Gastkommentar: Europa braucht Schlagkraft auf den Rohstoffmärkten

Jakob Kullik (l.) ist Politikwissenschaftler und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Internationale Politik der Technischen Universität Chemnitz. Jens Gutzmer ist Geologe und Gründungsdirektor des Helmholtz-Instituts Freiberg für Ressourcentechnologie.
Wir stehen am Anfang einer gigantischen Zeitenwende, was Rohstoffe betrifft. Das Zeitalter der Kohlenwasserstoffe neigt sich langsam, aber sicher dem Ende zu. Zwar werden auch im 21. Jahrhundert große Teile der Weltwirtschaft noch auf das „schwarze Gold“ des 20. Jahrhunderts angewiesen sein. Aber die Weichen für den Übergang raus aus der fossilen Zeit in den nächsten Jahrzehnten sind in allen großen Industrienationen bereits gestellt.
An die Stelle der fossilen Energieträger treten nicht einer, sondern viele verschiedene anorganische Rohstoffe, ohne die unsere Wirtschafts- und Energiesysteme schon jetzt nicht funktionieren würden. Zu diesen Rohstoffen gehören etwa Kupfer, Kobalt, Nickel, Lithium sowie die Metalle der Platingruppe und der Seltenen Erden.
Diese werden in immer größeren Mengen und komplexeren Zusammensetzungen für die smarten Geräte, Batterien, Computer und Elektroautos benötigt. Sie bilden das Fundament unserer technologischen Zukunft. Ohne diese Rohstoffe keine Energie-, Klima- und Verkehrswende.
In Europa, dem selbst ernannten Vorreiterkontinent für Klimaschutz und saubere Zukunftstechnologien, werden diese Rohstoffe jedoch bisher nur in sehr geringem Umfang – oder auch gar nicht – abgebaut. Stattdessen bedient sich Europa an den Rohstoffen der übrigen Welt – wobei ein Großteil der Rohstoffimporte aus China, Zentralafrika, Südamerika und den Ländern des Indo-Pazifiks stammt. Allesamt Regionen, die wir auf der neuen Rohstoffkarte der Welt im Blick haben sollten.





