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Moderne und zeitgenössische KunstAbendauktion bei Lempertz: Auf und ab durch wählerische Bieter

Das Kölner Auktionshaus Lempertz versteigert moderne und zeitgenössische Kunst mit wechselndem Erfolg. Wählerische Bieter sorgen für hohe Gebote, aber auch für RückgängeChristian Herchenröder 02.06.2022 - 13:11 Uhr Artikel anhören

Das Gemälde aus der Remix-Serie erzielte mit Aufgeld 580.000 Euro, geboten von einem norddeutschen Sammler.

Foto: Kunsthaus Lempertz

Düsseldorf. Schon vor den Auktionen lief nicht alles nach Plan. Lempertz musste sein Hauptwerk von El Lissitzky zurückziehen. Angeblich wegen des russischen Angriffskrieges. Aber vielleicht auch, weil technologische Untersuchungen noch ausstehen. Auch Van Ham hatte neun Werke russischer Avantgardisten nicht ausgeboten, darunter drei aus der Sammlung Hilmar Kopper, dem ehemaligen Vorstandssprecher der Deutsche Bank. Die Echtheitsprüfungen fehlen noch.

Die von Isabel Apiarius-Hanstein umsichtig geleitete Abendauktion moderner und zeitgenössischer Kunst bei Lempertz war trotz 37 Rückgängen von insgesamt 96 Losen kein trübes Ereignis. Die Rückgangsquote wurde aufgefangen durch unerwartet hohe Gebote für einige heiß begehrte Lose.

Wo es sich nicht um Top-Werke handelte, herrschte Abstinenz oder die Käufer tendierten, wie auch in internationalen Auktionen, dazu, sich eher an den unteren Taxen zu orientieren als sich allzu stark mit hohen Geboten hervorzuwagen.

Charakteristisch für diese Auktion war, dass einige Hochpreis-Bieter erst spät in das Gefecht einstiegen und damit auch erfolgreich waren. Insgesamt wurden an diesem Abend brutto 7,85 Millionen Euro eingespielt.

In den ersten 15 Minuten wurden vier Lose in exzeptionelle Höhen gehoben. Ein helles, 1982 datiertes Bild von A.R. Penck („Ich in London I“) kam auf 163.800 Euro mit Aufgeld. Gert Wollheims frühes, lange als verschollen geglaubtes Gemälde „Dachgeister“ (1922) ging für 201.600 Euro in die USA und Karl Hartungs überlebensgroße Bronze „Liegende“ von 1951 wurde von 160.000 auf 604.800 Euro gehoben. Käufer war ein Berliner Sammler.

Wie immer großen Anklang bei böhmischen Sammlern fand ein stark farbiges Wellenbild von Zdenek Sýkora, das für brutto 604.800 Euro nach Tschechien wandert. Danach gab es Ausfälle bei Arshile Gorky und Cy Twombly. Empfindlichster Rückgang ist eine sechsteilige auf Blei gemalte Bildserie von Günther Förg, die auf mindestens 500.000 Euro angesetzt war.

Dann gab es wieder einen starken Preis für Lovis Corinths furioses Stillleben „Römische Blumen“ von 1914, das von 250.000 auf 504.000 Euro stieg. Das Remix-Gemälde „Der Jäger“ von Georg Baselitz blieb mit dem Hammerpreis von 460.000 Euro (mit Aufgeld 580.000 Euro) an der unteren Schätzung, geboten von einem norddeutschen Sammler.

Gert Wollheims lange verschollen geglaubtes Gemälde (1922) wurde für 201.600 Euro von einem amerikanischen Bieter übernommen. Die Arbeit stammt aus altem rheinischen Familienbesitz. Es ist eine seltene frühe Arbeit.

Foto: Kunsthaus Lempertz

Mit brutto 378.000 Euro erreichte das Aquarell „Ganoven an der Theke“ von George Grosz den oberen Schätzpreis, der von einem Berliner Sammler geboten wurde. Kein Finger hob sich für Lovis Corinths neckischen „Bacchantenzug“ von 1896 und auch Emil Noldes strenges Jägerbild von 1918 blieb ungewünscht.

Renoirs Kleinformat „Nu debout en pied“, ehemals in der Sammlung des Impressionisten Henri Fantin-Latour, kam mit 226.800 Euro durch Schweizer Händlergebot auf die untere Schätzung. Nachdem zwei recht düstere Gemälde von Markus Lüpertz durchgefallen waren, wurde ein 1912 datiertes Seine-Bild von Lyonel Feininger zum Wunschobjekt mehrerer Bieter. Es stieg von 160.000 auf 428.000 Euro.

Während zwei Holzfiguren von Stephan Balkenhol auf der Strecke blieben, wurde das Gemälde „Kegelbuben“ des Wuppertalers Werner Berg für 157.500 Euro deutlich über der Schätzung abgegeben.

Für Grafik gab es zwei herausragende Zuschläge. Eines von Andy Warhols gefragten Mick Jagger-Porträts kam spielend auf 126.000 Euro. Die nicht minder gefragte Josef Albers-Mappe „Hommage to the Square“ von 1967 erlebte eine rasante Steigerung von 40.000 auf 226.800 Euro. Beide Lose ersteigerte ein süddeutscher Sammler. Das 1989 publizierte Mappenwerk „Kinderstern“ mit 22 Graphiken prominenter Künstler wurde mit 75.600 Euro bewertet.

Die niedrigsten Gebotsschritte im 2000-Euro-Takt erlebte eine große Bachlandschaft des Brandenburger Impressionisten Karl Hagemeister, die den Hammerpreis von 66.000 Euro (brutto 83.160 Euro) erzielte. Beim Ausruf von 130.000 Euro wurde ein Breitformat des Grazers Herbert Brandl, von dem Werke meist im Wiener Auktionshaus Dorotheum erscheinen, zurückgenommen. Dafür kam das dekorative Penck-Gemälde „Homer und die Folgen“ (1996) mit 93.240 Euro über die Schätzung.

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75.600 Euro sind das Ergebnis für einen posthumen Guss der gefeierten Barlach-Bronze „Der singende Mann“. Alle drei Ölbilder von Norbert Bisky wurden abgesetzt, wobei das erst 2020 entstandene Jünglingsbild „Neozon“ stolze 126.000 Euro einspielte und das Doppelbildnis „Busenfreunde“ auf von 2018 auf 81.900 Euro stieg. Nicht zuletzt das waren Lichtblicke an einem kontrastreichen Abend.

Mehr: Auktionen bei Van Ham: Hilmar Koppers Liebe zur Moderne

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