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  4. Der virtuelle Auftritt der Kölner Kunstmessen ist eine halbherzige Angelegenheit

Art Cologne und Cologne Fine Art & DesignWenn Sammler sich durch digitales Dickicht zur Kunst vorkämpfen müssen

Die Kunstmessen der Domstadt finden erstmals gleichzeitig und im Internet statt. Doch der virtuelle Auftritt ist ein Flickenteppich.Stefan Kobel 21.11.2020 - 11:39 Uhr Artikel anhören

Das mit Acrylfarben gemalte "Self-Portrait, Red Cap Chief VII" von Osi Audu stammt aus dem Jahr 2019.

Foto: Sakhile & Me, Frankfurt

Berlin. Die beiden Kölner Kunstmessen finden in diesem Jahr nur virtuell statt. Art Cologne und Cologne Fine Art & Design laden in den nächsten Wochen ins Internet. Beide Messen finden nach der Verschiebung der Art Cologne vom Frühjahr in den Herbst erstmals parallel statt. Auf verschiedenen Kanälen versuchen sie, das Publikum mit ihren Ausstellern zusammenzubringen. Ob das gelingen wird, ist allerdings fraglich.

Die bisherigen Erfahrungen mit anderen Messen zeigen, dass digitale Angebote vor allem im Bereich der sogenannten „Bluechips“ zu nennenswerten Abschlüssen führen, also bei Künstlern und Galerien, die international in der Oberliga spielen und bei denen Investmentinteressen im Vordergrund stehen. Diese Kunstmarktsparte ist vor allem im angloamerikanischen und im asiatischen Raum bedeutend.

Im Rheinland dominieren aber Privatsammler und Institutionen. Sie mit „Online Viewing Rooms“, kurz OVRs, zu aktivieren, fällt allen Veranstaltern schwer. Für die Kölner dürfte es bei ihrer eher traditionellen Klientel noch einmal schwieriger werden.

Wenig hilfreich ist unter diesen Voraussetzungen, dass die Messegesellschaft allzu lange darauf gesetzt hat, beide Veranstaltungen im November im realen Raum ihrer Hallen durchführen zu können – statt zumindest parallel eine Digitalstrategie mit Hochdruck zu verfolgen, um im Notfall ein überzeugendes Ausweichszenario anzubieten.

Für das Frühjahr ist der Start einer Plattform angekündigt, die unter dem Arbeitstitel „Sigmar“ auch anderen Messen offenstehen und die das ganze Jahr über aktiv sein soll. Dafür gab es öffentliche Mittel. Und offensichtlich war der Messeleitung diese Lösung wichtiger.
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Das Ergebnis ist jetzt ein Onlineauftritt, dem sein improvisierter Charakter sehr deutlich anzumerken ist. Sowohl für die Art Cologne als auch für die Cologne Fine Art & Design stehen die gewohnten Onlinekataloge im Netz. Für die kleinere Kunst- und Antiquitätenmesse war es das auch schon. Nicht einmal der neu gestaltete Showroom für Einsteiger, zu dem jeder Händler unter dem passenden Motto „Homeoffice“ eigene Objekte einreichen konnte, hat es ins Internet geschafft.

Die Art Cologne leistet sich hingegen gleich drei Auftritte. Neben dem eigenen Auftritt werden die Präsentationen des Onlinepartners Artsy und individuelle OVRs einiger Galerien gleich mit auf der Startseite angepriesen. Die hinterlässt noch einen guten Eindruck. Dahinter sieht es jedoch traditionell bis trist aus.

Dürftiges Rahmenprogramm

Gerade einmal 18 Galerien nutzen die Gelegenheit, sich hier digital zu präsentieren – mit ihren jeweils eigenen Lösungen. Während einige Teilnehmer auf entsprechende Unterseiten ihrer eigenen Internetpräsenz umleiten, nutzen andere die Infrastruktur der Portale Artland oder Artbutler.
Das digitale Rahmenprogramm fällt ebenfalls dürftig aus. Die Messe selbst hat einige Video-Talks mit Sammlern, Museumsleuten und Künstlern produziert.

Nachdem mit der Unlock Art-Konferenz des Zeit-Magazins die größte Begleitveranstaltung abgesagt wurde, bleiben das in diesem Jahr per Videokonferenz abgehaltene Kölner Kunstversicherungsgespräch des Kunstversicherungsmaklers Zilkens zum – allerdings brandaktuellen – Thema Staatshaftung sowie die ebenfalls digitale Verleihung der Digital Leaders in Art Awards in Kooperation mit dem Versicherung Arte Generali.

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Digitales Durcheinander

Den Kunstliebhabern bleiben dann doch die realen Besuche in Galerien vor Ort, die zum Teil ihre für die Art Cologne bestimmten Präsentationen in den eigenen Räumen abhalten. 16 Berliner und sieben Münchener Galerien haben dieses Projekt sogar über die Art Cologne kommuniziert.

Insgesamt hinterlässt das Agieren von Koelnmesse und Art Cologne einen schwachen Eindruck. Zu lange hat man sich wohl dem rheinischen Motto „Et hätt noch immer jot jejange“ verschrieben und auf staatliche Beihilfen zum Aufbau einer digitalen Infrastruktur gebaut. Es ist leider nicht gut gegangen. Man kann den Ausstellern nur wünschen, dass das Interesse der Sammler groß genug ist, sich durch das digitale Durcheinander zu kämpfen, um zur Kunst zu gelangen.

Mehr: Lockdown nach Regierungsbeschluss: Die Art Cologne wird erneut verschoben

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