Kommentar – Der Chefökonom: Eingezahlte Beiträge gleich ausgezahlte Rente? Rentenpolitik ist mehr als Mathematik

Die nächste Bundesregierung wird um eine sehr weitreichende Rentenreform nicht herumkommen.
Das Grundprinzip der gesetzlichen Rentenversicherung ist einfach: Wer in einem Jahr viel Geld in die Versicherung zahlt, der bekommt dafür eine höhere Rente als jemand, der im gleichen Jahr weniger Beiträge einzahlt. Die jährlich erworbenen Ansprüche werden aufaddiert und ergeben so den lebenslangen Rentenanspruch.
Die Idee hinter diesem 1957 etablierten Äquivalenzprinzip ist, dass der am Lohn gemessene soziale Status während der Erwerbsphase auch im Rentenalter beibehalten wird. Soziale Umverteilung innerhalb des Systems ist nicht beabsichtigt. Dieses in Deutschland einer Monstranz gleich hochgehaltene Prinzip ist den meisten OECD-Staaten nicht vermittelbar, da dort niedrige Renten wie selbstverständlich aufgestockt werden.
Nun steht Deutschland kurz vor dem Beginn eines massiven, fast zwanzig Jahre anhaltenden Alterungsschubs, der – wenn nicht gegengesteuert wird – das Rentensystem an den Rand des Zusammenbruchs bringen könnte. Derzeit fließt bereits etwa ein Viertel des Bundeshaushalts in die gesetzliche Rentenversicherung, 2040 dürften es 44 und 2060 gar 55 Prozent sein, wie der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium in seinem Anfang dieser Woche erschienenen Gutachten eindrucksvoll vorgerechnet hat.





