IP als Erfolgsfaktor bei Investments
Investitionsrisiken
- 26.04.2023

Nutzung von IP-Informationen bei der Suche nach attraktiven Investitionszielen

Daten zu Patenten und Marken sind weitgehend öffentlich zugänglich und können – richtig analysiert und genutzt – Technologieführer und "Hidden Champions" auf der IP-Landkarte sichtbar machen. Außerdem können sie auf "weiße Flecken" ("White Spots") in der Technologielandschaft hinweisen. Dabei handelt es sich um Sektoren, die noch nicht stark von anderen IP-Anmeldern besetzt sind und daher eher für eine Expansion in Frage kommen. Wenn die Prognosen für das generelle Marktpotenzial ebenfalls günstig sind, sind Investitionen in Unternehmen, die in solchen "White Spots" tätig sind, oft vielversprechend. Sie können ihre Erfindungen noch durch IP-Rechte schützen und somit exklusiv vermarkten, wovon auch ihre Investoren profitieren.
Risikopotenziale erkennen durch IP-Due-Diligence

Ein Beispiel für einen solchen Risikofaktor ist der Patentumfang: Decken die Patente das eigentliche Produkt oder die Technologie in den relevanten Märkten überhaupt vollständig ab oder gibt es Lücken im Schutzumfang? Ein Mythos hierbei ist das oft missverständlich bezeichnete und falsch interpretierte "Weltpatent". Eine so genannte "WO-Anmeldung" oder "PCT-Anmeldung" erstreckt sich in der Theorie zwar tatsächlich über fast die gesamte Welt. Jedoch handelt es sich hierbei nur um eine Art Platzhalter: Auch bei einer PCT-Anmeldung muss spätestens nach Ablauf eines gewissen Zeitraums der Patentschutz in jedem gewünschten Land einzeln "aktiviert" und bezahlt werden. Mit der PCT-Anmeldung gewinnt man lediglich etwas Zeit, in der der Patentschutz "freigehalten" wird, bis sich Anmeldende im Klaren sind, wo wirklich Patentschutz benötigt wird. Auch der Status des Portfolios ist einer der wichtigsten Faktoren bei jeder Risikobewertung. Ein Portfolio, das größtenteils oder ausschließlich aus noch nicht endgültig erteilten Patentanmeldungen besteht, birgt ein Risikopotenzial für Wertverluste, falls die Patente am Ende nicht erteilt werden.
Auch die IP-Landschaft um das Investitionsziel herum sollte nicht vernachlässigt werden. Eine dichte Wettbewerbslandschaft birgt ein hohes Risiko von Angriffen Dritter, beispielsweise durch Verletzungsklagen. Außerdem ist es in stark besetzten Feldern schwieriger, für künftige Entwicklungen die Ausübungsfreiheit (Freedom to Operate, FTO) zu gewährleisten. Unternehmen, die in "White Spots" tätig sind, werden in der Regel seltener mit Konflikten konfrontiert. Außer, aggressive neue Spieler betreten die Bühne. Ein umfassender Schutz des eigenen geistigen Eigentums ist in diesem Fall von entscheidender Bedeutung, um den Markteintritt für neue Akteure zu verhindern oder zumindest zu erschweren.
Wie lässt sich der Wert von IP angemessen beziffern?

In den meisten Fällen ist ein einkommensbasierter Bewertungsansatz am besten geeignet, da er auf den erwarteten künftigen Erträgen eines IP-Portfolios basiert. Eine besondere Form des einkommensbasierten Ansatzes ist dabei die Lizenzanalogie-Kalkulation ("Relief-from-Royalty"). Bei dieser Methode wird der IP-Wert auf der Grundlage von hypothetischen Lizenzgebühren berechnet, die zu entrichten wären, wenn der Eigentümer das IP nicht selbst besitzen würde, sondern von einem Dritten lizenzieren müsste. Diese Methode ist vor auch vor Gericht und bei Steuerbehörden besonders anerkannt. Mit einer Bewertung nach diesem anerkannten Modell verfügen sowohl Käufer als auch Verkäufer über eine solide Verhandlungsbasis.