Deutscher Kulturförderpreis: Eon-Stiftung: CO2-Rechner für Museen

Ein von der Eon-Stiftung gefördertes Projekt, bei dem mitten in der Stadt über Zukunftsperspektiven nachgedacht wurde.
Essen. In einem offenen Brief forderten deutsche Museumsdirektorinnen und -direktoren sowie Künstlerinnen und Wissenschaftler bereits im November 2019 einen „Green New Deal“ für Kunstinstitutionen. Für die Eon-Stiftung war dieser Aufruf eine naheliegende Inspiration, erzählt der Geschäftsführer der Stiftung, Stephan Muschik, im Besprechungsraum des Essener Energiekonzerns. Das Kunstmagazin „Monopol“ hatte den viel Aufsehen erregenden Appell initiiert. „Das war für uns die Initialzündung, uns auf das Thema unserer Fördertätigkeit zu konzentrieren“, ergänzt Muschik. Es habe sich die Frage gestellt: „Was kann die Kultur ganz konkret dazu beitragen?“
Eon hat seit langer Zeit eine hohe Affinität zur Kunst. An den Wänden der Essener Büros und Flure hängt Zeitgenössisches, das Unternehmen besitzt eine umfangreiche Kunstsammlung, war 2010 einer der Hauptsponsoren des Projekts „Kulturhauptstadt 2010“ und betrieb von 1998 an fast 20 Jahre lang eine Public-Private-Partnership mit dem Düsseldorfer Museum Kunstpalast. Etwa 60 Millionen Euro ließ Eon sich dieses Experiment kosten.
Nun kümmert die Stiftung sich um den „Green Deal für die Kultur“, ein Programm, unter dessen Dach sich mehrere Projekte befinden, so Muschik: „Insgesamt widmen wir uns als Stiftung der Frage, wie die Transformation in Richtung Klimaneutralität, von der jetzt alle reden, in der Gesellschaft funktionieren kann.“
Es gehe unter anderem auch um Fragen, wie diese Transformation sozial gerecht ausgestaltet werden könne. Und da die Eon-Stiftung einen Schwerpunkt auf die Kulturförderung setzt, stellte sich für Muschik und sein Team die Aufgabe, inwiefern die Frage nach der Transformation auch den Kultursektor betrifft. „Und vor dem Hintergrund der steigenden Energiepreise ist diese Frage noch einmal akuter geworden.“
Das britische Projekt „Creative Green Tool“ von Julie’s Bicycle/Arts Council UK diente der Stiftung als Vorbild für einen CO2-Rechner für Kulturinstitutionen. Es wurde adaptiert, übersetzt und für die deutsche Kulturlandschaft angepasst. Finanziert wird die einstweilen kostenlose Nutzung des Werkzeugs, um die Wirkungen kultureller Unternehmungen aller Art zu erfassen und zu verstehen.

Die Ladestation in der Tiefgarage des Museums Folkwang.
„Wir wollen Transparenz schaffen“, so Muschik. Als das Tool neu war, hätten die Fragestellungen noch fremd geklungen. „Aber neulich hatten wir eine Veranstaltung im Dortmunder Technoklub ‚Tresor West‘; da waren Vertreter vom Konzerthaus Dortmund dabei, die auswendig herunterbeten konnten, wie viel Strom sie verbrauchen und wie viel Emissionen anfallen. Dazu hat der CO2-Rechner beigetragen.“
Die Bereitstellung des Rechners sei allerdings nur ein Baustein im Förderkonzept der Stiftung, erklärt Muschik. Der Kern des Programms sei das Zusammenspiel aus dem Rechnertool, der Vernetzung der Institutionen und der Projektförderung. „Das Tool ist dabei das Griffigste. Wir können heute sagen, dass die Frage nach der Klimaneutralität in der Mitte des Kulturbetriebs angekommen ist.“
Stephan Muschik ist davon überzeugt, dass gerade die Kultur zu dem hochbrisanten gesellschaftlichen Diskurs über die Transformation hin zur Klimaneutralität viel beizutragen hat. „Kultur kann möglicherweise den Diskurs ein bisschen anders führen, wenn wir als Gesellschaft etwa über Verzicht reden und ganz andere Gruppen erreichen. Und künstlerische Arbeiten können Fragen vielleicht auch ganz anders stellen.“


Deutschlandweit nutzen bislang 240 Kulturinstitutionen den CO2- Rechner und profitieren von Talks, Diskussionen und der Vernetzung. „Alle stellen letztlich ähnliche Fragen“, resümiert Muschik den Wissens- und Erfahrungsaustausch der letzten Jahre.
Zudem gibt es nun sogar eine von der Stiftung geförderte Berufsausbildung: „Man kann eine Ausbildung zum IHK-zertifizierten Transformationsmanager absolvieren. Das sind dann Mitarbeiter, die sich nur um dieses Thema kümmern.“
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