Messebericht: Kunstkauf in entspannter Atmosphäre

Antwerpen. Die „Art Antwerp“ etabliert sich. In ihrer fünften Ausgabe ist der kleine Ableger der „Art Brussels“ zum festen Bestandteil des belgischen Kunstmarkts geworden. Mit 79 Galerien hat die Messe eine überschaubare Größe, passend für den regionalen Markt, der auch jenseits der Metropole Brüssel funktioniert.
Der Anteil belgischer Galerien ist von zuletzt über der Hälfte auf 42 Prozent zurückgegangen. Dafür haben die benachbarten Niederlande auf ein Viertel zugelegt, aus Frankreich ist ein Dutzend Kollegen angereist. Selbst international bekannte, größere Galerien finden den Weg hierher. Nathalie Obadia (Paris/Brüssel), Lelong (Paris/New York) und Guy Pieters (Knokke) sind schon länger dabei. Erstmals gesellt sich Ellen de Bruijne hinzu. Die Amsterdamerin teilt sich einen Stand mit gleich drei weiteren Galerien: Lumen Travo (ebenfalls Amsterdam), Copperfield und Harlesden High Street (beide London).
Aus Deutschland sind lediglich zwei Galerien dabei: Burster aus Karlsruhe und Berlin sowie Martin Kudlek aus Köln. Letzterer kommt schon zum vierten Mal, weil die Veranstaltung für ihn stets ein Erfolg war. Sein Angebot an Arbeiten von Helena Parada Kim, Simon Schubert oder Christos Venetis passt sich perfekt in den hier üblichen Preisrahmen ein, der selten über den niedrigen fünfstelligen Bereich hinausgeht.

Das Angebot zielt sichtbar eher auf Privatsammler als auf Institutionen. Das Kalkül von Stadt und Easyfairs, dem Messekonzern hinter der Art Brussels, die Sammler kurz vor Weihnachten in entspannterer Atmosphäre als auf den großen Messen noch einmal zum Kunstkauf zu animieren, scheint aufzugehen.
Damit das auch funktioniert, hat die Messe erstmals einen eigenen Art-Advisory-Stand eingerichtet, der von der ehemaligen Direktorin der Gladstone Gallery in Brüssel geleitet wird. Hier können sich nicht nur gestandene Sammler beraten lassen, sondern auch Besucher, die bisher Kunst nur angeschaut und nicht gekauft haben, Fragen stellen. Für die Veranstalter ist die kleine Boutique-Messe damit auch ein Experimentierfeld für neue Vermittlungsformen. „Hier ist alles wie auf einer großen Messe, nur in kleinerem Maßstab“, erklärt Direktorin Nele Verhaeren. Wie bei den Großen wird auswärtige Presse eingeflogen, internationalen Sammlern wird das Hotel spendiert. Das spreche sich langsam herum, erzählt sie. Antwerpen solle organisch wachsen. Daher gebe es auch kein offenes Bewerbungsverfahren. Interessante Galerien würden eingeladen.
Kombination jüngerer und älterer Positionen

Um das Netzwerk zu erweitern, wechselt nach dieser Ausgabe das Zulassungskomitee. Neu dabei ist Richard Saltoun aus London, der gerade zum zweiten Mal an der Messe teilnimmt. Auch er kombiniert jüngere und ältere Positionen, zurückgehend bis zu Zeichnungen und Grafiken des belgischen Symbolisten Fernand Khnopff. Eine ganze Wand hat Saltoun für Ria Verhaeghe (Jahrgang 1950) reserviert. Ihre kleinformatigen Collagen auf Goldgrund irritieren durch ihre oft hochdekorativen Motive, die sich erst bei genauem Hinsehen als Zeitungsfotos von Leichen herausstellen. „Resurrections“ nennt die Belgierin ihre Serie, mit der sie den Verstorbenen gewissermaßen ein zweites Leben verleiht.
Die Messe selbst hatte wohl fast ein Nahtoderlebnis, weil ihr Messebauer in die Insolvenz gerutscht war. Dem gehörten zwar nicht die Wände, wohl aber hatte er sie gelagert. In Deutschland hätte das womöglich bedeutet, das Material erst nach Monaten des Insolvenzverfahrens zurückzuerhalten. Belgischem Pragmatismus und Flexibilität ist es zu verdanken, dass Kunstsammler auf der Art Antwerp sich und andere doch noch zum Fest mit Kunst beschenken können.





