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Prüfers KolumneRené Benko sucht Mieter - diese müssen auf einiges achten

Der Immobilienunternehmer wird sein Domizil auf absehbare Zeit nicht nutzen können, und es öffnet sich für den Mietmarkt. Das könnte für die Hauptstadt eine Chance sein.Tillmann Prüfer 04.08.2025 - 09:56 Uhr Artikel anhören
Der Autor ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“. Foto: Handelsblatt

Da sage doch einer, es gebe keine interessanten Mietobjekte mehr in der Hauptstadt: Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete neulich von folgendem Mietangebot in Berlin: elf Zimmer, acht Bäder, 1100 Quadratmeter, in zentraler Lage. Die Wohnung gehörte René Benko, dessen Immobilienimperium gerade zerbröselt wie Blätterteig im Sommer. Jetzt soll das Penthouse Rendite bringen, während sein Erbauer in Untersuchungshaft sitzt.

Das entscheidende Wort lautet „fully furnished“

Das entscheidende Wort in der Anzeige lautet „fully furnished“. Fertig möbliert. In Berlin werden Mieten reguliert, aber wer Sofa und Bett mitvermietet, ist davon befreit. Ein Tisch aus Naturstein und zwei Designlampen verwandeln Wohnraum in ein „Serviceprodukt“.

Die Grundmiete bleibt formal moderat, doch die Servicepauschale, in der sich die gesamte Einrichtung versammelt, schnellt davon wie ein Champagnerkorken, als bei Benkos Signa-Holding noch die Profite sprudelten.

Nun wird Benko sein Domizil auf absehbare Zeit nicht nutzen können, und es öffnet sich für den Mietmarkt. Das könnte für die Hauptstadt eine Chance sein. Schließlich gibt es ja etliche Reiche, die in Berlin eine Zweit- und Drittwohnung unterhalten. Je mehr von denen in Schwierigkeiten geraten, desto mehr Objekte sind nutzbar – bis die Besitzer wieder zurück aus dem Gefängnis sind.

Doch das Angebot, von dem die Zeitung berichtet, hat einen Haken. Um elf Zimmer zu füllen, braucht man entweder ein großes Ego mit großem Geldbeutel oder eine große WG. Um solche Hallen zu füllen, vielleicht zehn Leute. Und wenn zehn Leute im Kühlschrank ihren Kombucha lagern, jeweils mit einem Zettel „Finger weg!“, dann wird es auch in Millionärsküchen eng. Außerdem muss jemand den Putzplan organisieren – und bei zehn Leuten wird das echt ein Problem.

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Und ob man überhaupt so viele Mitbewohner findet? Denn man muss ja auch mit der Einrichtung zurechtkommen, die Benko hinterlassen hat: vergoldete Säulen, Terrazzo-Flure und Marmorwannen in Sarkophaggröße, Tische aus Naturstein. Vielleicht sollte man überdenken, ob man die Servicepauschale nicht neu definieren muss: Wenn die Einrichtung einer Wohnung derart geschmacklos ist, wird das vom Mietpreis abgezogen.

Oder man einigt sich darauf, dass den Superreichen rechtzeitig bei der Einrichtung ihrer Paläste jemand zur Hand geht, der für ein etwas geschmackvolleres Ambiente sorgt – dann ist es anschließend auch einfacher zu vermieten. So jemand hätte Benko sicher auch sehr von Marmorbädern abgeraten.

Schließlich muss man den Marmor mit speziellem Pflegemittel behandeln, denn harte, säure- und basenhaltige Mittel greifen den empfindlichen Kalkstein leicht an. Und regelmäßig muss man den Marmor polieren, sonst wird er matt und glanzlos. Und wer in der WG hat schon Bock darauf? Bei acht Bädern?

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Erstpublikation: 02.08.2025, 10:20 Uhr.

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