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Auktionen in New York Teil 1Umsätze erreichen höchstens die Erwartung

New Yorks Auktionen für Kunst seit dem Impressionismus können den nervösen Markt nur bedingt beruhigen. Der erste Teil des Nachlasses Fisher Landau bestätigt zwar Sotheby's Schätzung. Christie's Ergebnis bleibt jedoch unter den Vorhersagen.Barbara Kutscher 09.11.2023 - 10:46 Uhr Artikel anhören

Jia Ailis riesiges apokalyptisches Triptychon „Combustion“ von 2016 vervierfachte bei 4,8 Millionen Dollar die untere Erwartung.

Foto: Christie's Images Ltd. 2023

New York. Gleich zu Beginn der wichtigen New Yorker Auktionsserie, die an sechs Abenden Kunst von Impressionismus bis in die Gegenwart bietet, konnte Sotheby’s einen nervösen Markt beruhigen. Vor voll besetztem Saal rief Starauktionator Oliver Barker am Mittwochabend die ersten 31 Werke aus dem marktfrischen Nachlass der prominenten New Yorker Sammlerin, Emily Fisher Landau auf.

Eingespielte 406,4 Millionen Dollar mit Aufgeld bestätigten die Erwartung. Gemeinsam mit ihrem ersten Ehemann, dem Immobilienentwickler Martin Fisher, hatte Fisher Landau zunächst großartige Werke der Klassischen Moderne, der Pop Art und des Abstrakten Expressionismus gekauft, später um junge Kunst bis in die 2000er Jahre ergänzt.

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Sie besaß auch das Highlight dieser Saison: Pablo Picassos stark farbiges Porträt seiner Geliebten Marie-Thérèse aus dem wichtigen Jahr 1932. Barker rief es bei 100 Millionen Dollar auf, spielte vier Minuten lang drei Telefonbieter gegeneinander aus, bis der Hammer schließlich taxgerecht bei 139,4 Millionen Dollar inklusive Aufgeld für „Femme à la montre“ niedersauste. Es ist das zweithöchste Auktionsergebnis für den Spanier. Platz Eins belegen immer noch „Les femmes d“ Alger (Version „O“), die bei Christie’s im Jahr 2015 zu 179 Millionen Dollar die Hände wechselten.

Wendy Lin, Sotheby’s Chairman Asia, war eine der Unterbieterinnen bei Sotheby’s; aber sie konnte später sechs Werke für ihre asiatischen Kunden sichern. Neun Lose sprangen über die Zehn-Millionen Dollar-Marke, darunter Jasper Johns ikonisches Motiv „Flags“, das von nur zwei Bietern auf 41 Millionen Dollar gehievt wurde.

Anderes wurden minutenlang heftig umworben. Dazu zählte Agnes Martins frühes Rastergemälde „Grey Stone II“ aus dem Jahr 1961, in dem die Künstlerin auch Blattgold verwendete. Hier griff der französische Kunstberater Philippe Ségalot gegen acht Bieter durch und sorgte bei 18,7 Millionen Dollar für einen neuen Rekord. Die Taxe hatte bei 6 bis 8 Millionen Dollar gelegen.

Auch für den mit monochromen Allegorien bekannt gewordenen Mark Tansey gab es einen neuen Bestpreis. Sein wichtiges Großformat „Triumph Over Mastery II“ verfolgten vier Bieter bis zu 11,8 Millionen Dollar.

Allerdings scheinen die hochgelobten Retrospektiven von Mark Rothko in Paris und Ed Ruscha in New York, den Fisher Landau besonders eifrig sammelte, den Preisen keinen Schub verliehen zu haben. So wurde Ruschas frühes Textbild „Securing the Last Letter (Boss)“ nach dem Aufruf bei 32 Millionen Dollar schon bei 34 Millionen Dollar zugewiesen. Mit Aufgeld macht das 39,4 Millionen Dollar. Im November 2019 war Ruschas ebenfalls 1964, allerdings in lebhaftem Türkis gemaltes „Hurting the Word Radio #2“ auf den Rekord von 52,5 Millionen Dollar gesprungen.

