Kommentar: Trump wird zum rentenpolitischen Vorbild für Deutschland


Es klingt nach einer verkehrten Welt: Während Deutschland sich in der Rentenpolitik zerreibt, sorgt ausgerechnet der sonst so streitlustige US-Präsident Donald Trump für ungewohnte Einigkeit. Seine sogenannten „Trump-Accounts“ schaffen, was die deutsche Politik seit Jahrzehnten nur verspricht: eine kapitalgedeckte Altersvorsorge zu etablieren, die früh beginnt und alle Beteiligten an einen Tisch bringt.
Trump wird damit unfreiwillig zum rentenpolitischen Vorbild für Deutschland. Denn sein Modell erfüllt gleich drei Grundforderungen, die Ökonomen hierzulande seit Jahren predigen: Kapitaldeckung, steuerliche Anreize und eine starke Arbeitgeberbeteiligung.
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Der Mechanismus ist so einfach wie wirksam: Die US-Regierung will künftig jedem Kind, das zwischen 2025 und 2028 geboren wird, ein Anlagekonto mit einem Startkapital von 1000 Dollar zur Verfügung stellen.
Eltern können anschließend jährlich bis zu 5000 Dollar beisteuern, von denen wiederum maximal 2500 Dollar die jeweiligen Arbeitgeber der Eltern übernehmen dürfen. Das lockt – denn die Beiträge sind in der Regel einkommensteuerfrei. Bis zum 18. Geburtstag fließt das Geld automatisch in Aktienfonds, ehe es dann als reguläres Rentenkonto behandelt wird.
US-Arbeitgeber ziehen mit
Damit schafft Trump, woran Deutschland bislang scheitert: Er verbindet Generationen und Privatwirtschaft in einem gemeinsamen Projekt. Wird der maximale Rahmen voll genutzt, hält ein 18-Jähriger bei einer durchschnittlichen Rendite rund 160.000 Dollar auf dem Konto – ein Vermögenspolster, das auch jüngeren Deutschen die Rentensorge nehmen würde.
Einige US-Arbeitgeber haben bereits erklärt, ihren Mitarbeitern entsprechende Zuschüsse als Extraleistung anbieten zu wollen. Und erst diese Woche erhielt das Modell zusätzlichen Schub: Tech-Unternehmer Michael Dell stellt 6,25 Milliarden Dollar für rund 25 Millionen Kinderkonten bereit – ein Signal, das man hierzulande vergeblich sucht.
Deutschland hingegen verharrt im Misstrauen. SPD-Chefin Bärbel Bas erklärte jüngst vor den Jusos, Arbeitgeber seien eher Gegner als Sozialpartner – eine Haltung, die die Verständigung in der Rentenfrage sicher nicht verbessert.



Parallel fremdeln viele Bundesbürger weiter mit Aktien, obwohl langfristige Kapitalmarkt-Anlagen die offensichtlichste Antwort auf die demografischen Realitäten wären – trotz aller Marktrisiken. Die im Koalitionsvertrag versprochene Frühstart-Rente, bei der Kinder und Jugendliche monatlich zehn Euro für ein Aktiendepot vom Staat bekommen sollen, wirkt im Vergleich zum US-Ansatz wie bloße Symbolik.
Sicher: Ein Modell wie in den USA kann in Deutschland nur ein privater Zusatzbaustein im gesamten Versicherungssystem sein. Doch es wäre ein Baustein, der wiederherstellen könnte, was im Rentenstreit verloren gegangen ist: Das Vertrauen der Jüngeren, dass Politik nicht nur die Vergangenheit verwaltet, sondern auch ihre Zukunft mitgestaltet.
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