Auktion: Rekordzuschlag nach Zweikampf um Klimt-Porträt

Gustav Klimt's Bildnis „Dame mit Fächer“ bricht alle Rekorde.
London. Gustav Klimts Gemälde „Dame mit Fächer“ ist bei Sotheby’s in London zum Rekordbetrag von 74 Millionen Pfund zugeschlagen worden. Mit Aufschlag ergibt sich so eine Endnotierung von 83,5 Millionen Pfund oder umgerechnet über 108 Millionen Dollar. Damit avanciert das 1917/18 geschaffene Porträt zum teuersten Kunstwerk, das je in Europa versteigert wurde. Auf Auktionen weltweit wurde für ein Gemälde von Klimt noch nie so viel geboten.
Bei der „Dame mit Fächer“ handelt es sich um eines der letzten Gemälde von Klimt. Zum Aufruf kam es im Rahmen der Sommerauktionen am 27. Juni. Das Bildnis einer anonymen Frau stand nach dem Tod des Künstlers noch auf der Staffelei, bevor es aus dem Nachlass verkauft wurde. In den letzten 100 Jahren befand es sich in Privatsammlungen. Zuletzt war es 1994 an den jetzigen Einlieferer für 11,6 Millionen US-Dollar in New York von Sotheby’s versteigert worden. Aufwertung erhielt das Bild durch die Ausstellung 2021 bis 2022 im Belvedere in Wien.
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Das Gemälde spiegelt Klimts Faszination an fernöstlicher Technik und Komposition. Hintergrund, Kleid und Fächer nehmen Motive und Farbigkeit chinesischer Kunst auf, vor allem der Phönix, der Kranich, der Goldfasan und die Lotusblume mit ihrer Glückssymbolik. Eine Prise Erotik gibt dem Bild zusätzliche Faszination.
Sotheby’s erwartete für das Werk um die 65 Millionen Pfund. Lisa Dennison, Sotheby’s Amerika, gab das erste Gebot ab, wohl im Auftrag des Garanten. Aber nach wenigen Minuten entwickelte sich ein spannender Zweikampf im Saal.
Auf der einen Seite bot Jen Hua, Deputy Chairman für Sotheby‘s in Asien, am Telefon; auf der anderen Seite Patti Wong im Saal für Kunden am Telefon. Sie ist ehemalige Chairwoman für Sotheby‘s Asien und nun unabhängige Kunstberaterin. Der Preis stieg langsam nach oben, bis nach zehn Minuten Patti Wong das finale Angebot von 74 Millionen Pfund machte.
Vielleicht war es die Affinität mit chinesischer Thematik, vielleicht der Wunsch, das letzte Meisterwerk Klimts zu besitzen, die Faszination an kulturübergreifender Schönheit oder die Hoffnung auf eine attraktive Geldanlage. In jedem Fall fand der Wettbewerb zwischen zwei Asiaten statt. Wie in der Gesamtauktion hielten sich die Amerikaner eher zurück. Sotheby’s bestätigte nach der Auktion, dass der Käufer ein Sammler in Hongkong ist.
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