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KI-LügenAlles eine riesige Illusion

Unser Kolumnist ist auf eine Suchmaschine gestoßen, die ihre Ergebnisse frei erfindet – inklusive der dazugehörigen Belege. Ein Skandal? Eher typisch für unser Arbeits- und Wirtschaftsleben.Tillmann Prüfer 26.04.2024 - 04:01 Uhr
Kolumnist Prüfer. Foto: Deepmind; PR

Es gibt eine Suchmaschine namens Perplexity, die mit Künstlicher Intelligenz das Web tagesaktuell durchsuchen kann und ihre Quellen auch mit Links hinterlegt. Allerdings, so habe ich in der „Welt am Sonntag“ gelesen, gibt es das kleine Problem, dass Perplexity lügt.

Diese KI erfinde Links, die ihre Quellen belegen sollen. Sie fantasiere Inhalte und erfinde sogar die angeblichen Websites, wo die Belege zu finden sein sollen. Das soll vergleichbar sein mit einem Schüler, der anfängt zu raten, wenn der Lehrer eine Wissensfrage stellt, auf die es keine Antwort gibt. Die KI rechnet dann mit Wahrscheinlichkeiten.

Es würde mich interessieren, ob sie dabei die Wahrscheinlichkeiten berechnet, dass die Informationen, die sie so daherfabuliert, stimmen, oder ob sie eher berechnet, ob die User ihr die Lüge glauben. Dann wäre die Software recht nah daran, was ich selbst als Schüler immer getan habe.

Ist das nicht überhaupt die Lebenserfahrung? Dass es nicht so sehr darauf ankommt, ob die Dinge stimmen und funktionieren, sondern ob man glaubt, dass sie funktionieren?

Ich habe bei Yuval Harari gelesen, dass eine Aktie von General Motors im Grunde auch nur funktioniert, weil alle sich darauf geeinigt haben, dass wir glauben, dass sie tatsächlich den Wert eines Unternehmens widerspiegelt. So wie auch Geld nur funktioniert, weil wir glauben, dass ein Papierschein oder auch ein paar Bit auf einem Trägermedium einen realen Tauschwert haben, auf den wir uns verlassen können.

Warum wir auch an den Wert von Geld nur glauben

Man stelle sich vor, jemand würde mit einer selbst gemalten Geldnote Waren bezahlen. Das würde allgemein als ein Verbrechen angesehen. Auch wenn das Bild viel schöner wäre als das Motiv auf einem herkömmlichen Euro-Schein. Das geht eben nur, weil auch die Polizei, die man rufen würde, an den Geldschein mit dem Euro darauf glaubt.

Würde die Polizei an das schönere Bild glauben, hätten wir ein Problem. Bei Harari stand auch, dass das Unternehmen General Motors selbst ein Glaubensgegenstand sei. Es existiere nur, weil täglich überall Menschen auf der Welt zusammenkämen und gemeinsam bestimmte Handlungen vollführten, etwa Autos bauen, weil sie glauben, dass es ein Unternehmen namens General Motors gibt.

In diesem Sinne ist General Motors nicht weniger irreal als die heilige Maria. Mit dem Unterschied, dass sie heilige Maria keine Aktien ausgibt. Warum das die heilige Maria aber nicht tut, ist schwer zu begreifen.

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Ich habe das mal bei Perplexity angefragt, und die Software hat mir geantwortet: „Die Kirchen und religiösen Institutionen investieren zwar teilweise in Aktien und Fonds, die bestimmten ethischen Kriterien entsprechen, aber die heilige Maria selbst ist keine Wirtschaftsakteurin und hat daher auch keine Aktien auszugeben.“

Das klingt verständlich, ich weiß aber nicht, ob ich daran glauben kann.

Mehr: Kiffen ohne Kapitalismus

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