Problemfeld „Noise“: Wie zufällige Faktoren unsere Urteilsfindung negativ beeinflussen
Je nach äußerem Einfluss machen verschiedene Leute verschiedene Fehler bei der gleichen Sache.
Foto: Imago, Getty Images [M]München. Für Daniel Kahneman kommt dieses Buch viel zu früh, sagt er. Der 87-jährige Wirtschaftsnobelpreisträger hätte am liebsten noch ein paar Jahre weiter geforscht und viel mehr praktische Fälle aus der Wirtschaft verarbeitet: „Aber mit Rücksicht auf mein Alter haben wir da einen Punkt gemacht.“ Auch so steckt ein halbes Jahrzehnt Arbeit in „Noise“, einem Buch über all die Zufallsfaktoren und Störgeräusche, die unsere Entscheidungen oft negativ beeinflussen.
Der weltweit anerkannte Psychologe von der Princeton University sitzt am frühen Morgen in New York, kurz nach dem Aufstehen. Er nimmt viele Fragen im Videogespräch mit Humor. Zugeschaltet sind seine Co-Autoren: von einem französischen Landsitz der langjährige McKinsey-Direktor Olivier Sibony, ein Professor der Pariser Business School HEC, aus Washington der Harvard-Law-School-Veteran Cass R. Sunstein, der seit Kurzem die US-Regierung berät.
Ohne das Coronavirus hätten sie das Buch nicht geschafft, offenbart Sibony: „Wir konnten uns darauf konzentrieren, denn wir hatten ja sonst nicht viel zu tun.“ Und so gingen sie im transatlantischen Trialog Kapitel für Kapitel durch, ein bis zwei Stunden täglich. Das alles im Bewusstsein, im „Verrauschten“, in „Noise“, etwas Neues entdeckt zu haben – das allein die US-Wirtschaft viele Milliarden Dollar koste.