Prüfers Kolumne: Wenn kleine Insekten große Probleme machen

Ich habe gelesen, dass es in Deutschland zu großen Problemen durch die Schilf-Glasflügelzikade kommt. Ganze Ernten fallen ihretwegen offenbar aus. Es ist ein kleines Insekt, das sich an Zuckerrüben und Kartoffeln setzt.
Insekten fallen uns immer dann auf, wenn sie uns nerven oder uns etwas wegessen wollen. Dass aber in den vergangenen 20 Jahren die Biomasse an Insekten massiv zurückgegangen ist, hat die meisten Leute nicht gestört.
Örtliche Zählungen haben einen Rückgang von 60 bis 80 Prozent ergeben. Für die meisten Menschen heißt das nur: weniger zerplatzte Fliegen auf der Windschutzscheibe und weniger Wespen auf dem Kuchen. Doch natürlich ist es ein Riesenproblem für Pflanzen, die von den Insekten bestäubt werden, und für Tiere, die Insekten fressen. Und natürlich kommt dies auch daher, dass Menschen die Pflanzen, die jene Insekten zum Leben brauchen, stetig dezimieren.
Ihren Namen hat die dunkelbraune bis schwarze Schilf-Glasflügelzikade von den transparenten Vorderflügeln und ihrem ursprünglichen Lebensraum. Sie lebt nämlich eigentlich auf Uferpflanzen, auf Gräsern am Wasser und im Schilf. Das sind natürlich genau jene Bereiche, die wegen der Uferbegradigungen massenhaft verloren gegangen sind.
Nun ist diese Schilf-Glasflügelzikade offenbar eine Symbiose mit einem Bakterium eingegangen und deswegen in der Lage, neue Futterpflanzen zu verdauen. Die Zikade hat sich also auf die Suche nach neuer Nahrung gemacht – und sie hat sie gefunden, nämlich Zuckerrüben und Kartoffeln. Von denen gibt es nämlich genug.
Gefahr für eine geplante Pommes-Fabrik
Die kleine Zikade ernährt sich vom Saft ihrer Wirtspflanze und legt ihre Eier im Boden daneben ab, wodurch es zum ober- und unterirdischen Befall kommt. Dabei überträgt sie auch eine Pflanzenkrankheit, die letztlich die Ernte zerstört. Eigentlich will McCain in Niedersachsen eine Pommes-Fabrik bauen. Was aber, wenn es nun ein Problem mit den Kartoffeln gibt? Was wäre Deutschland überhaupt, wenn es keine Kartoffeln mehr gäbe?



Wenn Insekten über Felder herfallen, fühlen wir sofort eine instinktive Bedrohung. Wie im 14. Jahrhundert, als Europa unter Heuschreckenplagen litt, oder wie im 19. Jahrhundert, als der Kartoffelkäfer die Ernte ruinierte. Unvergessen auch die Reblaus, die im gleichen Jahrhundert die Weinstöcke ruinierte. Und jetzt also der Japankäfer im Verbund mit der Schilf-Glasflügelzikade. Dabei ist die gute Nachricht: Offenbar weiß die Natur sich zu helfen. Die kleine Zikade steht nämlich noch immer auf der Roten Liste für gefährdete Arten. Da kann sie bald runter.
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