Bundestag: Grüne Kritik am TV-Duell erinnert an Westerwelles Projekt 18


ARD und ZDF haben das Format ihrer wichtigsten Wahlsendungen festgelegt: Das Kanzlerduell findet zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz statt. Das rief sofort die Grünen auf den Plan, die diese Entscheidung der öffentlich-rechtlichen Sender massiv kritisierten, schließlich fehle Robert Habeck.
Nur ist Habeck gemäß Sprachregelung der eigenen Partei Spitzenkandidat, nicht Kanzlerkandidat. Und irgendwie erinnert dieses Verhalten an das „Projekt 18“ der FDP aus der Zeit der Bundestagswahl im Jahr 2002.
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Guido Westerwelle ließ sich damals auch von seiner Partei zum Kanzlerkandidaten ausrufen und klebte sich die 18 unter die Schuhsohle – 18 Prozent wollten die Liberalen bei der Wahl erreichen. Nur zum Fernsehduell wurde auch Westerwelle nicht eingeladen. Der FDP-Chef zog bis zum Bundesverfassungsgericht, um sich doch noch in die Sendung einzuklagen.
Die Empörung damals wie heute zeigt, wie wichtig das Kanzlerduell ist: Es geht um wertvolle Sendezeit in der wichtigsten Sendung des Wahljahres.
Aber die Grünen liegen derzeit zwischen 11 und 13 Prozent. Dass sie tatsächlich den Kanzler stellen, gehört ins Reich der Illusionen. Insofern haben ARD und ZDF alles richtig gemacht. Dass der amtierende Kanzler und Friedrich Merz, der in den Umfragen bei mehr als 30 Prozent liegt, vor die Kameras tritt, kann jeder nachvollziehen.
Ob Habeck nun klagt? Seit der Causa Westerwelle sind TV-Duelle immer ein Fall für die Hausjuristen der Sender, die schon im Vorfeld eingeschaltet werden, um das Verfahren juristisch abzusichern. Der FDP-Spitzenkandidat selbst ist seinerzeit in Karlsruhe gescheitert.
Eine vierte im Bunde gibt es noch: Alice Weidel. Ihre AfD liegt derzeit in den Umfragen weit vor SPD und Grünen. Zum TV-Duell gegen Scholz und Merz wird auch Weidel nicht eingeladen. Aber da alle Parteien öffentlich erklärt haben, nicht mit der AfD zu koalieren, ist auch diese Entscheidung nachvollziehbar.






Nun soll Weidel gegen den Spitzenkandidaten der Grünen in einem TV-Duell antreten. Man darf gespannt sein, ob Habeck den Mut aufbringt, gegen die AfD-Frau in den Ring zu steigen.
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