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Was das Königshaus kostetKrise zwingt die Queen zum Sparen

Die Wirtschaftskrise hat auch bei der Königin Elisabeth II Spuren hinterlassen. Sie musste ihre Führungsrolle als teuerstes Königshaus Westeuropas an eine Amtskollegin abgeben. Doch die Rechnung ist komplizierter.Matthias Thibaut 31.07.2012 - 14:48 Uhr Artikel anhören

Die britische Königin Elizabeth II, hier begleitet von ihrem Ehemann Prinz Philip, hat im vergangenen Jahr 32 Millionen Pfund Steuergelder erhalten.

Foto: ap

London. Königin Elizabeth II. musste den Gürtel in den letzten Jahren so eng schnallen, dass sie  schon weniger königlich ausgestattet ist als ihre holländische Amtskollegin Beatrix. Das  ergibt der Kostenvergleich europäischer Staatsoberhäupter durch den Genther Professor Herman Matthijs.

Gegenüber den 39,4 Millionen Euro Kosten der niederländischen Monarchie - damit teuerstes Königshaus in Westeuropa - beliefen sich die Zuwendungen der britischen Steuerzahler an die Queen im Steuerjahr 2011 nur 38,2 Millionen Euro oder 32,1 Millionen Pfund. Da die Queen aber seit einigen Jahren Steuern auf ihr nicht ganz unbedeutendes Privatvermögen bezahlt, ist es sogar möglich, dass sie mehr an Steuern bezahlte, als sie vom Steuerzahler für ihre Amtsausübung erhielt. 2009 betrug der Etat der Queen noch 36,5 Millionen Pfund.

Kurz gesagt: Die Queen kostet jeden ihrer Untertanen im Jahr so viel wie ein Pint Milch – weniger als ein Liter. Sie kostet nur ein Drittel eines französischen Präsidenten, der für seine 112 Millionen Euro allerdings auch mitregiert – und nur unwesentlich mehr als ein deutscher Bundespräsident, dessen Amtskosten für 2012 mit 30,7 Millionen Euro angegeben werden. Nicht schlecht, bedenkt man, was die Queen damit alles erreicht: Die Analysefirma Brand Finance beziffert den Wert der britischen Monarchie  im Jubiläumsjahr 2012 auf 44 Milliarden Pfund und stuft sie als eine „der wertvollsten britischen Marken“ ein.

Sparsame Queen

Als die jetzige Koalitionsregierung im Juni 2010 übernahm und ein rigoroses Programm zur Haushaltssanierung auflegte, durfte die Queen keine Ausnahme sein. Nur das Gesundheitssystem und die Entwicklungshilfe kamen ohne Schnitte davon. Die Chefmanager des „Royal Households“ mussten einem Rückgang der Staatsbezüge in den Jahren 2011 bis 2013 von 19 Prozent zustimmen - ungeachtet der höheren Kosten des Diamantjubiläums. 2011 war erst der erste Sparschnitt - 5,3 Prozent, oder, betont die zum Ende des Finanzjahrs 2011 vorgelegte jährliche Palastabrechnung, 10,2 Prozent weniger Kaufkraft. Da das Sparen bis 2013 weitergeht, muss die Queen womöglich wieder einmal aus ihrem Privatvermögen zuschießen.

Prinz Philip geht in Rente. An diesem Mittwoch hat der Ehemann der Queen seinen letzten öffentlichen Auftritt absolviert.

Foto: Reuters

Der 96 Jahre alte britische Prinzgemahl nahm im beige-farbenen Trenchcoat und mit Melone bekleidet eine Parade von Marinesoldaten vor dem Buckingham-Palast in London ab.

Foto: AFP

Bereits im Mai hatte Prinz Philip angekündigt, sich zurückzuziehen. Er behält es sich aber vor, die Queen gelegentlich bei Terminen zu begleiten.

Foto: Reuters

Öffentliche Auftritte der Royals gibt es in Großbritannien so gut wie täglich – sei es bei Eröffnungen, Wohltätigkeitsveranstaltungen oder Jubiläen. Prinz Philip hat seit der Thronbesteigung seiner Frau im Jahr 1952 Tausende solcher Termine wahrgenommen. Der Buckingham-Palast weiß es natürlich ganz genau: 22.191 Einzelauftritte waren es für den Herzog von Edinburgh, wie es über den royalen Twitter-Account hieß.

