Gastkommentar – Global Challenges: Wie der Cyberkrieg den Westen bedroht

Günther H. Oettinger ist Vorsitzender von United Europe e.V. Er war Ministerpräsident von Baden-Württemberg und EU-Kommissar für Energie, Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Haushalt und Personal.
„Mich schmerzt das sehr“, sagte eine sichtlich ungehaltene Kanzlerin. Dann sprach Angela Merkel vor ziemlich genau einem Jahr im Bundestag noch von einem „ungeheuerlichen Vorgang“. Der war am 8. Mai 2015 passiert: Während sie in einer Feierstunde des Endes des Zweiten Weltkriegs gedachte, war ein junger Hacker aus Russland virtuell in ihr Bundestagsbüro eingebrochen – und hatte Merkels Computer geknackt. Fake Mails, vorgeblich von den Vereinten Nationen geschickt, eröffneten ihm den Zugang zu den IT-Systemen des Bundestags.
Fünf Jahre dauerte es, bis das Bundeskriminalamt gemeinsam mit Geheimdiensten den Hacker als Dimitri Badin entlarven konnte – ein Mitarbeiter des russischen Militär-Geheimdienstes GRU. Nicht nur dieser spektakuläre Fall wirft die Frage auf: Wie gefährdet ist der Westen und seine geopolitische Rolle durch Cyberangriffe vor allem von autokratischen Staaten?
Merkel sprach im Bundestag von einer „Strategie der hybriden Kriegsführung“. Wusste die Kanzlerin schon damals mehr und wollte nur nicht darüber reden? Wie ihr früherer Innenminister Thomas de Maizière, der nach einem vereitelten Terroranschlag keine Details nannte, weil das „die Bevölkerung nur verunsichern“ würde? Tatsächlich finden seit Jahren zunehmend Hackerattacken auf kritische Infrastrukturen statt.





