Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Verbraucherpreise Inflation in der Euro-Zone steigt auf 3,4 Prozent – Höchster Stand seit 13 Jahren

Die Teuerungsrate in der Euro-Zone liegt den dritten Monat in Folge über dem Zielwert der EZB. Größter Preistreiber sind die Energiepreise.
01.10.2021 Update: 01.10.2021 - 11:56 Uhr 3 Kommentare
Energiepreise zogen im September in der Euro-Zone um rund 17 Prozent an. Quelle: dpa
Spritpreise

Energiepreise zogen im September in der Euro-Zone um rund 17 Prozent an.

(Foto: dpa)

Frankfurt Die Inflation im Euro-Raum ist auch im September weiter gestiegen. Die Verbraucherpreise kletterten um 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das europäische Statistikamt Eurostat auf Basis einer Schnellschätzung mitteilte.

Damit liegt der Wert über dem Ziel der Europäische Zentralbank (EZB). Diese strebt eine Inflation von zwei Prozent auf mittlere Sicht an. Höher war die Inflationsrate zuletzt im September 2008 mit 3,6 Prozent. Schon im August hatte sie bei 3,0 Prozent gelegen.

Die EZB und viele Ökonomen argumentieren, dass der Preisanstieg hauptsächlich auf Sonderfaktoren zurückzuführen ist. Dazu zählen vor allem pandemiebedingte Lieferengpässe, Nachholeffekte beim Konsum und sogenannte Basiseffekte.

Gemeint ist, dass zum Beispiel der Ölpreis 2020 durch die Pandemie stark eingebrochen ist. Dadurch sind die Steigerungen derzeit im Vergleich zu den niedrigen Vorjahreseffekten besonders hoch. Größter Preistreiber sind derzeit die Energiepreise, die um 17,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegten.

Es gibt aber auch die Befürchtung, dass die Inflation auch länger höher ausfallen könnte. Commerzbank-Ökonom Christoph Weil verweist darauf, dass auch die sogenannte Kerninflation im September auf 1,9 Prozent deutlich gestiegen ist. Aus dieser werden besonders schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel herausgestrichen.

Grafik

Auch wenn die Rate durch Sondereffekte deutlich nach oben verzerrt sei, zeige sie doch, „dass der unterliegende Preisauftrieb infolge der Lieferengpässe und der Erholung vieler Dienstleistungspreise nach der Lockerung der Coronabeschränkungen zugenommen hat“. Er rechnet allerdings damit, dass der Inflationsdruck von dieser Seite im Laufe des nächsten Jahres wieder nachlassen wird.

Auch Carsten Brzeski, Ökonom der niederländischen Großbank ING, rechnet damit, dass im nächsten Jahr einige Einmaleffekte auslaufen werden. Allerdings hält er es für möglich, dass die Inflation durch sogenannte Zweitrundeneffekte hartnäckiger auf höherem Niveau bleiben könnte.

Gemeint sind Preiserhöhungen als Reaktion auf vorangegangene Kostensteigerungen. Zum Beispiel, wenn Produzenten die Preise anheben, weil Vorprodukte teurer werden. In der Vergangenheit haben sie oft darauf verzichtet und stattdessen geringere Gewinnmargen in Kauf genommen.

Brzeski rechnet aber im aktuellen Umfeld damit, dass die Unternehmen die höheren Preise eher an die Konsumenten weiterreichen. Außerdem verweist er auf Engpässe am Arbeitsmarkt für Hochqualifizierte und eine mögliche stärkere Regionalisierung von Lieferketten als Folge der Pandemie, die ebenfalls zu höheren Preisen führen könnte. Industriegüter verteuerten sich im September um 2,1 Prozent, wobei der Energiesektor ausgeklammert wurde.

Die EZB hatte ihre Inflationsprognosen im September deutlich angehoben. Sie sieht den Höhepunkt des Inflationsschubs in etwa im November. Für dieses Jahr erwartet sie nun für den Euro-Raum eine Steigerungsrate von 2,2 Prozent. Danach rechnet sie wieder mit niedrigeren Werten von 1,7 Prozent für 2022 und 1,5 Prozent für 2023.

Besonders hoch liegt die Inflation im Euro-Raum in den baltischen Staaten Estland (6,4 Prozent), Litauen (6,3 Prozent) und Lettland (4,6 Prozent), aber auch in Spanien (4,0 Prozent). Für Deutschland hatte das Statistische Bundesamt bereits am Donnerstag die Zahlen vermeldet. Nach dem europäischen Maß des harmonisierten Verbraucherpreisindexes (HVPI) lag die Inflation bei 4,1 Prozent. Der etwas anders zusammengesetzte deutsche Verbraucherpreisindex (VPI) stieg im selben Monat ebenfalls um 4,1 Prozent.

Mehr: Die unterschätzte Inflation – Warum die Preise immer stärker steigen

Startseite
Mehr zu: Verbraucherpreise - Inflation in der Euro-Zone steigt auf 3,4 Prozent – Höchster Stand seit 13 Jahren
3 Kommentare zu "Verbraucherpreise: Inflation in der Euro-Zone steigt auf 3,4 Prozent – Höchster Stand seit 13 Jahren"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Importierte Inflation kann nicht im Inland der EU bekämpft werden. Diesen Denk-Unfug sollte man endlich sein lassen. Bekanntlich können am besten neue Investitionen in Energie-Effizienz die Kosten senken, dazu sind aber gute Finanzierungs-Bedingungen nötig. Die Lage Deutschlands auf der Weltkugel zeigt, wir benötigen mehr Energie, durch kalte Winter, als die vielen Sonnen-Länder. Gegenhalten können wir nur durch technische Lösungen, die aber z.B. bei Neubau viel zu häufig vernachlässigt werden.

  • Seit Jahren vermehren die Zentralbanken der Welt das Geld. Irgendwann werden auf diese Weise auch die Preise steigen, sprich Inflation. Nur leider kann seriöse Wissenschaft nicht vorhersagen, welche Preise wann steigen und für wie lange. Also steigt die Inflation "nur" vorübergehend. Mal sind es die Aktienpreise, dann glauben die Menschen, sie werden reicher, mal sind es die Mieten und Immobilienpreise, dann glauben die Menschen, sie werden ärmer und wir müssen die Politik ändern. Leider ist die Politik leichter, wenn man nur das Geld vermehrt - die Sparer, die fürs Alter vorsorgen, sind die gelackmeierten. Man sieht die Auswirkungen bei der Diskussion der letzten Wahlergebnisse: Fast alle Journalisten möchten die Wahlergebnisse so sehen, dass der Kandidat des leichten Geldes gewonnen hat und der Kandidat des soliden Geldes wird gemobbt. Dabei wird übersehen, dass Programme hätten gewählt werden sollen, aber Personen wurden gefeiert oder verrissen. Es ist halt viel einfacher, Geld zu vermehren und scheinbar billiger, weil man Zinsen spart, als solide zu wirtschaften, aber dass täte Not !!!

  • Jetzt summieren wir das einmal mit der Inflation der Eurozone vom vergangenen September, nämlich minus 0.3%, und teilen es durch zwei. Mit 1,55% pro Jahr seit Vor-Corona-Zeiten liegen wir noch immer deutlich unter dem Zielwert der EZB.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%