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Kolumne „Kreative Zerstörung“Trump – eine ökonomische Lüge auf zwei Beinen

Ein Dinner mit dem Präsidenten? In Trumps USA reichen ein Meme-Coin und eine Menge Geld. Wie der ehemalige Kryptogegner sich mit der Währung nun ein Imperium sichert. 06.05.2025 - 18:34 Uhr Artikel anhören
In dieser Kolumne schreibt Miriam Meckel 14-täglich über Ideen, Innovationen und Interpretationen, die Fortschritt und ein besseres Leben möglich machen. Foto: Klawe Rzeczy

Das wäre mal eine Innovation: Stellen wir uns vor, wir könnten gleich nach seiner Wahl zum Bundeskanzler auf ein Dinner mit Friedrich Merz bieten. Die 200 Bieterinnen und Bieter, die am meisten eingesetzt hätten, dürften an einem exklusiven Abendessen mit Merz im sauerländischen Golfclub in Brilon teilnehmen. Ein paar Bitcoins sollten da für seine Fans schon drin sein. Aber nein, es wären keine Bitcoins, es wären Merzcoins, die man einsetzen müsste.

Nachdem man sie erst einmal erworben hat, natürlich, um damit dem neuen Bundeskanzler schon mal einen schönen Gewinn zu verschaffen. Der hätte mit seinem Merz-Memecoin nämlich an jedem Kauf und Verkauf partizipiert und damit zum Amtsantritt schon mal ein paar Milliönchen gemacht. Man weiß ja nie, wie es mit der neuen Bundesregierung so läuft und wie lange sie hält.

$TRUMP

„Habt Spaß“ – Trump treibt mit seinem Meme-Coin die Krypto-Kurse an

Verrückte Geschichte? Nach deutschen Maßstäben sicherlich. So viel, wie sich einige gerade über die Lage Deutschlands beschweren, eines gilt bei uns: die Herrschaft des Gesetzes. Dazu zählt auch, dass Amtsträger unabhängig und unbestechlich sein müssen, wie es in einzelnen Artikeln des Grundgesetzes, dem Strafgesetzbuch und den beamtenrechtlichen Grundsätzen festgelegt ist. Aber Deutschland steht nicht für die Welt – und ein bisschen käuflich im Amt zu sein, ist doch auch nicht die Welt.

Doch, genau das ist es. Denn die bislang führende Weltmacht revidiert derzeit alle Standards guter Regierung und Amtsführung. Deshalb ist das obige Szenario kein wilder Albtraum, sondern die Wirklichkeit in den USA. Dort hat Donald Trump drei Tage vor seiner Amtseinführung einen Meme-Coin auf den Markt gebracht, ein in der Zahl begrenztes Kryptosammlerstück.

Der Coin kommt mit einer Karte – sozusagen die Panini-Sammelkarte für politische Kämpfer. Darauf sieht man Trump mit erhobener Faust über der Schrift „Fight, Fight, Fight.“ Hunderttausende von Menschen haben den Meme-Coin gekauft, über Nacht wurde das Sammlerstück zu einem der beliebtesten Coins der Welt und spülte Trump mehr als hundert Millionen Dollar in die Kasse.

Bislang wäre das ein Vorgang gewesen, den sich die US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde SEC angeschaut hätte. Nun hat Trump gleich nach seiner Amtseinführung mit Paul Atkins allerdings einen ausgesprochenen Kryptofan zum Chef der SEC gemacht. Und der hat gleich eine neue Regelung ausgegeben: Meme-Coins sind für die SEC ab sofort nicht mehr von Interesse und werden nicht mehr untersucht. Was für ein glücklicher Zufall. Denn die SEC ist ja eine unabhängige Behörde, die nicht direkt vom US-Präsidenten kontrolliert wird.

