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Kolumne „Abgeschmeckt“Diese Alternativen zu Nutella sollten Sie kennen

Der Geschmack der Nuss-Nougat-Creme von Ferrero ist legendär, ihre Ökobilanz dank Palmöl hingegen gar nicht. Ideen für schokoladige Varianten.Corinna Nohn 11.11.2018 - 09:46 Uhr Artikel anhören
Foto: Handelsblatt

Düsseldorf. Es gibt ja nichts Schlimmeres als Schlemmen mit schlechtem Gewissen. Und damit sind jetzt gar nicht Zuckeranteil oder Kalorienzahl gemeint, die bei einem süßen Nuss-Nougat-Aufstrich naturgemäß hüftansetzende Höchstwerte erreichen.

Es ist das Palmöl. Das meistangebaute Pflanzenöl der Welt ist Traumrohstoff der Lebensmittelindustrie: geschmacksneutral, hitzestabil, leicht zu verarbeiten, günstig. Der Absatz steigt, fast 60 Millionen Tonnen wurden davon 2015 produziert.

Das wiederum ist ein Albtraum für Umwelt und Tiere – und Grund für Handelskonflikte. Regenwälder werden gerodet, Torfmoore trockengelegt, Menschen vertrieben, Lebensnischen von Orang-Utan und Sumatra-Tiger für fade Monokulturen zerstört.

Schuld sind auch wir Nutella-Süchtigen. Beziehungsweise Ferrero, dessen einst von Konditor Pietro Ferrero kreierte „Pasta Gianduja“ sogar Männer mit Brusthaaren dazu bringt, sich abends in die Küche zu schleichen, um sich heimlich einen Esslöffel voll zarter Creme in den Mund zu schieben. Palmöl ist Hauptbestandteil der im Detail geheimen Rezeptur.

Müssen wir jetzt also alle aufhören, unsere Brote mit Nuss-Nougat zu bestreichen? Vielleicht hören Sie mich rufen: Nee, bitte nicht!

Nun ist es mit dem Palmöl auch nicht so einfach. Die Ölpalme ist mit einem Ertrag von durchschnittlich 3,3 Tonnen Öl pro Hektar die ertragreichste Ölfrucht und damit sparsamste beim Flächenverbrauch.

Würde man Palmöl durch einen Mix aus Raps-, Sonnenblumen- und Sojaöl ersetzen, würde wir in Deutschland das Fünffache an Fläche für den Anbau benötigen. Deshalb sind selbst Umweltverbände wie Greenpeace und WWF gegen einen totalen Boykott.

Das Wunderbare an der nachfrageorientierten Lebensmittelproduktion ist nun allerdings, dass mittlerweile reihenweise andere Gläser süß-cremig-braunen Inhaltes in den Supermarktregalen stehen. Da muss doch auch was dabei sein, was Geschmacksnerven und Gewissen beruhigt!

Ja, und man muss dafür nicht mal mehr so einen jener öko-dynamisch geführten Bioläden aufsuchen, dessen hagerer Inhaber hinter der Ladentheke die eigene, nicht zu 100 Prozent nachhaltige und frugane Lebensweise auf Anhieb durchschaut und mich mit einem missmutigen Blick geißelt.

11 Schritte, um schlechtes Palmöl zu vermeiden
Palmöl erkennen
Palmöl-Schnellcheck
Beim Einkauf aufpassen
Verzicht auf Fertigprodukte
Weniger Auto fahren
Nachhaltiges Palmöl nutzen
Apps für Transparenz
Bio ist besser
Fett reduzieren
Mit unverarbeiteten Fetten kochen
Regionale Öle verwenden
Quellen

Drogerieketten wie dm und Rossmann, Supermärkte von Rewe bis Kaufland und natürlich auch Reformhäuser und Bio-Ketten wie Alnatura oder Denn’s offerieren eigene Kreationen, die es mit der legendären Geschmacksdisposition des Klassikers aufnehmen können.

Viele davon tragen Label, die einem die ethisch und ökologisch korrekte Auswahl erleichtern sollen – aber Vorsicht: „Bio“ oder „fair gehandelt“ heißt nicht unbedingt „palmölfrei“. Auch die meisten Bio-Cremes beinhalten Fett der Ölpalme, wenn auch oft gemischt mit Sonnenblumenöl und in entsprechend reduzierten Mengen.

