Auktionen in New York: Offerten versprechen harte Bietkämpfe

Erst vor wenigen Wochen wurden drei Aquarelle von Egon Schiele an die Erben des Wiener Kabarettisten Fritz Grünbaum restituiert. Für das teuerste Blatt, „Ich liebe Gegensätze“ (1912), werden bis zu 2,5 Millionen Dollar erwartet. Es befand sich seit 1991 in der Sammlung von Ronald S. Lauder. (Ausschnitt aus einem Hochformat).
New York. Auch in Zeiten wirtschaftlicher und politischer Turbulenzen setzen die acht hochkarätigen Auktionen im November auf Kauflust für Meisterwerke und legendäre Provenienzen. Und mit wichtigen Rekorden wird selbstverständlich auch gerechnet.
Sotheby’s bietet den am heftigsten umkämpften Nachlass der Saison an: Mindestens 400 Millionen Dollar sollen Emily Fisher Landaus 133 Blue Chip-Werke aus Moderne und Gegenwart am 8. und 9. November einbringen. Die legendäre New Yorker Großsammlerin war im März im Alter von 102 Jahren verstorben.
In ihrer Sammlung findet sich auch das Spitzenlos der Woche, Pablo Picassos „Femme à la Montre“, ein in kräftigen Farben gemaltes Porträt seiner Geliebten Marie-Thérèse Walter aus dem wichtigen Jahr 1932. Ihre prominent am rechten Handgelenk getragene Armbanduhr zeugt von der heute kaum mehr bekannten Uhrenleidenschaft des Spaniers. Die (unveröffentlichte) Taxe von über 120 Millionen Dollar setzt Picassos zweithöchsten Schätzpreis.
Einige Künstler wie Ed Ruscha begleitete Fisher Landau durch alle Stationen ihrer Karriere. Ihn ehrt das MoMA gerade mit einer großen Retrospektive. Highlight unter sechs angebotenen Gemälden Ruschas ist „BOSS“ (1964), in großen, orangefarbenen Buchstaben auf schwarzem Grund gemalt. Dafür werden mindestens 35 bis 45 Millionen Dollar erwartet.
Denselben Betrag könnte eines der ikonischen Flaggen-Bilder von Jasper Johns (1986) erlösen, das die Sammlerin kurz nach seiner Entstehung bei Leo Castelli erwarb. Für Mark Tanseys wichtige monochrome Allegorie „Triumph Over Mastery II“ (1987) visiert die Mindesttaxe von 8 Millionen Dollar sogar einen neuen Rekord an.
Sotheby’s konnte auch den zweiten großen Nachlass der Saison akquirieren: die herausfordernden zeitgenössischen Werke der im Februar verstorbenen Kalifornierin Chara Schreyer. Unter ersten 16 Highlights wird am 15. November Frank Stellas „Honduras Lottery Co.“ (1962), eines seiner ersten „Concentric Square'-Gemälde, aufgerufen. Schreyer hatte das Werk 2001 aus der Sammlung des legendären kalifornischen TV-Produzenten Douglas S. Cramer zu starken 720.750 Dollar erworben. Jetzt scheinen mindestens 10 Millionen Dollar angemessen.

Die garantierte Mindesterwartung für Joan Mitchells großformatiges Gemälde „Untitled“ (um 1959) liegt bei 25 Millionen Dollar.
Christie’s setzt nach finanziellen Verlusten im Frühjahr in dieser Saison auf sorgfältig ausgewählte Blue Chip-Trophäen mit konservativen Taxen. Mark Rothkos Farbspiel „Untitled (Yellow, Orange, Yellow, Light Orange)“ von 1955 bestimmt am 9. November unter 65 Werken in munteren Farben und fröhlichen Sujets den Ton.
Beim letzten Marktauftritt im November 2014 bewilligte der internationale Handel Nahmad 36.5 Millionen Dollar für das Großformat aus dem Nachlass von Rachel „ Bunny“ Mellon. Er bot es danach zu höheren Preisen vergeblich auf Messen in Miami und Basel an. Das könnte eine auf etwa 45 Millionen Dollar reduzierte (unveröffentlichte) Erwartung und die aktuelle spektakuläre Retrospektive des Künstlers in der Pariser Fondation Louis Vuitton ändern.
Drei Gemälde von Paul Cézanne, die das zurzeit unterfinanzierte Museum Langmatt im schweizerischen Baden am 9. November gegen erwartete 40 Millionen Schweizer Franken veräußert, sorgen bereits für Schlagzeilen. Sollte das teuerste Bild, das auf 35 bis 55 Millionen Dollar geschätzte kleinformatige Stillleben „Früchtestillleben mit Ingwertopf“ (1890-1893) diesen Betrag erlösen, dann werden die beiden anderen Bilder der Sammlung erhalten bleiben. Christie's Provenienzforschung fand erst kürzlich heraus, wer die Eigentümer vor den Browns waren und regelte Ansprüche der Nachfahren von Jacob Goldschmidt vertraglich. Damit kann das Bild ohne Restitutionsansprüche versteigert werden.
Zum Angebot bei Christie’s gehört auch eine breitformatige Seerosen-Version (1917-19) von Claude Monet. Sie befindet sich seit 1972 in der Familie des Einlieferers und soll nun über 65 Millionen Dollar einspielen.
Es verspricht auch eine starke Saison für Joan Mitchell, eine Vertreterin des abstrakten Expressionismus, zu werden. Dank einer globalen Expansion ihres Marktes konnte der New Yorker Einlieferer des 2005 erworbenen Großformats „Untitled“ (um 1959) die garantierte Mindesterwartung von 25 Million Dollar verhandeln.
Auch drei Aquarelle von Egon Schiele kommen am 9. November zum Aufruf. Erst vor wenigen Wochen wurden sie an die Erben des Wiener Kabarettisten Fritz Grünbaum restituiert. Das teuerste Blatt, „Ich liebe Gegensätze“ (1912, 1,5/2,5 Millionen Dollar), befand sich seit 1991 in der Sammlung von Ronald S. Lauder.

Wer dagegen die französische Gruppe der Nabis oder auch den Kubismus bevorzugt, kann bei Phillips am 14. November zugreifen. Eine eigene Auktion mit 30 Losen ist der wichtigen Triton Foundation Collection gewidmet, die vom Rotterdamer Unternehmer Willem Cordia, der 2011 verstarb, und seiner Frau Marijke van der Laan, angelegt wurde.
Unter Werken des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts sind etwa Picassos „Femme en corset lisant un livre“ (1914-17) zu 15 bis 20 Millionen Dollar oder auch Heinrich Campendonks Gemälde auf einem Türblatt „Im Garten - Frau, Pferd, Ziege“ (1915), zu mindestens 500.000 Dollar zu finden. Der Abend soll 70 Millionen Dollar einspielen.
Mehr: Christie's, Sotheby's und Phillips: New Yorker Abendauktionen: Trophäen zu Millionenpreisen






