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Prozess in ParisRenommierter Kunsthändler steht wieder vor Gericht

Französische Staatsanwälte untersuchen Steuerpraxis und Firmenarchitektur der einst hoch angesehenen Galerie Wildenstein in einem dritten Prozess.Susanne Schreiber 13.10.2023 - 12:42 Uhr Artikel anhören

Kunsthändler Guy Wildenstein erscheint mit seiner Anwältin Olinka Malaterrer vor Gericht in Paris.

Foto: AP Photo/Thomas Padilla

Düsseldorf. Seit diesem Herbst müssen sich Guy Wildenstein, sein Neffe Alec Junior und seine Ex-Schwägerin Liouba Stoupakova sowie Anwälte und Berater in Paris vor Gericht verantworten. Dem 77-jährigen Chef der alteingesessenen Galerie Wildenstein werden Geldwäsche und ausgefeilte Steuervermeidungstechniken vorgeworfen. Das schreiben Le Figaro und Artnet News übereinstimmend. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Obwohl der mächtige Kunsttycoon 2017 und 2018 von denselben Anklagepunkten freigesprochen wurde, geht es abermals um vor dem Fiskus verborgene Vermögenswerte in nicht-deklarierten Trusts auf Off Shore-Inseln. Ein Sprecher von Guy Wildenstein präzisiert auf Handelsblatt-Nachfrage, dass es um die Meldung von Vermögenswerten gehe, die Wildensteins Vater Daniel in den Jahren vor seinem Tod am 23. Oktober 2001 in mehrere Trusts übertragen hatte.

Der springende Punkt für die Staatsanwaltschaft sind die nicht-deklarierten Trusts und die Frage, ob die Familie Eigentum aufgegeben habe oder nicht. Der Franko-Amerikaner Guy Wildenstein hatte bislang argumentiert, das Gesetz zur Deklaration anglo-amerikanischer Trusts sei 2001 noch nicht in Kraft gewesen. Es wurde erst 2011 verabschiedet.

„Dieses Gesetz galt nicht rückwirkend, und die Behauptung der Staatsanwaltschaft, dass Herr Wildenstein 2002 oder 2008 von diesem künftigen Gesetz hätte wissen müssen, ist gelinde gesagt unlogisch,“ teilt Wildensteins Sprecher dem Handelsblatt mit.

Staatsanwalt Yves Micolet kann sich jetzt auf das Kassationsgericht stützen. Das beschied, bereits vor 2011 habe es eine Verpflichtung zur Deklaration von Trusts gegeben. Da sich die Familie an den Trusts wie an Sparschweinen bediente, hätte sie für den gesamten milliardenschweren Nachlass Erbschaftsteuer bezahlen müssen.

Der Aufstieg der Wildensteins in den Kreis großer Kunsthändler begann 1877, als Nathan Wildenstein, Sohn elsässischer Pferdehändler, die Galerie in Paris gründete. Klug kaufte er die aus der Mode gefallenen Bilder von Watteau, Boucher oder Chardin zu moderaten Preisen auf. Er schuf ein imposantes Lager, das dann in Paris und ab 1903 auch in New York vermarktet wurde.

Wildenstein Gallery

Die dunkle Seite einer Nobelgalerie

Alte Meister und vor allem Impressionisten vermittelten vier Generationen von Wildensteins in die besten Museen und Privatsammlungen in Europa und den USA. In den letzten Jahrzehnten aber verlor die Galerie an Einfluss. Eine Kooperation mit Pace, einer führenden Galerie für zeitgenössische Kunst, wurde Mangels Erfolg wieder beendet.

Verwandte Themen Europa Geldwäsche Steuern

Schlagzeilen machten vor allem Prozesse und diverse Erbschaftsstreitigkeiten. Dem weißhaarigen Guy Wildenstein drohen jetzt vier Jahre Gefängnis, davon ein Jahr auf Bewährung, sowie eine Geldstrafe von 250 Millionen Euro. Das Urteil wird für März 2024 erwartet.

Mehr: Guy Wildenstein: Renommierter Kunsthändler auf der Anklagebank

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