Investmentfonds WeWork-Desaster hat Konsequenzen für Softbanks neuen Vision Fund

Bei der Vorlage der Quartalsbilanz zeigt sich der Investor optimistisch.
Tokio Das jüngste Debakel des Bürovermittlers WeWork hat Konsequenzen für den Haupteigner Softbank: Er muss die Gründung seines zweiten großen „Softbank Vision Fund“ um voraussichtlich mindestens ein Jahr verschieben. Das kündigte Softbank-Chef Masayoshi Son am Mittwoch während seiner Quartalsbilanzpräsentation an. „Wir haben unsere Lektionen gelernt“, versprach der japanische Starinvestor Son.
Die künftigen Pläne sind noch etwas vage. Son will vor dem nächsten Großangriff zuerst einen kleineren „Brückenfonds“ auflegen, mit dem sein Unternehmen und interessierte Partner weiter investieren, „sodass sich die Investoren komfortabler fühlen“. Tatsächlich steht Son schon lange in der Kritik, vor allem wegen seiner großen Wette auf WeWork.
Er hatte über Softbank direkt und über den Technologie-Fonds Vision Fund in WeWork investiert und galt als Mentor des mittlerweile zurückgetretenen WeWork-CEO Adam Neumann. Doch erst musste Softbank WeWorks geplanten Börsengang absagen und dann durch eine große Geldspritze vor der Pleite retten. Mittlerweile hat das Start-up angekündigt, deutlich langsamer wachsen zu wollen und den Fokus auf Profitabilität zu legen. Ein harter Sparkurs mit Tausenden Stellenstreichungen hat begonnen.
Son hatte 2017 mit dem Geld von Partnern den ersten Softbank Vision Fund gegründet. Fast 100 Milliarden Dollar sollte der in Wachstumsfirmen investieren, die sich mit Künstlicher Intelligenz, Robotik und Internetwirtschaft beschäftigen. So will Son Softbank zum führenden Konzern im Digitalzeitalter machen.
In rascher Folge hat sein Fondsmanagement 80 Prozent der Einlagen bereits in Firmen gesteckt. Darunter sind viele große Namen wie die Mitfahrdienste Uber in den USA, Grab in Singapur und Didi Chuxing in China. Aber seine Liebe zu WeWork sorgt für Streit in Sons Investorengemeinschaft.
Vision Fund belastet Konzernbilanz
Ausgerechnet sein Hauptgeldgeber, der saudi-arabische Pensionsfonds, kritisierte bereits Ende 2018 Sons große Investitionen in den Bürovermittler und Sons große Macht im Fonds. Dennoch stürmte Son mit seinem Plan voran, einen Softbank Vision Fund 2 aufzusetzen. Ursprünglich sollte dessen Volumen mit 108 Milliarden Dollar noch größer sein als sein erster großer Wurf. Doch seit WeWork in die Krise geraten ist, zögern Interessenten wie Apple, Son weitere Gelder verbindlich zuzusagen.
Das zog bereits den aktivistischen Hedgefonds Elliott Management an. Der hat zuletzt für 2,5 Milliarden Dollar drei Prozent der Softbank-Aktien gekauft. In einem ersten Treffen versuchte Elliotts Team, Son zu Maßnahmen zu drängen, die den Aktienkurs heben. Softbank wurde Ende des vergangenen Jahres 60 Prozent unter dem Buchwert seines riesigen Aktienportfolios gehandelt, dessen Wert zur Hälfte von Aktien der chinesischen Handelsplattformen Alibaba bestimmt wird.
Das liegt daran, dass der Softbank Vision Fund durch das WeWork-Desaster und sinkende Aktienpreise von Uber die Konzernbilanz mit riesigen Buchverlusten belastete. In den ersten neun Monaten seines bis Ende März laufenden Bilanzjahres musste Softbank Buchverluste auf seine Investitionen in Höhe von 6,7 Milliarden Euro bilanzieren. Damit steht für diesen Zeitraum ein Betriebsverlust von 13 Milliarden Yen (110 Millionen Euro) in den Büchern.
Softbanks Reingewinn sackte um 69 Prozent auf 477 Milliarden Yen (vier Milliarden Euro) ab. Trotzdem gab sich Son bei der Quartalsbilanz optimistisch. „Die Gezeiten haben sich geändert“, warb er für sich. Erstens behauptete er, dass Softbank dank der jüngsten Kursgewinne der Märkte derzeit wieder Gewinne schreiben würden. Auch WeWork sieht er nach einer Sparrunde bis 2021 auf dem Weg in die Gewinnzone.
Außerdem habe sich der Aktionärswert, also das Eigenkapital des Unternehmens abzüglich langfristiger Schulden, vom 30. September 2019 bis zum 12. Februar um 41 Milliarden Dollar auf 228 Milliarden Dollar erhöht. „Dies ist eine großartige Leistung – und ich bin stolz darauf“, tönte Son. Kritiker warnen allerdings, dass die Bewertungen von vielen Beteiligungen undurchsichtig sei.
Son wiederum versucht die Investoren und Medien seit Jahren davon zu überzeugen, weniger auf Gewinn- und Verlustrechnungen zu achten, sondern mehr auf den Aktionärswert zu achten. Denn der sei bei einem Investmentkonzern ein weit wichtigerer Maßstab. Die Gewinnrechnung werde durch die unterschiedliche Verbuchung von Wertgewinnen auf verschiedene Aktienportfolios extrem verzerrt.
Und zu guter Letzt habe ein US-Gericht gerade die Fusion zwischen T-Mobile, der amerikanischen Mobilnetzgesellschaft der Deutschen Telekom, und Softbanks dortigem Mobilnetz Sprint genehmigt. Damit ist Son ein Sorgenkind mit hohen Schulden los. Die Investoren jubelten daraufhin Softbanks Aktienkurs am Mittwoch in Tokio um 11,9 Prozent auf 5751 Yen nach oben.
Für Son wird es dadurch leichter, sich ungeachtet vom Druck seiner Partner und Investoren treu zu bleiben. Er lerne jeden Tag dazu, sagte er. „Aber ich wende mich nicht von meiner Vision und meiner Strategie ab.“ Er will daher seinen zweiten Vision Fund nicht allzu lang verzögern.
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