalen Meldungen zu thromboembolischen Ereignissen nach Impfung mit dem COVID-19-Impfstoff AstraZeneca gibt es derzeit keinen Hinweis, dass die Impfung diese Erkrankungen verursacht hat", heißt es in der Stellungnahme der Behörde.
Ein Sprecher des deutschen Gesundheitsministeriums sagte, nach jetzigem Stand gebe es noch keine Hinweise darauf, dass der Todesfall in Dänemark mit einer Corona-Impfung ursächlich in Verbindung stehe. „Aktuell untersuchen die europäischen Arzneimittelbehörden den Fall.“ Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach wies darauf hin, dass Thrombosen eine häufige Folge von Covid-19 sind. „Der Impfstoff hätte aus meiner Sicht auf Grundlage eines Falles in Dänemark nicht gestoppt werden sollen. Der Schaden in Vertrauen ist immens“, schrieb er auf Twitter.
Im letzten Sicherheitsupdate des Paul-Ehrlich-Instituts zu den Corona-Impfstoffen von Anfang März spielten Gerinnungsstörungen im Zusammenhang mit dem Vakzin von Astra-Zeneca keine Rolle. Zwar verweist das Institut darin auf 26 Schlaganfälle, die im Zusammenhang mit Covid-Impfungen gemeldet wurden. Doch betraf das ganz überwiegend Fälle, in denen der Impfstoff Comirnaty von Biontech verimpft wurde.
Der Impfstoff von Astra-Zeneca war in den vergangenen Wochen zwar vereinzelt durch relativ starke impftypische Nebenwirkungen wie vorrübergehendes Fieber und Müdigkeit aufgefallen. Doch gelten solche Reaktionen als erwartbar und nicht besorgniserregend.
Für den britischen Impfstoff wurden nach den Daten des PEI mit 7,6 Fällen pro 1000 Impfungen insgesamt zwar relativ mehr Nebenwirkungen gemeldet als für die Impfstoffe von Biontech (1,6) und Moderna (2,9). Was die gemeldeten Fälle von schweren Nebenwirkungen angeht, lag das Vakzin in der Statistik des PEI mit 0,2 Meldungen pro 1000 Impfungen jedoch unter den Werten der beiden Konkurrenzprodukte.
Insgesamt wurden bis zum Stichtag des letzten Sicherheitsupdates am 27. Februar in Deutschland knapp 5,4 Millionen Dosen des Biontech-Impfstoffs, 138.000 Dosen des Moderna-Impfstoffs und 363.000 Einheiten des Astra-Zeneca-Vakzins verabreicht.
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