Deutscher Kulturförderpreis 2018 - Kategorie Große Unternehmen Der Kick auf der großen Bühne

„(N)ICH(T) EINFACH ICH“, aufgeführt im Rahmen des Projekts „Unart – Jugendwettbewerb für multimediale Performances“.
Frankfurt Die Performance ist derzeit das angesagteste Genre überhaupt und hat sich von Off-Spaces ins Zentrum der Kunstwelt geschoben. Nicht nur im Theater und auf Tanzbühnen wird heute performt, sondern auch auf Kunst-Biennalen, in Galerien und Konzerthäusern. So kann man es durchaus als visionär bezeichnen, dass die BHF-Bank-Stiftung bereits vor mehr als zehn Jahren das Projekt „Unart – Jugendwettbewerb für multimediale Performances“ initiiert hat. Bei dem Wettbewerb entwickeln Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren 15 Minuten kurze Performances zu selbst gewählten Themen ihrer Lebenswelt und können dabei auf alle Sparten der darstellenden Künste zurückgreifen.
Philippe Oddo, der geschäftsführende Gesellschafter und Vorstandsvorsitzende von ODDO BHF, der 2016 die BHF-Bank übernommen hat, bekennt sich mit Nachdruck zu dem Projekt: „Unsere Gesellschaften stehen vor großen Herausforderungen. Als Unternehmer wünsche ich mir daher von unseren jungen Talenten neben anderen Tugenden auch Kreativität und selbstständiges Denken. Der Wettbewerb Unart fördert diese Eigenschaften. Ich finde es daher wichtig, dass wir solche Projekte unterstützen.“
Vier große Theater kooperieren
Die Organisatoren sind schon seit Beginn des Projekts mit ihm Boot und ein nur zweiköpfiges Team, das temporär durch eine weitere halbe Kraft aufgestockt wird: Stefan Mumme, Geschäftsführer der Stiftung, und Projektleiterin Sigrid Scherer. Mumme ist von Haus aus Theaterregisseur: „Die Anfangsüberlegungen waren geprägt von der Zeit, in der die Fernsehsender voll waren mit Wettbewerben für Jugendliche. Wir wollten damit etwas dagegensetzen, denn deren Beiträge waren nur gecovert, wir sagten uns: Die Jugendlichen sollen etwas Eigenständiges machen!“
Mumme konnte seine Kontakte zum Theater einbringen und vernetzte „Unart“ mit vier großen Theatern der Republik: dem Schauspiel Frankfurt, dem Thalia Theater Hamburg, dem Staatsschauspiel Dresden und dem Deutschen Theater Berlin. Diese Häuser betreuen vor Ort mit Coaches die Jugendlichen bei der Entwicklung ihrer Performances. Sigrid Scherer koordiniert die Zusammenarbeit: „Es geht nicht so sehr um lenkende Theaterarbeit mit Jugendlichen, sondern sie sollen sich auf das Eigene konzentrieren. Die Autonomie ist so groß, wie es irgend geht.“
Dabei leisten die Theater aufwendige Unterstützung, denn sie betreuen nicht nur die monatelangen Probenphasen, sie stehen auch mit ihrer Infrastruktur zur Verfügung und sorgen dafür, dass die Initiative flächendeckend und in allen so‧zialen Schichten kommuniziert wird.
Spiegeln, was in der Welt passiert
Stefan Mumme hat über die Jahre gewisse inhaltliche Trends beobachtet: „Es gibt häufig eine Vergleichbarkeit der Themen, die sehr genau spiegeln, was in der Welt passiert. Ganz konkret geht es um Politik, soziale Konflikte, auch Gesellschaftskonflikte wie Migration spielen eine Rolle.“ Und es geht laut Sigrid Scherer auch um Selbstfindung: „Wer bin ich eigentlich, wie kann ich meinen Platz finden? Liebe spielt nicht so eine große Rolle, eher Freundschaft und Gemeinschaft. Die politischen Themen haben in den letzten Jahren stark zugenommen.“
Die großen Trends sind überregional, aber die künstlerischen Mittel unterscheiden sich regional erheblich, wie Sigrid Scherer berichtet: „Die Theater sind jeweils mit anderen Jugendszenen verknüpft. Hamburg zum Beispiel ist sehr tanzlastig. Frankfurt aufgrund des Einflusses von Gießen sehr performancelastig.“
Neben der künstlerischen Artikulation der eigenen Themen gibt es noch einen entscheidenden Impuls, der die Jugendlichen zu disziplinierter Probenarbeit ermuntert, weiß Theatermann Stefan Mumme: „Ein großer Anreiz ist für die Jugendlichen, einmal im Stadttheater oder Staatstheater auf der Bühne zu stehen! Das ist ein Kick. Eben nicht in der Aula, sondern mit richtigen Bühnentechnikern, Licht und Ton zu arbeiten.“
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