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Jugendstil und Art DecoBietkampf um die schöne Form

Eine Vase von Emile Gallé führt die Ergebnisliste der Jugendstil-Auktion von Quittenbaum an. Als Aufhänger der Session diente der 150. Geburtstag des einflussreichen Gestalters Henry van de Velde.Bettina Beckert 16.12.2013 - 18:23 Uhr Artikel anhören

Emile Gallé: "Rose de France", Glasvase mit Reliefdekor, Nancy 1901.

Foto: Quittenbaum

München. Henry van de Velde gehört zu den einflussreichsten Gestaltern des Jugendstils. Am 10. Dezember 2013, zum 150. Jahrestag seiner Geburt, veranstaltete das Münchner Auktionshaus Quittenbaum eine Sonderauktion mit 150 Werken des belgischen Architekten, seiner Wegbereiter, Zeitgenossen und Nachfolger.

Die Auktion war ein großer Erfolg. Rund 110 Prozent der unteren Schätzpreise wurden erzielt und rund 60 Prozent der angebotenen Lose verkauft. Insgesamt spielte die Session mehr als 650.000 Euro ohne Aufgeld ein. Spitzenstück war eine der berühmtesten Vase von Emile Gallé, die „Rose de France“. Das sehr zarte und poetische überwiegend in gelb-rosa Tönen gearbeitete Glaskunstwerk stammt aus dem Besitz der Familie Gallé. Emile Gallé widmete sie laut Gravur seiner Tochter Thérèse. Die Vase erzielte einen Zuschlag von 115.000 Euro (netto) zugunsten eines italienischen Sammlers und blieb damit knapp unter ihrer Erwartung von 120.000 bis 160.000 Euro.

Gallé, ein Zeitgenosse Van de Veldes, arbeitete zunächst als Keramiker, bevor er sich ganz der Glaskunst verschrieb. Seine Werke vereinen höchste handwerkliche Meisterschaft mit malerischen Qualitäten. Das zeigt die „Rose de France“-Vase exemplarisch. Die in Lila-Tönen gehaltene Balustervase „Primevère des jardins“, ebenfalls aus dem Besitz der Familie Gallé, verdoppelte mit 20.000 Euro Zuschlag ihre Taxe.

Mondsteine in Bauchhöhe

Top-Los unter den Stücken Van de Veldes  war eine elegante, mit Mondsteinen und Diamanten besetzte Gürtelschließe. Sie stammte wie weitere Lose aus dem Besitz von Manfred Osthaus, einem Enkel des Sammlers und Mäzens Karl Ernst Osthaus. Dieser war einer seiner wichtigsten Förderer und Auftraggeber für die 1900 bis 1902 entworfene Innenausstattung des „Museum Folkwang“ in Hagen, einem der visionären Projekte Van de Veldes. Nur zwei Exemplare dieser Schließe sind bekannt, das zweite befindet sich im Museum Trondheim in Norwegen. Bei 54.000 Euro setzte sich ein deutscher Sammler am Telefon gegen einen Bieter im Internet durch (Taxe 40.000 bis 60.000 Euro).

Aus dem Besitz des Künstlers Curt Herrmann, der mit Van de Velde befreundet war, stammte ein kleines versilbertes Salz- und Pfefferschälchen. Auch von ihm sind nur zwei Exemplare bekannt. Es wechselte für 13.000 Euro in den Besitz eines deutschen Sammlers (7.000 bis 8.000 Euro).

Van de Veldes 1897 entworfener „Havana-Sessel“ ging für beachtliche 38.000 Euro gegen das Telefon an einen norddeutschen Jugendstil-Sammler. Geschätzt war er auf 10.000  bis 12.000 Euro. Den Musikschrank aus dem Musikzimmer des Folkwang-Museums sicherte sich ein anwesender Van de Velde-Experte für 21.000 Euro (16.000 bis 18.000). Der Sammler, der bereits den Havana-Sessel erworben hatte, ersteigerte zur unteren Taxe von 18.000 Euro auch den schwungvollen Bruno Paul-Sessel „652“.

Den 1979 entworfenen "Yang-Yin"-Schreibtisch der italienischen Designerin Gabrielle Crespi konnte Askan Quittenbaum für 32.000 Euro zuschlagen. Sein Schätzpreis lag bei 20.000 bis 25.000 Euro.

Foto: Quittenbaum

Sehr gut liefen die diversen Besteckteile von Van de Velde und Peter Behrens. Ebenfalls gut aufgenommen wurde Einzelteile aus der Meissener Manufaktur des berühmten „Peitschenhieb“- Porzellans van de Veldes. Richard Riemerschmids aus neun Teilen bestehende Saloneinrichtung für das Haus Dr. Edel in Dresden verdoppelte mit 16.000 Euro die untere Taxe.

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Auktionator Askan Quittenbaum konnte auch schwierige Stücke wie die berühmter „Frankfurter Küche“  von Margarete Schütte-Lihotzky absetzen. Sie spielte 10.000 Euro ein. Bemerkenswert ist der Zuschlag eines spanischen Bieters von 15.000 Euro für einen großen Einbauschrank aus der Le Corbusier-Siedlung „Unité d’Habitation de Marseille“. Erfolg war auch einem Le Corbusier gewidmeten Gobelin von dem indischen Künstler und Koch Bansi Lal beschieden. Er arbeitete im Haus von Le Corbusiers Vetter Pierre Jeanneret. Eine Schweizer Sammlerin überbot einen Pariser Galeristen mit 31.000 Euro (14.000 bis 15.000).

Nur in Kleinauflage lässt Gabrielle Crespi, Jahrgang 1922, ihre Möbel herstellen. Ihr „Yang Yin“ -Schreibtisch setzte mit einen Zuschlag von 32.000 Euro einen  erfolgreichen Schlussakkord. Neuer Besitzer ist ein Münchner Privatmann der sich gegen einen römischen Galeristen durchsetzte (20.000 bis 25.000).

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