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AuktionVan Ham versteigert ersten Teil der Kunstsammlung Kasper Königs

Mit den ersten 60 Losen aus der Privatsammlung des legendären Kurators Kasper König nimmt das Kölner Auktionshaus Van Ham 3,5 Millionen Euro netto ein. Am Ende des Folgetags stehen rund 6 Millionen Euro brutto in den Büchern.Christiane Fricke 02.10.2024 - 21:29 Uhr aktualisiert Artikel anhören

Köln. „Ich hätte das Sofa gern gehabt.“ Johann König zuckt bedauernd die Schultern. Der auf staksigen Stahlarmierungen stehende Prototyp der „Auditorium-Diwane“ (1991) von Franz West war ihm einfach zu teuer geworden. Erst bei 155.000 Euro fiel am Abend des 1. Oktobers bei Van Ham der Hammer für das mit hinfälligem Charme ausgestattete Möbelstück des österreichischen Künstlers.

Ein Onlinebieter aus Fernost hatte Johann König hartnäckig die Stirn geboten. Bei 60.000 Euro war der Sohn des vor zwei Monaten verstorbenen Ausstellungsmachers Kasper König eingestiegen. Als Schätzpreis hatte man für das historische Werk verlockend niedrige 20.000 bis 30.000 Euro angesetzt.

Der gesamte Kunstnachlass des legendären Kurators wird versteigert. „Familienmitglieder mussten sich strecken“, mit anderen Worten mit steigern, wenn sie etwas haben wollten, berichtet Auktionator Markus Eisenbeis auf Nachfrage des Handelsblatts.

Johann König, das jüngste der vier Kinder, macht davon lebhaften Gebrauch, nur vereinzelt gebremst von seiner Ehefrau. Vor ihm hat an diesem Abend sein Bruder Leo Platz genommen, Galerist in New York. Er bietet, Eisenbeis zufolge, jedoch im Auftrag von Kunden. Ein amerikanisches Ehepaar hat er neben sich sitzen.

Der Saal ist voll. Es sind Schaulustige dabei, kenntnisreiche Beobachter wie der Kunstberater Jörg Michael Bertz und der Sammler Reiner Speck, aber auch viele mit Bieternummern ausgerüstete Sammlerinnen und Sammler quer durch alle Altersklassen. Selten ist so viel los in einem Auktionssaal. An der Seite sind mindestens acht Telefone im Einsatz, hinten nehmen Mitarbeiterinnen die Gebote mehrerer Onlineplattformen entgegen.

Das Datumsbild „May 7, 1967“ von On Kawara war auf 500.000 bis 700.000 Euro geschätzt. Es wird unter Applaus für 800.000 Euro in eine rheinische Sammlung vermittelt. Foto: Van Ham Kunstauktionen

Nach nicht einmal anderthalb Stunden ist klar: Der Kasper-König-Sale hat vielversprechend begonnen. 3,5 Millionen Euro kommen am ersten Abend netto zusammen. 2,6 Millionen Euro hatte Eisenbeis mindestens erwartet, allerdings für beide Auktionen zusammen, also inklusive Tag-Auktion am heutigen 2. Oktober mit nochmals 190 Losen.

Und es geht augenscheinlich alles weg. Markus Eisenbeis verkündet schließlich einen sogenannten „White Glove-Sale“, der noch dazu mit einer Rekordnotierung für ein Datumsbild von On Kawara garniert wird. „May 7, 1967“, auf 500.000 bis 700.000 Euro geschätzt, wird unter Applaus für 800.000 Euro in eine rheinische Sammlung vermittelt.

Auch die „Schwarze Wolke“ des immer noch zu entdeckenden, sehr eigenwilligen Malers Bruno Goller gelangt mit einem Gebot von 65.000 Euro locker über die Taxe, die bei 30.000 bis 50.000 Euro lag. Der Bieter aber kommt damit günstig zum Zuge – gemessen an den mehr als 100.000 Euro, die Kasper König gegen den Widerstand der Familie – so erinnert sich sein jüngster Sohn – seinerzeit für das Bild bezahlt haben soll.

Mit Beifall quittiert wird das Ergebnis für Claes Oldenburgs diskret anspielungsreiche Geistergarderobe für Marilyn Monroe („Ghost Wardrobe for M. M.“). Sie wird, ausgerufen mit 70.000 Euro, am Ende für 260.000 Euro an einen Saalbieter weitergegeben.

Nur zwei Lose musste Markus Eisenbeis unter Vorbehalt zuschlagen; darunter eine atemberaubend despektierliche Aktfigur, die Donald Duck gebiert. Das Bild des US-Malers John Wesley bleibt bei 43.000 Euro hängen, weit unter den veranschlagten 60.000 bis 80.000 Euro. Im Zweifel war es vielleicht etwas zu hoch geschätzt, so wie das Artischockenkisten-Objekt von H.C. Westermann einige Losnummern später, das ebenfalls unter Vorbehalt verkauft wurde: für 19.000 Euro, geboten von einem Händler. Die Taxe lag bei 30.000 bis 50.000 Euro.

Tabus und den Mainstream brechende Werke von Künstlerinnen und Künstlern machen diese Auktion zu etwas Besonderem. Auch weil sie Emotionales zum Vorschein bringen und in dieser angedeuteten Intimität berühren. Es sind namentlich solche, die es nie in den Kunstmarkt schafften, oder die lange brauchten, um sichtbar zu werden. Sie sind das Salz in der Suppe: neben SUSI POP, Deutschlands Banksy, der erst im heutigen Day Sale aufgerufen wird, William Nelson Copley, der mit spielerischem Humor und kräftigen Farben dem Eros und der Freiheitsliebe huldigt.

Bei zwei von den drei ausgebotenen Gemälden Copleys bot Johann König mit: vergeblich bei „Lady Be Good“, das von 60.000 auf 130.000 Euro gehoben wurde. Hier wurden höchstens 90.000 Euro erwartet. Erfolgreich war der Berliner Galerist dann bei einer vielfigurigen Leinwand aus der Pariser Zeit, die ihm für 85.000 Euro zugeschlagen wurde, etwas oberhalb der Taxe.

Zu etwas Besonderem wird diese Auktionsfolge auch, weil sich das Auktionshaus so viel Mühe bei der Aufbereitung und dem Marketing gemacht hat. Allein die zur Vorbesichtigung arrangierte Ausstellung, an deren Konzeption Kasper König noch selbst, und dann seine Söhne mitgewirkt hatten, war ein Genuss. Es dürfte lange dauern, bis erneut eine Sammlung von vergleichbarem Charme und vergleichbarer Güte auf den deutschen Auktionsmarkt kommt.

Nach Abschluss der heutigen Tag-Auktion meldet Van Ham ein Gesamtergebnis von rund 6 Millionen für 250 Lose und eine Verkaufsquote nach Wert von 234 Prozent. 94 Prozent der Positionen wurden verkauft. Der nachgelieferte Nachverkaufskatalog listet gerade mal elf zurückgegangene Lose.

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Erstpublikation: 2.10.2024 16:10

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