Asia Techonomics: Das iPhone 15 zeigt, dass Indien für Apple immer wichtiger wird


Indien wird als Produktionsstandort immer wichtiger für Apple.
Der Start des neuesten iPhone-Modells ist für Apple ein historischer Umbruch: Erstmals schickt der US-Konzern direkt zum Verkaufsstart auch iPhones aus indischen Fabriken in seine Filialen. Apple-Smartphones „made in India“ sollen in mehreren Ländern, darunter Indien selbst, ab kommender Woche erhältlich sein, berichtet der Finanzdienst Bloomberg unter Berufung auf Insider. Bislang kamen die iPhones immer aus China.
Apple macht Fortschritte beim Versuch, unabhängiger von seinen chinesischen Werken zu werden. Zur Einführung des iPhone 14, der Vorgängerversion des aktuellen Modells, hatte Apple bereits einen winzigen Anteil seiner Geräte in Indien fertigen lassen. Doch die wenigen dort hergestellten iPhones kamen zum Teil erst ein Dreivierteljahr nach der offiziellen Markteinführung in den Handel.
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Mit der neuen Modellgeneration hat die Umstellung der Fertigungslinien offenbar besser geklappt. Damit wird Indien als Alternative immer wichtiger für Apple.
Dass die US-Amerikaner bei der Produktion ihres wichtigsten Modells auf Indien setzen, gilt als großer Vertrauensbeweis für die dortige Industrie. Denn von der iPhone-Produktion soll eine Botschaft ausgehen: Auf die Fabriken in Indien ist inzwischen ebenso viel Verlass wie auf ihre Konterparts in China.

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Das war nicht immer so: Noch vor weniger als drei Jahren herrschten beim Apple-Auftragsfertiger Wistron in Indien chaotische Zustände. Wütende Arbeiter schlugen Fenster ein und setzten Schilder in Brand, weil Lohnzahlungen ihren Angaben nach ausgeblieben waren und die Belastung in der Produktion zu hoch gewesen war. Apple sah sich daraufhin gezwungen, Lieferungen aus dem indischen Werk vorübergehend zu stoppen.
Massive Investitionen in die Infrastruktur
Und auch in den vergangenen Monaten, in denen Apple die Produktion massiv hochgefahren hat, musste das Unternehmen einige Rückschläge wegstecken. Bei lokalen Zulieferern habe es zum Teil massive Qualitätsprobleme gegeben, berichteten mehrere Medien. Demnach erfüllte zeitweise jedes zweite in Indien hergestellte iPhone-Gehäuse nicht die Qualitätsansprüche des Unternehmens.
Logistische Probleme, die lange typisch für die Produktion in Indien waren, trafen auch Apple. Wegen der schlechten Infrastruktur und bürokratischen Hürden beim Gütertransport zwischen unterschiedlichen Bundesstaaten halten viele Unternehmen den Standort Indien für teuer und behäbig.
Doch das soll sich ändern: Mit Reformen will die Politik einen einheitlichen indischen Binnenmarkt schaffen. Darüber hinaus investiert das Land massiv in die Infrastruktur. Industriemanager im Süden Indiens sprechen von einer Trendwende: Noch vor fünf Jahren habe man keine Chance gehabt, mit China ernsthaft zu konkurrieren – inzwischen sei das aber anders.
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Indische iPhone-Fabriken sind zwar immer noch auf die Lieferung von Komponenten aus China angewiesen. Doch ihr Anteil an der Fertigung wächst deutlich: Zuletzt wurden rund sieben Prozent aller weltweit verkauften iPhones in Indien zusammengebaut. In zwei Jahren dürften es bereits 18 Prozent sein, erwarten Analysten der Bank of America . Dabei helfen auch Subventionen, die die Regierung in Neu-Delhi Elektronikherstellern gewährt.
Foxconn geht den Weg nach Indien mit
Der taiwanesische Apple-Auftragsfertiger Foxconn betreibt in Indien bereits mehrere Werke. Zuletzt hatte Foxconn-Chef Young Liu angekündigt, in den kommenden Jahren „mehrere Milliarden Dollar“ im Land zu investieren.
Der Konzern aus Taiwan macht in Indien inzwischen zehn Milliarden Dollar Umsatz im Jahr. Der Anteil des Indiengeschäfts am Gesamtumsatz hat sich bei Foxconn von 2021 auf 2022 mehr als verdoppelt.

Indien gilt für den US-Hersteller als attraktiver Absatzmarkt.
Auch Apple will in Indien mehr Geld verdienen: Im jüngsten Quartal war das Land mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern laut dem Marktforscher Counterpoint der fünftgrößte Absatzmarkt für iPhones – und hat damit auch Deutschland überholt. Indien sei „eine riesige Chance“, sagte zuletzt Apple-Chef Tim Cook.
Trotz eines spürbaren Wachstums ist Apples Marktanteil in Indien mit rund fünf Prozent aber noch relativ gering. Denn iPhones sind für viele Inder unbezahlbar.






Trotz der Produktion in Indien kosten die Geräte vor Ort deutlich mehr als in Europa und Amerika. Für das iPhone 15 Pro, das in den USA für knapp 1000 Dollar zu haben ist, müssen Inder 135.000 Rupien hinblättern – umgerechnet mehr als 1600 Dollar.
Zum Vergleich: Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen pro Jahr liegt in Indien bei 2200 Dollar.
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