Kolumne „Trump Watch“

Trumps bestes Geschäft? Die skurrile Posse um den Memecoin $Trump

Inzwischen ist der Wert des Trump-Coins, wie so oft bei Kryptowährungen, übrigens wieder in den Keller gegangen, Hunderttausende haben zum Teil viel Geld verloren. Hier kommt nun die Wette auf ein Abendessen ins Spiel. Denn da lässt sich ja nachhelfen.

Mit den 220 höchstinvestierten Coin-Fans wird sich Trump zu einem privaten Dinner in seinem Golfklub in Washington D. C. treffen. Und damit das Rennen richtig spannend wird, haben Gehilfen ein Onlinespiel geschaffen, in dem man sich durch weitere Zukäufe „hochbidden“ kann, um sich einen Platz am Tisch des Präsidenten zu sichern.

Der Meme-Coin ist übrigens nur ein Element eines ganzen Kryptoreichs, das sich die Trump-Familie aufbaut. Die Basis für alle diese Aktivitäten ist World Liberty Financial (WLF), ein Unternehmen, das kurz vor der Wahl von den drei Trump-Söhnen gegründet wurde.

Wie Trump das Krypto-Game für sich eroberte

Im „Gold Paper“, dem Gründungsdokument, das wie eine Urkunde eines absolutistischen Herrschers daherkommt und sich zu lesen lohnt, um Trump zu verstehen, heißt es: „Inspiriert von Chief Crypto Advocate Donald J. Trump, wollen wir Dezentralisierte Finanzen, DeFi, einem breiteren Publikum vorstellen, das vielleicht bisher nicht mit dezentralen Vermögenswerten und Kryptowährungen vertraut war oder gezögert hat, sich damit zu beschäftigen.“

Das „breitere Publikum“ hat dann seit letztem Herbst WFL1, den ersten Token von WFL, kaufen können. Leider lief der deutlich schlechter als erwartet. Doch dann gewinnt Trump die Wahl, und wie durch Zauberhand wird der Token populär und hat der Trump-Familie bislang mehrere Hundert Millionen Dollar beschert.

Das alles geschieht vor dem Hintergrund, dass Trump in seiner ersten Amtszeit ein ausgesprochener Kryptogegner war. Noch zu deren Ende warnte Trump, Kryptowährungen seien „kein Geld“. Ihr „Wert ist sehr volatil und basiert auf dünner Luft“. Inzwischen hat die Trump-Familie zahlreiche Schritte unternommen, um aus „heißer Luft“ viel Geld zu machen.

Trump hat begonnen, den Kryptomarkt zu deregulieren – und die Trump-Familie hat daraus ein Imperium gebaut.
Miriam Meckel
Kommunikationswissenschaftlerin

Trump hat begonnen, den Kryptomarkt zu deregulieren. Er hat sogar mit einer seiner zahlreichen Executive Orders festgelegt, dass die USA eine strategische Bitcoin Reserve einrichten werden. Darin soll auch die Kryptowährung Ether enthalten sein. In die hat die Trump-Familie zufällig bereits mehrere Millionen Dollar investiert.

Verwandte Themen Donald Trump USA Bitcoin Friedrich Merz Kryptowährung

Neben den nach deutschen Vorstellungen hier aufscheinenden Vorwürfen von Bestechlichkeit und Bereicherung im Amt ist ein weiteres Momentum interessant. Trump betont bei jeder Gelegenheit, die Industriefertigung sei seine Priorität. Die exorbitanten Zölle sollen „besser bezahlte amerikanische Arbeitsplätze“ wieder in die USA zurückbringen, „die schöne, in Amerika hergestellte Autos, Geräte und andere Waren herstellen“.

Das ist nicht nur ökonomisch betrachtet ein gedanklicher Irrgang von historisch unbekanntem Ausmaß. Es hat auch nichts mit Trumps eigenem wirtschaftlichen Verhalten zu tun. Als Zocker an den zentralisierten und dezentralisierten Finanzmärkten steht er schlicht für „heiße Luft“ – eine ökonomische Lüge auf zwei Beinen.

Mehr: So einfach erstellen Sie sich einen eigenen Memecoin

Meckel Miriam
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