Versicherer Huk-Coburg zahlt über 200 Millionen Euro an seine Kunden zurück

Besonders mit Beginn der Lockdowns ist die Fahrleistung vieler Kunden gesunken.
München Das veränderte Fahrverhalten während der Pandemie führt bei den Kunden der Huk-Coburg zu hohen Beitragserstattungen. Der Marktführer zahlte seinen Versicherten im abgelaufenen Jahr Prämien in Höhe von insgesamt 185 Millionen Euro zurück. Das gab die Huk-Coburg am Dienstag bekannt.
Die Erstattung ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Die Fahrleistung einiger Kunden hat sich reduziert, parallel dazu ist die Zahl der Unfälle ebenso gesunken wie die Zahl der Autodiebstähle. Hinzu kommt eine weitere Erstattung von fast vierzig Millionen Euro, weil rund 500.000 Kunden künftig eine geringere Jahres-Fahrleistung in ihre Verträge integriert haben.
Der Marktführer gibt somit ein beachtliches Signal an die gesamte Branche. Der Markt für Kfz-Versicherungen ist nicht nur der beitragsstärkste in Deutschland, er gilt auch als besonders umkämpft. Seit Jahren liefern sich die Anbieter einen Preiskampf, die Wechselbereitschaft der Kunden ist besonders während der Kündigungsphase im November groß.
Wie die Huk-Coburg haben zuletzt auch etliche Wettbewerber versucht, über Beitragsrückerstattungen bei den Kunden zu punkten, heißt es beim Branchenverband GDV. Die Allianz, mit 8,7 Millionen Kfz-Policen die Nummer zwei im Markt, hatte zuletzt rund 350.000 Kunden, die eine geringere Kilometerleistung meldeten, Beiträge in Höhe von etwa 20 Millionen Euro zurückerstattet.
Die Kilometerleistung hat sich bei vielen Huk-Kunden besonders mit Beginn der beiden Lockdowns – im März 2020 sowie in der Vorweihnachtszeit – verringert. Teilweise haben die Versicherten verglichen mit dem Vorjahreszeitraum weniger als die Hälfte der Fahrten unternommen. Der Trend habe sich auch seit Jahresanfang fortgesetzt, beobachtet Huk-Chef Klaus-Jürgen Heitmann.
Die Tendenz zu geringeren Fahrleistungen und weniger Schäden geht einher mit einer langfristigen Veränderung im Nutzerverhalten. Schon seit Jahren setzen speziell Teile der jüngeren urbanen Generation vermehrt auf Carsharing- oder Leihmodelle, anstatt ein eigenes Auto zu besitzen.
Telematik-Tarif kann zu Erstattung führen
Daneben gewinnt bei der Huk-Coburg die Nachfrage nach Telematik-Tarifen an Bedeutung. Inzwischen haben die Oberfranken rund 400.000 Kundenverträge im Bestand, deren Beitragshöhe sich nach Fahrverhalten und Nutzung richtet.
Dieses Vorgehen kann einerseits zu einer Beitragsersparnis im niedrigen zweistelligen Prozentbereich führen, macht den Kunden andererseits aber „gläsern“ für den Versicherer. Die Anbieter kennen über die Zeit immer mehr Details. So rechnete die Huk-Coburg am Dienstag vor, dass ihre Kunden inzwischen 284 Millionen Fahrten via Telematik-Tarif durchgeführt haben. Sie fuhren insgesamt 3,8 Millionen Kilometer, die Einzelfahrt ging im Schnitt 13,3 Kilometer weit, und die Geschwindigkeit lag durchschnittlich bei 49 Stundenkilometern.
Bei den Neuverträgen verkündete die Huk-Coburg einen neuen Rekordwert. Trotz zeitweise geschlossener Autohäuser, geschlossener Zulassungsstellen und gestoppter Autoproduktion schloss der Versicherer 1,5 Millionen neue Policen ab, der Gesamtbestand liegt nun bei 13 Millionen Verträgen.
Prozentual hat der Marktführer damit dreimal so stark zugelegt wie der Durchschnitt der Konkurrenz. Der Branchenzweite Allianz meldete kürzlich ein Plus von lediglich 30.000 neuen Verträgen. Er hat insgesamt 8,7 Millionen Policen im Bestand.
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