Und obendrein sollen wir ja, wegen der Effizienz, möglichst auf nachhaltig angebautes Palmöl zurückgreifen. Auch Ferrero verweist gern auf seine nachhaltigen Absichten. Schließlich sitzt das Unternehmen mit am 2004 vom Umweltverband WWF initiierten „Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl“ (RSPO). Dieser tagt auch jetzt im November wieder in Malaysia, das neben Indonesien weltgrößter Palmöllieferant ist.

Kolumne: Abgeschmeckt

Honig – süßer Nutella-Ersatz mit Konsum-Tücken

Allerdings ist der Tisch umstritten: Andere Umweltverbände wie „Rettet den Regenwald“ kritisieren die Initiative, der neben NGOs und Plantagenbetreibern unter anderem auch Abnehmer-Konzerne wie Migros, Nestlé und Unilever angehören, als „Greenwashing“ – und die Kriterien für Nachhaltigkeit, zum Beispiel für schützenswerte Waldgebiete, als lasch.

Immer wieder fallen auch Mitglieder auf, die sich nicht an die eigenen Kriterien halten. Beim RSPO-Label – eine grüne Palme auf weißem Grund - lässt sich daher höchstens sagen: besser als gar nichts tun.

Es gibt aber auch „gutes“ Palmöl: laut der Nachhaltigkeitsplattform utopia.de zum Beispiel bei Unternehmen, die ihr Öl bei den Produzenten Serendipalmin (aus Ghana) oder bei Natural Habitats (Ecuador und Sierra Leone) beziehen.

Sehr strenge Bedingungen für nachhaltige Produktion – auch was transparente Lieferketten, Sozialstandards oder Bio-Diversität in den Anbaugebieten angeht – hat sich zudem der Biokost-Hersteller Rapunzel selbst auferlegt für sein „Hand in Hand“-Fair-Trade-Siegel. Dessen „Samba Haselnuss“ kann ich uneingeschränkt empfehlen.

Fast drei Millionen Deutsche geben an, sich täglich Nuss-Nougat-Crèma auf Brot oder Brötchen zu schmieren.

Foto: Cris DiNoto on Unsplash

Das gilt auch für die „Vivani Nuss Nougat Crème“ (mit Sonnenblumenöl) sowie die „Bio Cocoba Crème“ der in Wuppertal ansässigen „Fair Trade Company“ Gepa (bio-zertifiziert, mit Sonnenblumenöl und reduziertem, aber leider „nur“ fair gehandeltem Palmöl) sowie die italienische Nocciolata-Crème.

Ein geschmacklicher Hit ist auch die Nutella-Alternative aus Hamburg: „Hasel Herz Süße Nuss“ ohne Palmöl und dazu noch frei von Industriezucker. Das palmölfreie „Nudossi“ ist hingegen bei Ökotest wegen Schadstoffbelastung durchgefallen.

Damit sind wir schon bei der leidigen Geschmacksfrage. An unserem Küchentisch haben wir uns zu Hause in den vergangenen Jahren durch diverse nussige Brotaufstriche gefuttert. Manches Glas musste ich allein leeren – widerwillig, aber angetrieben von dem Ideal, kein Essen wegzuwerfen.

Anekdote am Rande: Es gibt ja Leute, die das Frühstück boykottieren, wenn da kein Nutella-Glas auf dem Tisch steht. Da kann ich nur sagen: Wenn man diesen Leuten andere Nuss-Nougat-Cremes ins Glas füllt, kann es passieren, dass sie ganz arglos mitfrühstücken, nachher einen roten Kopf kriegen, erst sauer sind, dann lachen und sich vorstellen können, schokocreme-technisch in einen nachhaltigeren Lebensabschnitt einzutreten. Schlussendlich muss aber jeder selbst durch die Probephase.

Bleibt noch die Preisfrage: Für ein kleines Gläschen fair gehandelte, biologisch und mit nachhaltigem Öl produzierte Nuss-Creme sind um die fünf Euro fällig – dafür gibt es die zwei- bis dreifache Menge Nutella. Aber: Dieser Genuss darf ruhig etwas wert sein. Und wenn man dadurch automatisch weniger futtert – dann spart man sich auch in Sachen Zucker und Kalorien das schlechte Gewissen.

In ihrer Kolumne „Abgeschmeckt“ macht sich Corinna Nohn Gedanken über Foodtrends und Fragen des guten Geschmacks.

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