Pharmaindustrie Merck verdoppelt Konzernergebnis und erhöht erneut die Prognose

Das Unternehmen erhöht nach einem starken zweiten Quartal erneut die Prognose.
Frankfurt Der Pharma- und Spezialmaterialienkonzern Merck erhöht nach einem starken zweiten Quartal zum zweiten Mal in diesem Jahr die Prognose. Alle Geschäftsbereiche legten von April bis Juni zweistellig zu, das Konzernergebnis konnte sogar mehr als verdoppelt werden.
„In allen Geschäftsbereichen ist es uns gelungen, für beschleunigtes, effizientes Wachstum zu mobilisieren“, sagte Merck-Vorstandschefin Belén Garijo am Donnerstag. Das Unternehmen will organisch zwischen 12 und 14 Prozent zulegen und rechnet nun mit einem Konzernumsatz zwischen 18,8 und 19,7 Milliarden Euro, nach 17,5 Milliarden Euro im Vorjahr. Bisher hatte Merck 18,5 bis 19,5 Milliarden Euro Umsatz erwartet.
Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) soll nun auf 5,6 bis 6,0 Milliarden Euro wachsen – was einem organischen Zuwachs von 21 bis 25 Prozent entspricht. Zuletzt hatte Merck ein Ebitda in Höhe von 5,4 bis 5,8 Milliarden Euro erwartet.
Die Merck-Aktien stiegen am Donnerstagvormittag um drei Prozent auf ein Rekordhoch von 181,55 Euro. Beim operativen Ergebnis habe der Konzern noch stärker die Erwartungen übertroffen als beim Umsatz, kommentierten die Analysten der Schweizer Bank UBS . Vor allem die Labor- und die Pharmasparte hätten sich besser entwickelt als gedacht.
Der Darmstädter Konzern profitiert im zweiten Quartal einmal mehr von der anhaltend hohen Nachfrage nach Produkten und Ausrüstung für die Herstellung von Covid-19-Impftstoffen. Aber auch die Pharmasparte und der Halbleiter-Bereich tragen stark zu der erfolgreichen Entwicklung bei. Allerdings war das Vorjahresquartal wegen der ersten Pandemiewelle in Europa und den USA schwächer ausgefallen.
Insgesamt wuchs Merck im zweiten Quartal um 8,2 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro Umsatz. Das um Sonderfaktoren bereinigte operative Ergebnis (Ebitda), die wichtigste Kennzahl zur Steuerung des operativen Geschäfts, legte um 46,7 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zu. Währungseffekte wirkten sich jeweils mit rund fünf Prozent negativ aus.
Das operative Ergebnis (Ebit) konnte gegenüber dem Vorjahresquartal auf eine Milliarde Euro verdoppelt werden, ebenso das Konzernergebnis, das 745 Millionen Euro erreichte.
In der Pharmasparte trieben vor allem die Krebsmedikamente Erbitux und Bavencio das Wachstum; ebenso die Fruchtbarkeitsmedizin, die im Vorjahresquartal wegen geschlossener Fertilitätskliniken schwächer nachgefragt worden war. Auch eine zeitlich begrenzte Auftragsfertigung des Medikaments Erbitux für den Partner Eli Lilly in den USA wirkte sich positiv aus.
Nachfrage nach Halbleitern treibt Elektronik-Sparte
Insgesamt wuchs die Pharmasparte um 19,2 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro Umsatz. Der bereinigte operative Gewinn stieg um 55,3 Prozent auf 581 Millionen Euro.
Im Unternehmensbereich Life Science kletterte der Umsatz um 23,2 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro, vor allem wegen einer hohen Nachfrage nach Produkten und Ausrüstung für die Arzneimittel- und Impfstoffherstellung. Der bereinigte operative Gewinn erhöhte sich um 45,7 Prozent auf 829 Millionen Euro.
Die Sparte Electronics wuchs um 5,4 Prozent auf 857 Millionen Euro, wobei hier vor allem die anhaltend hohe Nachfrage nach Halbleitern eine Rolle spielte ebenso wie ein starker Anstieg des Bedarfs nach Oberflächenlacken und -beschichtungen im Zuge der wirtschaftlichen Erholung. Der bereinigte Gewinn legte von April bis Juni um 8,3 Prozent auf 258 Millionen Euro zu.
Insgesamt rechnet Merck damit, dass sich die im zweiten Halbjahr 2020 eingesetzte Erholung des Geschäfts von den negativen Einflüssen aus der Corona-Pandemie auch im laufenden Geschäftsjahr fortsetzen wird. Das Unternehmen rechnet derzeit nicht damit, dass weitere Ausbruchswellen einen vergleichbaren negativen Effekt wie in der ersten Hälfte 2020 haben könnten.
Merck-Chefin Garijo erwartet, dass die Corona-Pandemie bei Merck in diesem Jahr für einen zusätzlichen Umsatz von einer Milliarde Euro sorgt. Davon entfällt der Löwenanteil mit 900 Millionen Euro auf die Life-Science-Sparte, in der die Produkte für die Impfstoffproduktion hergestellt werden. Auch im kommenden Jahr geht Merk von einer durch die Pandemie erhöhten Nachfrage aus und rechnet mit zusätzlichen Umsätzen in Höhe von 700 Millionen Euro.
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