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GehirnTraining und Leistungsoptimierung beginnen im Kopf

Nicht nur Ihre Muskeln brauchen regelmäßiges Training, damit Sie in Topform sind – auch das Gehirn hat da Bedarf. Unser Kolumnist erklärt Ihnen, wie ein optimales Sporterlebnis im Kopf beginnt.Dietrich Grönemeyer 23.08.2024 - 04:00 Uhr Artikel anhören
Das Ziel von Neuroathletik-Übungen ist die Stimulation des Gehirns und Nervensystems, um mehr körperliches Potenzial zu entfalten. Foto: Imago, Getty [M]

Der Sinn von herkömmlichem Training ist klar: Sie steigern Ihre körperliche Leistungsfähigkeit, indem Sie Muskeln stärken und die Beweglichkeit erhöhen. Doch das ist nicht alles auf dem Weg zu sportlichem Erfolg, auch im privaten Amateursport. Für optimale Bewegungen ist es wichtig, dass die entsprechenden Signale das Gehirn auf bestem Wege erreichen. Und da setzt Neuroathletik-Training an.

Ziel der Neuroathletik-Übungen ist die Stimulation des Gehirns und Nervensystems, um mehr körperliches Potenzial zu entfalten und Bewegungen harmonischer, effizienter und dynamischer auszuführen. Schließlich werden Bewegungen nicht allein von Muskeln, Bändern und Sehnen gesteuert, sondern das Nervensystem spielt dabei eine zentrale Rolle.

Besonders bei der Optimierung des Zusammenspiels des individuellen somato-mentalen-emotionalen Gesamtsystems, zum Beispiel zielgerichteter Ansprechbarkeit von speziellen Muskeln oder Muskelgruppen, aber auch bezüglich der Reaktionsfähigkeit und Koordination des Gleichgewichtssinns sowie der Steigerung von Flexibilität, Stabilität oder zielgenauem Einsatz der Körperregionen.

Die Neuroathletik geht davon aus, dass bestimmte Prozesse in Gehirn und Nervensystem aus einem Schutzmechanismus heraus die Bewegung einschränken oder sogar hemmen. Wichtigste Aufgabe des Gehirns: Der Körper muss vor Gefahren geschützt werden. Sportliche Höchstleistungen haben keine Priorität. Der besondere Ansatz beim Neuroathletik-Training ist deshalb, das Gehirn gezielt zu neuroplastischen Veränderungen anzuregen und ihm eine neue Entfaltung des Bewegungspotenzials zu erlauben. Das heißt: Störende oder hemmende Funktionen im zentralen Nervensystem sollen ausgeschaltet werden, um so die körperliche Leistungsfähigkeit auf ein Höchstmaß zu bringen.

Es gibt derzeit zwar kaum wissenschaftlichen Studien, die den Effekt des Trainings nachweisen können. Sicher ist jedoch, dass sportliche Höchstleistungen ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, Gedächtnisleistung und Entscheidungsfindungskompetenz erfordern.

Spitzensportler nutzen Neuroathletik-Übungen, um alle Fähigkeiten, körperlich und neurologisch, zu schärfen und so das bestmögliche Potenzial auszuschöpfen. Dieses Prinzip lässt sich – mit jeweils anderer Gewichtung – auch auf andere Bereiche übertragen: Auch bei Hobbysportlern, in der Prävention oder der Rehabilitation wird neurozentriertes Training beliebter und ist sinnvoll.

Einer der größten Vorteile: Beim Neuroathletik-Training ist weder das Alter noch das Fitnesslevel von Belang. Ob Joggen oder Marathon, Schwimmen oder Fitnesstraining, Tennis, Tischtennis oder Golf oder andere Sportarten, neuronales Training verbessert die Bewegungsabläufe und kann Fehlbelastungen reduzieren.

Diese Neuroathletik-Übungen helfen Ihnen:

Blicksprünge (am besten im Freien): Fixieren Sie einen Gegenstand in etwa fünf Meter und einen in etwa zehn Meter Entfernung. Springen Sie mit dem Blickfokus zwischen diesen Gegenständen hin und her. Mit dieser schnell anwendbaren Übung werden die Augen gestärkt. Übungen, die die Augenmuskulatur trainieren, können helfen, die visuelle Stabilität und das Gleichgewicht zu verbessern

Gleichgewicht stärken beim Zähneputzen: Verlagern Sie Ihr Gewicht beim Zähneputzen auf das rechte Bein und heben das linke an. Im Anschluss das rechte Bein anheben und auf dem linken stehen. Gleichgewichtsübungen fördern die Zusammenarbeit zwischen dem Gehirn und den Muskeln. Balance-Training hilft, diesen Informationsfluss zu optimieren, sodass die Muskeln schneller auf die Signale des Gehirns reagieren.

Finger kreisen: Diese Übung können Sie auch am Schreibtisch durchführen. Strecken Sie nacheinander die Finger der Hände aus und kreisen sie einzeln bis zu 15 Sekunden. Das geht nicht überall gleich gut, wie Sie feststellen werden. Durch diese Übung wird der Körper für verschiedenste Positionen der Muskeln sensibilisiert. Das gelingt auch mit allen anderen Gelenken.

Augenfixation: Fixieren Sie einen Punkt in der Ferne und bewegen Sie den Kopf langsam von Seite zu Seite, während Sie den Punkt im Blick behalten. Diese Übung stärkt die Verbindung zwischen Augen und Gleichgewichtssystem.

Hase und Jäger: Heben Sie Zeige- und Mittelfinger der linken Hand und formen einen „Hasen“. Die Handfläche zeigt nach vorn. Mit der rechten Hand wird eine „Pistole“ geformt, indem Daumen und Zeigefinger in Richtung der linken Hand ausgestreckt werden. Beide Seiten werden dann gleichzeitig gewechselt: Die linke Hand formt die Pistole, die rechte den Hasen. Wiederholen Sie das so oft wie möglich, bis beim Wechsel keine Fehler mehr passieren. Diese Übung stimuliert beide Gehirnhälften.

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Dietrich Grönemeyer ist Medizinunternehmer und Autor. Bis 2012 war er Lehrstuhlinhaber für Radiologie und Mikrotherapie an der Universität Witten/Herdecke. Er schreibt alle 14 Tage im Handelsblatt Wochenende.

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