Kommentar: Angela Merkel demoliert ihr eigenes Image


Zum Abschied erklang Klaviermusik im Europäischen Rat, ein Video zeigte glanzvolle Gipfelmomente, und der Gastgeber, Ratspräsident Charles Michel, pries die Kanzlerin in höchsten Tönen: Ein Treffen der europäischen Staats- und Regierungschefs ohne Angela Merkel sei wie Paris ohne Eiffelturm, sagte er. Als Merkel 2021 nach 16 Jahren im Amt die europäische Bühne verließ, schien es, als wollten die Amtskollegen in Brüssel ihr ein Denkmal errichten.
Die feierlich-wehmütige Stimmung von damals ist verflogen. Und Merkel selbst trägt dazu bei, dass die Wertschätzung, die ihr in Europa lange zuteilwurde, in Groll umschlägt.
Altkanzler und Altkanzlerinnen müssen kein Schweigegelübde ablegen. Es ist ihnen auch nicht untersagt, Memoiren zu schreiben und zu vermarkten. Doch wenn keine Woche ohne eigene Schlagzeile vergeht, stellt sich die Frage nach dem politischen Gespür.
Merkel betätigt sich als Livekommentatorin der politischen Lage, setzt sich mit der schwarz-roten Migrationspolitik auseinander, analysiert den Aufstieg der AfD, sogar zur Gästeliste für den Tag der Deutschen Einheit äußert sie sich. In jedem Interview, bei jeder Diskussionsveranstaltung findet sie ein neues Thema.