Eine ganze Reihe von Losen hatte allerdings nur einen Interessenten. Trotzdem konnte sich Sotheby’s über eine Zuschlagsrate von 100 Prozent freuen. Das Haus hatte den Nachlass dank einer Garantiesumme akquirieren können und lud anschließend das Risiko für 24 Lose durch „unwiderrufliche Gebote“ auf Dritte ab. Die Werke waren also schon vorab verkauft.

Für manche Beobachter ist die eigentliche Auktion nur noch Theater oder ein Private Sale, der in der Öffentlichkeit stattfindet. Für David Galperin, Sotheby’s Leiter Contemporary Art in the Americas, ist Risikomanagement aber auch eine effektive Strategie, die nicht nur vor der Rückgangsliste schütze, sondern Sammler auch motivieren und Preise erfolgreich setzen könne.

Christie’s Abendauktion „21st Century“ war am Dienstag mit angemessen taxierten Werken erfolgreich. In der aktuellen risikoscheuen Zurückhaltung flackern hitzige Gefechte um die ganz Jungen und Ungetesteten nur noch selten auf. Wie etwa beim chinesischen Maler Jia Aili, dessen riesiges apokalyptisches Triptychon „Combustion“ von 2016 bei 4,8 Millionen Dollar die untere Erwartung vervierfachte. Christie’s gab von 41 angebotenen Losen 39 weiter, eingehämmerte 107,5 Millionen Dollar mit Aufgeld blieben allerdings unter den Erwartungen.

Heftige Konkurrenz um Lalanne-Skulpturen

Wichtige Stützen waren wieder mal die Blue Chips des 20. Jahrhunderts. Cy Twomblys riesige schwungvolle Kringel in „Untitled“ (Bacchus 1st Version II) aus der späten blutroten Bacchus-Serie von 2004 bestätigten ihre Spitzenposition. Bei 19,96 Millionen Dollar fiel das Bild an einen amerikanischen Händler im Saal, allerdings noch unter der Taxe.

Der Einlieferer des Twombly-Bildes trennte sich am Abend von drei weiteren Werken. Sein braunes, wuscheliges Schaf „Mouton de Laine“ zementierte wieder einmal die globale Nachfrage nach den charmanten und manchmal wunderlichen Skulpturen des französischen Ehepaares Lalanne.

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Die Arbeiten Lalannes sprechen eine riesige Sammlerbasis an, bestätigte Christie’s CEO Guillaume Cerutti. „Es ist sehr selten, dass man Werke überallhin verkaufen kann“. Auch hier gab es heftige Konkurrenz, unter anderem aus Japan, bevor ein Saalbieter François-Xavier Lalannes Schaf zur doppelten Taxe, nämlich 1,5 Millionen Dollar inklusive Aufgeld und dem neuen Rekord sein eigen nennen konnte.

Teil des Quartetts war auch Jeff Koons“ riesiges „Baroque Egg with Bow (Pink/Gold) “ aus einer fünfteiligen Serie in verschiedenen Farbstellungen. Allerdings fiel die Skulptur schon bei 2 Millionen Dollar (mit Aufgeld 2,5 Millionen Dollar) weit unter den anvisierten 3 bis 5 Millionen Dollar, an den Garantiegeber. Er wurde von der in Jakarta ansässigen Christie’s- Expertin Charmie Hamami vertreten.

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Kräftig im Aufwind ist dagegen der Markt für den 2009 gestorbenen Schwarzafrikaner Robert Colescott, der seine Neubewertung einer US-Retrospektive im Jahr 2019 verdankt. Auch sein wichtiges Bild „Eat dem Taters“ von 1975, eine Satire auf van Goghs berühmte „Kartoffelesser“, war Teil dieser Ausstellung.

Die New Yorker Kunstberaterin Aileen Agopian konnte einen hartnäckigen Mitbewerber im Saal bei 3,9 Millionen Dollar mit eingerechnetem Aufgeld weit über der Taxe ausschalten. Das Bild befand sich seit der Entstehung im Jahr 1975 in der Familie des 2006 verstorbenen prominenten New Yorker Kunsthistorikers und Kurators Robert Rosenblum.

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