Foto: dpa

In der Vergangenheit hat der Ehemann von Queen Elizabeth II. bei einigen dieser Auftritte mit verbalen Ausrutschern für Aufsehen gesorgt. Hier einige Beispiele.

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„Guten Tag, Herr Reichskanzler!“

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„Wie schaffen Sie es eigentlich, die Eingeborenen so lange vom Saufen abzuhalten, dass sie durch die Fahrprüfung kommen?“

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„Sie können noch nicht so lange hier sein, Sie haben keine Wampe.“

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„Sie haben Moskitos. Ich habe die Presse.“

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„Das scheint mir der beste Weg zu sein, Geld aus dem Fenster zu schmeißen. Ich glaube nicht, dass Investitionen auf dem Mond hohe Dividende bieten.“

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„Wenn ihr in der Nähe dieser Musik steht, ist es kein Wunder, dass ihr taub seid.“

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„Wo hast du denn diesen Hut her?“

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„Sie haben es also geschafft, dass man Sie dort nicht aufgefressen hat?“

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„Wenn sie einen Mann sehen, der einer Frau die Autotür aufhält, dann kann es nur zwei Gründe geben: Es ist eine neue Frau oder ein neues Auto.“

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„Wenn es vier Beine hat und kein Stuhl ist, oder wenn es zwei Flügel hat und fliegt, aber kein Flugzeug ist, oder wenn es schwimmt und kein U-Boot ist, dann werden es die Chinesen essen.“

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„Britische Frauen können nicht kochen! Ein Glück, wenn die eigene Frau dem Herd fern bleibt und man einen eigenen Koch im Schloss hat!“

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„Heute Abend sind aber viele von Ihrer Familie da.“

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„Wenn ihr noch länger hier bleibt, bekommt ihr alle Schlitzaugen!“

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„Sollte ich einmal wiedergeboren werden, dann bitte als tödlicher Virus. So könnte ich meinen Teil beitragen, um das Problem der Überbevölkerung zu lösen.“

Foto: Reuters

Aber diese Zahlen erzählen nur die halbe Geschichte. In Wahrheit ist die Sache komplizierter und spannender. Komplizierter, weil von den 32 Millionen Pfund der Queen nicht jeder blitzblanke Pferdesattel und nicht jede Bärenfellmütze eines königlichen Grenadiers finanziert werden und überhaupt die Unterscheidung zwischen dem privaten und dem öffentlichen Vermögen der Krone gar nicht einfach ist. Spannender, weil die Finanzen der Royals eigentlich immer mehr eine Frage der Politik als des Geldes sind.

„Die Kosten der Monarchie sind kein wirklicher Wirtschaftsfaktor. Sie sind ein Indikator der Popularität einer Monarchie“, schreibt Queen-Biograf Andrew Marr in seinem Buch „Diamond Queen“. Und hier sieht die Sache so gut aus für die Queen wie lange nicht. Politisch gibt es kaum noch Debatten über angebliche Verschwendungssucht an den Höfen und nur die eisernsten Republikaner behaupten, die Monarchie sei ein Luxus. Queen Beatrix sollte angesichts der holländischen Debatte über ihren Etat bei ihrer britischen Amtsschwester in die Lehre gehen.

Wie die Queen den Staat unterstützt

Früher besaß der König als größter Grundbesitzer das Land, finanzierte mit seinem Vermögen Staat und Nation und zwackte gelegentlich, wenn es die Politik verlangte, einem getreuen Vasallen ein bisschen davon als Lehen gab. In England lieferte König Georg III bereits 1760  - lange vor der französischen Revolution – die Erträge dieses „Kronvermögens“ (crown estate) dem Staat aus und ließ sich im Gegenzug vom Parlament eine fixe Summe als „Civil list“ bezahlen. Das ging so weit gut, machte die Monarchie aber abhängig von der Gunst des Parlaments.

Je stärker die antimonarchistische Stimmung, desto zäher und peinlicher die Verhandlungen über die „Gehaltserhöhung“ des Monarchen. Vor allem in den Wirtschaftskrisen der siebziger Jahre gab es in Großbritannien darüber heftige Debatten. Nun werden die Briten ab 2013 wieder zum alten System zurückgehen: Die Queen wird dann einfach 15 Prozent des Kronvermögens für ihre Aufgaben und die Führung des Royal Households behalten und nur den Rest an den Staat abführen. Die Queen wird nicht mehr vom Staat ausgehalten, sondern unterstützt, wie früher, den Staat. Und wenn sie und ihre Vermögensverwalter gut wirtschaften, könnte es ihr ganz gut gehen. 2011 betrug der Gewinnüberschuss des „Crown estates“ 231 Millionen Pfund.

