Asia Techonomics: Samsung gegen LG: Der Kampf zwischen Südkoreas Techriesen

Der südkoreanische Konzern ist bei diesen großen Bildschirmen Weltmarktführer.
Tokio. Ferrari wird zum Symbol des Kampfes zwischen zwei koreanischen Tech-Giganten. Samsung Display kündigte diese Woche an, neben Hyundai und Audi auch die italienische Sportwagenmarke mit OLED-Bildschirmen zu beliefern. Diese sollen in den Ferrari-Modellen der nächsten Generation verbaut werden.
Für Samsung ist dies ein weiterer Achtungserfolg bei der Strategie, sich im Wettstreit mit dem Erzrivalen LG zum unangefochtenen Marktführer bei diesen Displays aufzuschwingen – mit möglicherweise negativen finanziellen Folgen.
Displays aus organischen Leuchtdioden, kurz OLEDs, gelten seit Langem als wichtige Konkurrenz zu Flüssigkristallbildschirmen (LCDs) für Monitore, bei denen es auf besonders tiefes Schwarz ankommt, etwa bei Smartphones oder hochwertigen Fernsehern. Im Gegensatz zu LCDs benötigen OLEDs keine Hintergrundbeleuchtung. Sie liefern daher nicht nur kontrastreiche, brillante Bilder, sondern lassen sich auch dünner bauen und besser zu gebogenen Displays formen.
Samsung litt lange unter einem besonders schmerzhaften Manko: Südkoreas größter Konzern dominierte zwar den Weltmarkt für kleine OLED-Displays für Smartphones und Tablets. Ausgerechnet bei den prestigeträchtigen OLED-Fernsehern musste Samsung allerdings vor zehn Jahren dem kleineren Konkurrenten das Feld überlassen. LG kontrolliert 60 Prozent des Weltmarktes für OLED-TVs.
Das Problem: Samsungs Produktionsprozess verursachte einfach zu viel Ausschuss, um große Bildschirme zu wettbewerbsfähigen Kosten herzustellen. Doch jetzt will es der Konzern noch einmal wissen: Mit neuen OLED-Fernsehern greift er LG frontal an.

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Im vergangenen Jahr hatte Samsung bereits zwei kleinere Modelle mit Bilddiagonalen von 55 und 65 Zoll auf den Markt gebracht. Nun folgte zu Hause in Korea das bisherige Flaggschiffmodell mit einem 77-Zoll-Bildschirm. Mehr noch: Anfang April kündigte Samsung an, bis 2026 für 4,1 Billionen Won – umgerechnet 2,8 Milliarden Euro – eine neue OLED-Fabrik in Südkorea zu bauen, um in allen Display-Kategorien zum Weltmarktführer aufzusteigen.
Südkoreas Widerstand gegen „kreative Zerstörung“
Südkoreas Präsident Yoon Suk-Yeol begrüßte die teure Fabrik, die 26.000 Arbeitsplätze schaffen soll. „Die heutige Unterzeichnung des neuen, massiven Investitionsplans ist ein weiterer Sprung nach vorn für die Display-Industrie des Landes“, sagte Yoon. „Um Innovation und Wachstum zu erreichen, sind mutige Investitionen in wertschöpfungsintensive Branchen wie den Hightech-Sektor notwendig.“
Der Jubel ist verständlich. Südkoreas Regierung und Unternehmen weigern sich, selbst kaum profitable Industrien frei nach dem Konzept der „kreativen Zerstörung“ abwandern zu lassen. Diese Idee des österreichischen Ökonomen Joseph Schumpeter von der Erneuerung des Kapitalismus durch den Niedergang alter und das Entstehen neuer Industrien hat den Westen lange geprägt. Doch Südkorea will seine industrielle Basis mit aller Macht verteidigen.
Mit hohen Investitionen und staatlicher Förderung will die Regierung Südkoreas Rolle als Exporteur von Batterien, Chips und Elektronik weiter ausbauen. Nach der lange Zeit hochprofitablen Chip- und Autoindustrie ist die Displayindustrie der drittgrößte Bereich. Es folgen Autobatterien und Roboter.
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Auch der Rivale LG freut sich – zumindest offiziell – über die Rückkehr von Samsung auf den Markt. „Wir begrüßen den Eintritt eines Konkurrenten in den Markt für OLED-Fernseher, weil das die Größe des Marktes vergrößern kann“, gab ein Manager gegenüber koreanischen Medien die ordnungspolitisch korrekte Linie vor.
Weniger Grund zur Freude dürften dagegen die Investoren haben. Schon jetzt verdienen die Konzerne mit Bildschirmen kaum Geld, wenn sie nicht sogar welches verlieren. LG Display soll nach Analystenschätzungen zum Jahresstart nach drei verlustreichen Quartalen wieder einen Gewinn erwirtschaftet haben.
Auch Samsungs Displays gehören nicht zu den Gewinnmotoren. Die vergangenen Fabelgewinne des Konzerns wurden von der Chipsparte erwirtschaftet, die im ersten Quartal allerdings tief in die Verlustzone rutschte.






Dass neben chinesischen Konzernen wie BOE nun auch Samsung in den Markt für OLED-Fernseher einsteigt, dürfte die Aussichten nicht verbessern. Konkurrenz belebt vielleicht das Geschäft, aber nicht unbedingt die Gewinne der Konzerne.
In der Kolumne Asia Techonomics schreiben Nicole Bastian, Sabine Gusbeth, Dana Heide, Martin Kölling und Mathias Peer im wöchentlichen Wechsel über die spannendsten technologischen und wirtschaftlichen Trends in der dynamischsten Region der Welt.
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