1. Startseite
  2. Meinung
  3. Kommentare
  4. Flugtaxi: Das Theater um die Lilium-Hilfen ist würdelos

FlugtaxiDas Theater um die Lilium-Hilfen ist würdelos

Die Kritiker von Staatshilfen für das Hochtechnologie-Unternehmen bringen gewichtige Argumente vor. Gleichwohl ist es verkehrt, diese nicht zu gewähren. Ein Kommentar.Jens Koenen 21.10.2024 - 07:49 Uhr
Artikel anhören
Ein Lilium-Jet in der Fertigungshalle: Wird das deutsche Start-up seine Senkrechtstarter auch ohne Staatshilfe in die Luft bringen? Foto: REUTERS

Nun wird Lilium also wohl doch keine Staatshilfe aus Deutschland bekommen. Ein monatelanges Gezerre scheint vorerst zu einem Ende gekommen zu sein – wahrscheinlich sogar endgültig. Was wir erlebt haben, ist ein würdeloses Theater, in dem sich alle Seiten nicht mit Ruhm bekleckert haben.

Die Politik hat das Thema in koalitionsinternen Stellungskämpfen kaputtgeredet. Lilium wiederum hat kommunikativ so schwere Geschütze aufgefahren, dass man die Politik am Ende eher verschreckt als für sich gewonnen hat.

Die sachliche Auseinandersetzung mit den Argumenten der Kritiker ist dabei viel zu kurz gekommen. Das ist bitter. Viele Kritikpunkte treffen zwar zu, aber das spricht deshalb nicht gegen eine Unterstützung des Unternehmens.

Da wird darauf hingewiesen, dass eine Bürgschaft über 100 Millionen Euro nicht reichen wird. Es sei ein Alarmsignal, wenn private Investoren kein Geld mehr geben wollten. Ja, 100 Millionen Euro reichen bei Weitem nicht. Aber es geht darum, eine kurzfristige Lücke zu schließen. Private Investoren haben durchaus ihre weitere Unterstützung zugesagt.

Kritisiert wird, die fliegenden Taxen seien nur etwas für Reiche. In der Anfangszeit werden sich sicher nur Betuchte einen solchen Flug leisten können. Aber auch die ersten Tesla-Modelle waren für den Normalverdiener nicht erschwinglich. Mittlerweile mischt der Autopionier mit seiner Massenfertigung die gesamte Branche auf.

» Lesen Sie auch: Frust in Oberpfaffenhofen – Lilium prüft Verkauf und Umzug ins Ausland.

Es gebe kein nachhaltiges Geschäftsmodell – auch ein gern genanntes Argument gegen Hilfen. In der Tat wird es für die Luftfahrtpioniere wohl die größte Herausforderung, eine ausreichende Nachfrage zu generieren. Aber selbst wenn das nicht gelingen sollte, wären Hilfen gerechtfertigt.

Es geht um Innovationen, die die Luftfahrt dringend braucht. Wenn ein Konzern wie Airbus an der Vision eines Wasserstoffflugzeugs arbeitet, greift er millionenschwere Subventionen in der EU ab. Obwohl das Unternehmen mit dem zivilen Flugzeugbau gutes Geld verdient.

Auch der Hinweis, die vom Bund geforderten 50 Millionen Euro seien sinnvoller in die Schiene zu investieren, zieht nicht. Die Bahn muss gefördert werden. Aber der Bund unterstützt seinen Staatskonzern seit Jahren mit vielen Milliarden Euro an Steuergeldern. Gebracht hat das den Fahrgästen nichts. Und die dauerhaften Verluste, die bei Lilium kritisiert werden, spielen hier offenbar keine große Rolle.

Verwandte Themen Lilium Deutschland Flugtaxis Airbus Tesla

Wer Deutschland bei Hochtechnologien nach vorn bringen will, muss auch bereit sein, im Zweifel eine Bürgschaft abschreiben zu müssen. Ordnungspolitisch nach dem Lehrbuch zu verfahren wird nicht funktionieren.

Mehr: So teuer könnte das Fliegen mit dem Taxi werden.

Erstpublikation: 18.10.2024, 12:51 Uhr.

Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt