Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Alte Kunst und Antiken Die Auktionen in London führen einen angeschlagenen Markt vor

Das Angebot der Altmeisterauktionen in London gleicht streckenweise einem Gemischtwarenladen. Sammler erhalten zu wenig Anreize, sich von guten Arbeiten zu trennen.
29.12.2021 - 14:00 Uhr Kommentieren
Die antike Skulptur war auf 2 bis 3 Millionen Pfund geschätzt. Nach einem 20-minütigen Bietgefecht wurde sie einem asiatischen Sammler für 18,6 Millionen Pfund zugeschlagen. Quelle: Sotheby's
Hamilton-Aphrodite

Die antike Skulptur war auf 2 bis 3 Millionen Pfund geschätzt. Nach einem 20-minütigen Bietgefecht wurde sie einem asiatischen Sammler für 18,6 Millionen Pfund zugeschlagen.

(Foto: Sotheby's)

London Wie jedes Jahr endete der Londoner Auktionszyklus mit der Alten Kunst. Leider spiegelt in dieser Saison diese Sparte jedoch nicht das gute Gesamtergebnis, das sowohl Christie’s als auch Sotheby’s für 2021 verkündet haben.

In der sogenannten Classic Week fanden sich in diesem Jahr zwar sowohl Meisterwerke als auch versteckte Kleinode. Doch das Angebot ähnelte eher einem Gemischtwarenladen, dessen eher schwache Ergebnisse kaum einen Einfluss auf den Jahresumsatz der Auktionshäuser haben.

Die Lücken im Angebot spiegeln sich in den unterschiedlichen Auktionen wider. Christie’s bot schon gar keine eigene Auktion mit Objekten und Skulptur an, integrierte aber eine Onlineauktion mit Objekten, Schmuck und Design aus dem Besitz von Victoria, Lady de Rothschild, in das Angebot. Sotheby’s Angebot war zwar ähnlich eklektisch, konnte aber in allen Bereichen auch Höhepunkte verbuchen.

Ein Beispiel aus der Treasures-Auktion bei Sotheby’s ist der Nautiluspokal von Jacob Claesz de Grebber, geschaffen 1628 in Amsterdam. Der Pokal wurde nicht nur in Gemälden verewigt. Die Geschichte seiner Eigentümer spiegelt die Eroberung der Welt wider, aber auch die Enteignung jüdischer Sammlungen im Nationalsozialismus.

Es handelt es sich um ein Stück aus der berühmten Sammlung des Dresdners Bankiers Eugen Gutmann. „Verloren“ nach dem zweiten Weltkrieg, wurde der Pokal nun im Einvernehmen zwischen den Gutmann-Erben und den Erben des New Yorker „Eigentümers“ Alexis Gregory versteigert. Auf 400.000 bis 600.000 Pfund geschätzt, wurde er nach großem Interesse für 1,8 Millionen Pfund versteigert.

Ebenso einzigartig, aber zehnmal so teuer, wurde die sogenannte Hamilton-Aphrodite, der Sotheby’s eine eigene Auktion widmete. Die antike Skulptur, auf 2 bis 3 Millionen Pfund geschätzt, wurde nach einem 20-minütigen Bietgefecht zwischen fünf Interessenten einem asiatischen Sammler für 18,6 Millionen Pfund zugeschlagen. Der Preis stellt einen neuen Weltrekord für eine antike Marmorskulptur auf.

Toplos der Christie’s Auktion wurde ein Bild des Bethlehemitischen Kindermordes, das von geschätzten 1 bis 1,5 Millionen Pfund auf 2,4 Millionen Pfund anstieg. Quelle: Christie's Images Ltd. 2021
Pieter Brueghel der Jüngere

Toplos der Christie’s Auktion wurde ein Bild des Bethlehemitischen Kindermordes, das von geschätzten 1 bis 1,5 Millionen Pfund auf 2,4 Millionen Pfund anstieg.

(Foto: Christie's Images Ltd. 2021)

Das asiatische Interesse setzt hier einen wichtigen Impuls für westliche Antiken und das Interesse an solchen Meisterwerken bei asiatischen Sammlern. Weiterhin sieht man, dass auch im Bereich der dekorativen Kunst und der Skulptur diejenigen Arbeiten hohe Preise erzielen, bei denen handwerkliche Qualität, Ästhetik, geschichtliche Bedeutung und Provenienz, sowie die Geschichte der Besitzer zusammenkommen.

Leider schaute man fast vergeblich, um ähnlich Interessantes bei den Gemälden der alten Meister zu finden, wobei Sotheby’s ein deutlich besseres Angebot zum Verkauf brachte als Christie’s. In Sotheby’s Abendauktion kamen 33 Lose zum Aufruf, die 19 Millionen Pfund einspielten, während Christie’s 46 Lose anbot, von denen die 33 verkauften Objekte nur 10 Millionen Pfund einspielten. Ein recht starkes Gefälle des traditionell in diesem Bereich starken Hauses zu seinem ewigen Konkurrenten.

Das Toplos der Christie’s Auktion wurde ein Bild des Bethlehemitischen Kindermordes von Pieter Brueghel dem Jüngeren, das von einer Schätzung von 1 bis 1,5 Millionen Pfund auf 2,4 Millionen Pfund anstieg. Die Arbeit war zuletzt 1986 für 220.000 Pfund bei Sotheby’s versteigert worden.

Von dem gleichen Einlieferer stammte ein Paar mit panoramaartigen Schlachtszenen von Pieter Snayers, das mit 175.000 Pfund die mittlere Schätzung erzielte, aber dennoch einen Rekordpreis für Werke des Malers aufstellte. Eines der frühesten bekannten Porträts des Spaniers El Greco wurde von den Erben der Sammlung Julius und Camilla Priester aus Wien angeboten, denen die Arbeit erst 2015 restituiert wurde.

Der Nautiluspokal stammt aus der berühmten Sammlung des Dresdners Bankiers Eugen Gutmann. Auf 400.000 bis 600.000 Pfund geschätzt, wurde er nach großem Interesse für 1,8 Millionen Pfund versteigert.
Jacob Claesz de Grebber

Der Nautiluspokal stammt aus der berühmten Sammlung des Dresdners Bankiers Eugen Gutmann. Auf 400.000 bis 600.000 Pfund geschätzt, wurde er nach großem Interesse für 1,8 Millionen Pfund versteigert.

Eine Anzahl von frühen Italienern und Werken aus der nordischen Renaissance verkaufte sich innerhalb der Schätzungen um die 50.000 bis 100.000 Pfund. Das gleiche Preisniveau erzielte eine Gruppe von Werken aus Holland aus dem 17. Jahrhundert, alles Arbeiten, die man vor einiger Zeit noch in der Tagesauktion erwartet hätte. Insgesamt ein schwaches Angebot, das weit entfernt ist von den 45 Millionen Pfund, das Christie’s im Juli in dieser Sparte einnahm.

Sotheby’s dagegen konnte den eigenen schlechten Sommer ins Positive drehen und lag bei den Auktionen vorne. Das Angebot war hochkarätiger und Resultate lagen durchweg im sechsstelligen Bereich oder darüber. Angeführt wurde die Auktion von einem Doppelporträt von Jacob de Witte und Maria Nutius von Anton van Dyck. Das Paar stammte ehemals aus der Sammlung des südafrikanischen Minenbesitzers Joseph Robinson und verkaufte sich am oberen Ende der Schätzung für 6,2 Millionen Pfund.

Die bei Sotheby’s stärkere Einbindung von Onlinebietern sah man an der Studie zum Raub des Ganymeds von Peter Paul Rubens. Die auf 300.000 bis 400.000 Pfund geschätzte Ölskizze erbrachte 717.000 Pfund mit Interessenten online, im Saal, und an den Telefonen.

Positiv sah es einzig für Käufer aus, die im Bereich um die 10.000 Pfund erwarben. Interessant für den kleineren Geldbeutel waren vor allem eine Anzahl von Kameen aus dem Treasures-Sale bei Sotheby’s, die man schon ab 1500 Pfund ersteigern konnte. Die ehemals vor allem beim Adel und bei Bankern hochbegehrten Objekte sind derzeit günstig zu ersteigern.

Kabinettbilder aus dem 17. Jahrhundert, vor allem Arbeiten aus dem Umfeld oder der Werkstatt bekannter Künstler können bei beiden Häusern in den Online-„Tagesauktionen“ für teilweise unter 10.000 Pfund erstanden werden, vor allem, da bei Sotheby’s einige Werke ohne Reserve angeboten wurden.

Der angeschlagene Markt Alter Kunst wird sich weiter umorientieren müssen. Mit der Verlegung von Messen wie der Brafa in Brüssel im Januar und der Maastrichter Tefaf im März haben Händler und Sammler kaum gezielte Saisonhöhepunkte. Das mag den Auktionen im neuen Jahr guttun, aber könnte auch zu einer weiteren Entwertung eines Sammlergebietes führen, das historisch, aber auch ästhetisch zu einem der Spannendsten gehört.

Es gibt zu wenig Anreize für Sammler, sich von guten Arbeiten zu trennen, und das Überangebot im unteren und mittleren Preissegment ist für kleine Käufer zwar durchaus interessant, lohnt sich aber kaum für die großen Auktionshäuser und bringt wenig im Hinblick auf deren Umsätze und Gewinne.

Mehr: Alte Kunst bei Lempertz: Ungebrochene Kauflust trotz fehlender Prestigeobjekte

Startseite
Mehr zu: Alte Kunst und Antiken - Die Auktionen in London führen einen angeschlagenen Markt vor
0 Kommentare zu "Alte Kunst und Antiken: Die Auktionen in London führen einen angeschlagenen Markt vor"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%