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Kasper KönigNachruf auf einen gewieften Kunstvermittler

Fast sechs Jahrzehnte hat Kasper König den Kunstbetrieb mit seinem ideenreichen, aber auch provozierenden Wirken bereichert. Legendäre große Ausstellungen gehen auf sein Konto. Er wurde 80 Jahre alt.Christiane Fricke 12.08.2024 - 14:51 Uhr Artikel anhören
Kasper König war schon vom Krebs gezeichnet, als er sich nachdenklich, aber selbstbewusst dem Fotografen des Kölner Auktionshauses Van Ham stellte. Foto: van Ham Kunstauktionen

Düsseldorf. Kasper König machte sich und anderen nichts vor. „Man muss zynisch optimistisch sein“, ließ er kürzlich im Gespräch mit dem Handelsblatt über die Preiserwartungen an ein Datumsbild von On Kawara fallen. Es ist eines der prominenten Lose aus seiner Privatsammlung, die bei Van Ham Anfang Oktober versteigert werden soll.  Da war er schon so krank, dass die Reise nach Köln kurzfristig gestrichen werden musste. Jetzt wurde bekannt, dass der legendäre Ausstellungsmacher im Alter von 80 Jahren am vergangenen Freitag seiner Krebserkrankung erlag.

König gelang mit seiner schlitzohrigen Schnoddrigkeit ein ausgemachtes Kunststück. Nämlich dem Kunstmarkt, an dessen Brust sich alle, eben auch das einst von ihm geleitete Museum Ludwig in Köln, nähren, kritisch gegenüberzustehen und zugleich sehr nahe zu sein. So wusste er genau, wie wichtig ein guter Draht zu Museumsfreundinnen und Privatsammlern für das Überleben und die Weiterentwicklung eines notorisch in Geldnöten lavierenden kommunalen Museums ist.

Erinnert sei unter anderem an die juristisch trickreiche Installation einer „Kunststiftung im Museum Ludwig“, die dem kommunalen Museum das Recht einräumte, Stiftungen entgegenzunehmen, oder an sein „Museum der Wünsche“. Damit trat er 2001 in Köln nicht nur an, sondern verabschiedete sich elf Jahre später auch – 2012 unter dem Motto „Ein Wunsch bleibt immer übrig“.

Im Prinzip waren diese Ausstellungen nichts anderes als die ungenierte Formulierung von Vorschlägen zur Erweiterung der Sammlung, die die angesprochenen Mäzeninnen und Sammler doch bitte schön dem Museum schenken sollten.

Der ganze Betrieb ist so von Gier besessen.
Kasper König
Ausstellungsmacher

„Der ganze Betrieb ist so inflationär und so von Gier besessen und diesem Spekulativen“, bemerkte er wiederum vor vier Jahren über den Kunstmarkt im Deutschlandfunk Kultur, als er zu einem ironisch vom Schöpfer, dem Künstler Sigmar Polke, selbst betitelten „Meisterwerk“ befragt wurde. Es war auf kuriose Weise in Königs Besitz gekommen, als er 2008 seine Runde über die Art Cologne drehte. Weggeschnappt einem Sammler, der zuallererst beim anbietenden Galeristen um einen Rabatt gefragt hatte – was König empörend fand.

Auch die Arbeit von Polke wird im Herbst unter den Hammer kommen, mit einem fünfstelligen Schätzpreis zwischen 30.000 und 50.000 Euro. König war sich nie zu schade, die Dinge beim Namen zu nennen. Schon vor vier Jahren erwartete er, dass Polke „heute bestimmt einen fünffachen Wert“ hätte, und zwar aufgrund der Provenienz. „Weil es mir gehört“, setzte er selbstbewusst hinzu.

König war immer stolz, es als „Analphabet“ – so bezeichnete er sich selbst im Gespräch mit dem Handelsblatt – so weit bis zum Professor geschafft zu haben. Ohne Abitur oder akademische Ausbildung. Diesen Stolz darf man ihm neidlos zugestehen.

Er hat Spuren hinterlassen und Maßstäbe gesetzt als Mitbegründer der „Skulptur Projekte Münster“, als Kurator der Großausstellungen „Westkunst“ und „von hier aus“ sowie der „Manifesta“ in St. Petersburg. Die Kunstwelt verliert mit ihm einen gewitzten, sich von der trägen deutschen Bürokratie nicht ausbremsen lassenden Inspirator, Kurator, Lehrer und Museumsdirektor.

Mehr: „In der Regel ist eine Auktion fürchterlich“

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