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InnovationenWarum Sie Bahnübergänge bald in High Definition erleben könnten

Ingenieure, Informatiker und Technikerinnen wollen Anwohner dank immersiver Aufnahmetechnik besser zu Bauvorhaben informieren. Über ein Forschungsprojekt am Berliner Heinrich-Hertz-Institut.Haluka Maier-Borst 24.07.2025 - 12:26 Uhr Artikel anhören
Immersives Kino: Christian Weissig im TimeLab des Heinrich-Hertz-Institut Foto: Haluka Maier-Borst

Erinnern Sie sich an „Oppenheimer“? Das war jener Film, der für das optimale immersive Erlebnis in einem so speziellen Format gedreht wurde, dass er in seiner Originalfassung weltweit in nur 30 Kinos gezeigt wurde.

Ich reiste damals mit zwei Freundinnen nach Prag, um mir das Spektakel in voller Breite und Höhe anzusehen. Niemals sonst habe ich mich so in einem Film verloren wie bei „Oppenheimer“. Und doch blieben nach dem visuellen und soundtechnischen Bombast Fragen bei mir offen: Kann das die Zukunft des Kinos sein? Breiter, höher, immersiver?

Um den Antworten näher zu kommen, bin ich zum Heinrich-Hertz-Institut der Fraunhofer-Gesellschaft in Berlin gefahren und habe mich ins sogenannte TimeLab gesetzt. Das ist eine Kleinversion eines Imax-Kinos mit 180 Grad ausfüllender Leinwand. Seit mehr als 15 Jahren testen dort Christian Weissig und sein Team, was mit Bild und Ton möglich ist – mit experimentellen Aufnahmen, die sie mit speziellen Gerätschaften machen.

Das Team, zu dem Ingenieurinnen, Informatiker und Designerinnen gehören, hat schon in Fußballstadien, auf Festivals und in Konzertsälen versucht, den Moment rundum einzufangen. Dazu nutzen sie 360-Grad-Kameras und Spezialmikrofone. Das Team hat dafür schon Australien und Brasilien bereist und ist seit Kurzem auch neben deutschen Zugtrassen unterwegs.

Weissigs Team zeichnet dort neben Bahngleisen den Lärm auf. Mal an Orten ohne Schallschutz, mal neben vier Meter hohen Mauern. Mal sind sogenannte Flüsterbremsen an den Waggons verbaut, mal nicht.

Danach verstehen Leute wirklich, welche Dezibelzahl sich wie für sie anfühlt.
Christian Weissig
Informatiker

Ziel ist es, politischen Entscheiderinnen und Entscheidern, Anwohnerinnen und Anwohnern nahezubringen, wie konkrete Maßnahmen das Lärmerlebnis der Zukunft beeinflussen. „Diese Lärmkulissen zu erleben, das macht etwas aus. Dann verstehen Leute wirklich, welche Dezibelzahl sich wie für sie anfühlt“, sagt Weissig.

Manchmal lädt Weissigs Team auch Betroffene ins TimeLab zur Lärmprobe ein. Oder sie fahren mit einem kleinen Team und einer portablen Version des 180-Grad-Kinos auf die Dörfer, lassen die Leute vor Ort  sehen und hören, wie sich geplante Baumaßnahmen auswirken können.

Mikrofone an Zugtrasse: Das Heinrich-Hertz-Institut misst die Lärmbelastung durch Bahnverkehr. Foto: Fraunhofer HHI

Weissig glaubt, dass eine große Chance darin liegt, die Idee des immersiven Erlebnisses zu öffnen. Sie nicht auf Kino und Heimkino zu beschränken. Es noch bombastischer oder noch feiner zu machen.

„Klar, wir haben hier den HD-Standard mitentwickelt und sind auch heute dabei, neue Qualitätsstandards zu setzen.“ Er sieht den Vorteil seines Labs gegenüber großen Firmen aber vor allem „darin, das Ganze in ungewohnte Umgebungen zu bringen“.

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Derzeit testen Weissig und sein Team auch, inwiefern sich immersive Erlebnisse nutzen lassen, um Polizei und Feuerwehr zu trainieren. Vielleicht beinhaltet die deutsche Antwort auf Hollywood am Ende also das Erlebnis, dass „Planfeststellungsverfahren“ und „Einsatzübung“ fühlbar werden.

Dieser Text ist zuerst am 21. Juli 2025 im Newsletter Handelsblatt Shift erschienen. Diesen und weitere Newsletter können Sie hier abonnieren.

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