Über das private Vermögen der Queen ist nichts Handfestes bekannt. Die „Sunday Times“-Reichenliste schätzt das Privatvermögen der Queen auf 310 Millionen Pfund – vor allem Aktien und die Pferdezucht „Royal Stud“ in ihrem ebenfalls als privat geltenden Schloss Sandringham. Ziemlich genau weiß man über den Rest bescheid, Vermögen, dass die Queen „treuhänderisch“ für die Nation verwaltet.

Das britische Kronvermögen wurde nie enteignet und verstaatlicht, es hat bis heute einen eigentümlichen, mit typischer Pragmatik in der Schwebe gehaltenen Zwischenstatus. Dazu gehört auch die „Royal Collection“,  der wie eine öffentliche Stiftung geführte, phänomenale Kunstbesitz der Queen, meist in öffentlichen Museen oder den offiziellen Palästen, die auch dazu zählen. Der Wert wurde von der „Sunday Times“ einmal auf 10 Milliarden Pfund geschätzt. Aber verkaufen könnte die Queen ihren Vermeer nie.

Ähnlich öffentlich ist das eigentliche „Crown Estate“ – das, was von den Liegenschaften der alten Könige noch übrig geblieben ist. Das Kronvermögen reicht von einem Großteil des Londoner Westends wie der Regent Street bis zum britischen Festlandsockel, auf dem nun Offshore Windparks stehen und Lizenzgebühren erwirtschaften – der Schätzwert liegt bei 7,3 Milliarden Pfund. Etwas privater ist die „Duchy of Lancaster“ mit Liegenschaften vorwiegend in Nordengland, 1265 von Heinrich III. als Lehen begründet.

Aus dem jährlichem Gewinn von 13 Millionen Pfund kann die Queen sich selbst und ihre engere Familie mitfinanzieren. Bekannter ist die „Duchy of Cornwall“, das Herzogtum, 1337 von Edward III begründet, das vom Thronfolger verwaltet wird: Prinz Charles bewirtschaftet nach ökologischen Kriterien 541 Quadratkilometer Land, mit Fischereien, Holzwirtschaft,  gründete Keks- und Wurstfabriken („Duchy Originals“) , neue Städte (Poundbury) und unterstützt Handwerkerbetriebe von Strohdachdeckern bis Buntglasfensterproduktionen. Im letzten Geschäftsjahr wurden bei einem Kapitalwert von 728 Millionen Pfund 18 Millionen Pfund erwirtschaftet, die weitgehend in die vielen karitativen Stiftungen des Thronfolgers fließen.

Umgestülpt wurden die königlichen Finanzen in einem 20-jährigen Reformprozess, der etwa in der Zeit begann, als die Monarchie in eine Krise schlitterte – mit den Skandalen um Diana und dem Schlossbrand von Windsor 1991. Die Queen stellte den ehemaligen Chairman der Schroders Bank, Lord Airlie und Sir Michael Peat von Peat Marwick Mitchell, einen der Urahnen von KPMG, als Finanzberater ein.

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Teure Hofschranzen und Trittbrettfahrer der weitläufigen Verwandtschaft wurden in die Wüste geschickt, die Monarchie abgespeckt, die Betriebsführung modernisiert, die Paläste für Besucher geöffnet und besser bewirtschaftet und die neue Effizienz mit Transparenz und jährlichen Finanzberichten dokumentiert.

Auf dieser Basis wurde die „Apanage“ der Civil List auf zehn Jahre festgelegt. Es gab komplexe Verhandlungen mit dem Schatzamt, bei denen die Queen u.a. einwilligte, Steuern auf ihr Privatvermögen zu bezahlen (alle Kronvermögen bleiben aber frei von Erbschaftssteuer). Der letzte und krönende Schritt war die Aufgabe der „Civil List“ – mit der die Queen wie ein Staatsangestellter behandelt wurde. Nun ist die Queen wieder souverän. Vertragsklauseln sichern, dass sie, sollte sie zu gut wirtschaften, nicht im Überfluss schwimmt. Aufpasser ist der nationale Rechnungshof, die National Audit Office.

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