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Volkswagen Wie sich der VW-Markenchef aus dem Schatten von Herbert Diess löst

Ralf Brandstätter hat dem heutigen Konzernchef häufig den Vortritt gelassen. Nun tritt er vermehrt ins Rampenlicht – um die Marke VW nach vorn zu bringen.
17.03.2021 - 18:55 Uhr Kommentieren
Der VW-Markenchef sucht verstärkt die Bühne. Quelle: Reuters
Ralf Brandstätter

Der VW-Markenchef sucht verstärkt die Bühne.

(Foto: Reuters)

Düsseldorf Lange Zeit ist es ziemlich still um ihn gewesen. Während kaum ein Tag vergeht, an dem sein Vorgänger Herbert Diess sich nicht in irgendeinem Medium zu Wort meldet, hat sich Ralf Brandstätter vornehm zurückgehalten. Der Wolfsburger Automanager agiert vorsichtig, will sich erst gründlich einarbeiten und keine Fehler machen.

Doch nun, ganz langsam, schwimmt Brandstätter sich frei. Der Vorstandsvorsitzende der Marke Volkswagen Pkw tritt aus dem Schatten von Konzernchef Diess, der den Markenposten im Sommer vergangenen Jahres nach einem Konflikt mit dem Aufsichtsrat räumen und an Brandstätter abtreten musste. Der Wirtschaftsingenieur kommt nun aus der Deckung und versucht sich daran, sich selbst und der Marke Volkswagen ein neues Profil zu geben. „Leiser und weniger offensiv, als das vielleicht noch unter Herbert Diess passiert ist, aber trotzdem bestimmt und zielorientiert“, sagt ein Insider in Wolfsburg.

Anfang dieses Monats hat Brandstätter, 52, so etwas wie sein ganz persönliches Gesellenstück als Vorstandschef der Marke Volkswagen geschafft. Herbert Diess hatte ihm noch eine Markenstrategie hinterlassen, die bis zum Jahr 2025 gültig ist. Der Schwerpunkt lag dabei eindeutig auf der Elektrifizierung der Flotte.

Mit der neuen, unter Ralf Brandstätter entwickelten Strategie geht der Blick nun weiter. Er hat der Marke unter dem Namen „Accelerate“ ein Programm bis zum Jahr 2030 verpasst. Natürlich geht es dabei auch noch um Elektroautos. Doch der Fokus hat sich etwas verschoben, unter Brandstätters Führung sind die Digitalisierung und die Software-Ausstattung der Fahrzeuge in den Mittelpunkt gerückt.

Dass sich die Elektromobilität nicht mehr aufhalten lässt, darüber herrscht inzwischen nicht nur in Wolfsburg Einigkeit. Es sind zwar noch Details zu klären wie der Aufbau der Ladeinfrastruktur oder das Batterieformat in den Elektroautos. Doch schon zum Ende des Jahrzehnts werden die E-Modelle die Fahrzeugproduktion von Volkswagen dominieren. Ralf Brandstätter hat sich für seine Marke das Ziel gesetzt, dass der Anteil der rein batteriegetriebenen E-Autos an den Gesamtverkäufen 2030 bei 70 Prozent liegen soll.

Fortschritte bei der Digitalisierung

Viel herausfordernder ist jedoch die künftige Software-Ausstattung der Fahrzeuge, mit der traditionelle Autohersteller so ihre Probleme haben, auch Volkswagen. So musste der Verkaufsstart des neuen Elektromodells ID.3 im vergangenen Jahr verschoben werden, weil die neue und aufwendigere Software einfach nicht rechtzeitig fertig geworden war.

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Unter „Accelerate“ will Brandstätter wesentliche Fortschritte bei der Digitalisierung der Volkswagen-Flotte erreichen. Er hat eine vergleichsweise einfache Antwort darauf, wie er das Thema in den Griff bekommen will. „Da müssen wir uns hineinarbeiten“, sagt er im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Dass im vergangenen Jahr nicht alles sofort zu 100 Prozent funktioniert hat, sieht er nicht unbedingt als Nachteil an. Volkswagen habe aus den anfänglichen Fehlern gelernt und wesentliche Fortschritte bei der Software gemacht. Die Produkte würden jeden Tag besser, zum Nutzen der Kunden. „Der Zug mit den Lösungen nimmt Fahrt auf.“

Mit der Digitalisierung will die Marke Volkswagen ein völlig neues Geschäftsfeld aufstoßen. Die Software der neuen Elektroautos ist wie bei einem Smartphone jederzeit drahtlos update-fähig („over the air“), VW kann über diesen Weg zusätzliche digitale Produkte verkaufen. Denkbar sind beispielsweise mehr Reichweite oder mehr PS für den Wochenendausflug und die Urlaubsreise. Volkswagen hält einen höheren dreistelligen Millionenbetrag als Zusatzumsatz für möglich.

Sendungsbewusstsein für den gesamten Konzern

Ralf Brandstätter sieht sich dabei nicht nur als Vertreter der Marke Volkswagen. Er entwickelt Sendungsbewusstsein für den gesamten Konzern. „Mit unserer neuen Strategie Accelerate sind wir auch so etwas wie eine Blaupause für den gesamten Konzern“, sagt er. Und mit der Marke sieht er sich auf dem richtigen Weg.

Auch die Coronakrise habe nichts daran geändert, dass Volkswagen in zwei Jahren eine operative Rendite von sechs Prozent erreichen will. Eine Marge, die in der Automobilindustrie gemeinhin für überlebensnotwendig gehalten wird, die die Marke Volkswagen allerdings schon seit Jahren nicht erreicht.

„Die Marke ist in Bewegung, es herrscht Aufbruchstimmung“, sagt Brandstätter. Jetzt muss er nur noch beweisen, dass er seine Ankündigungen wahr macht. Wenn ihm das gelingt, könnte er eines Tages auch den Aufstieg in den Konzernvorstand schaffen. Dort, wo die Chefkollegen von Porsche und Audi längst vertreten sind, nicht aber der Vorstandsvorsitzende der Marke Volkswagen Pkw.

Mehr: Volkswagen will mit Tesla gleichziehen: E-Auto-Software soll künftig per Funk erneuert werden

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