1. Startseite
  2. Meinung
  3. Kommentare
  4. Bitcoin-ETF: Eine Zulassung wäre Sieg und Niederlage zugleich

KommentarDer größte Sieg des Bitcoins ist zugleich eine Niederlage

Bald könnte es einen ETF auf die älteste und wichtigste Kryptowährung geben. Es wäre ein Meilenstein. Die ursprüngliche Idee wird dabei aber ad absurdum geführt.Andreas Neuhaus 10.11.2023 - 15:25 Uhr
Artikel anhören

Der Bitcoin-Kurs steigt stark. Aber unter anderen Voraussetzungen, als ursprünglich gedacht.

Foto: dpa

Die Pleite der Kryptobörse FTX im November 2022 war die dunkelste Stunde in der Geschichte des Kryptomarktes. Ein Jahr später hat sich der Bitcoin, die älteste und wichtigste Digitalwährung, wie Phönix aus der Asche erhoben. Der Kurs hat sich seither mehr als verdoppelt.

Für Krypto-Fans ist das trotzdem nur bedingt ein Grund zum Jubeln. Denn der Erfolg kommt vor allem dadurch zustande, dass sich der Bitcoin von seiner ursprünglichen Idee immer weiter entfernt. Man kann auch sagen: Sie wird ad absurdum geführt.

Denn gegründet wurde der Bitcoin, um ein dezentrales Finanzsystem zu schaffen – ohne Banken und frei von staatlichen Eingriffen. Doch 15 Jahre nachdem Satoshi Nakamoto sein berühmtes Whitepaper mit dem Titel „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System“ veröffentlicht hat, ist der Bitcoin als Zahlungsmittel in der westlichen Welt immer noch weitgehend irrelevant. Selbst in El Salvador, wo der Bitcoin seit 2021 gesetzliches Zahlungsmittel ist, hat laut der Zentralbank des Landes nur jeder Fünfte schon damit gezahlt.

Wichtig wird der Bitcoin nur in speziellen Fällen – im Guten wie im Schlechten. So hat die Ukraine nach dem Überfall durch Russland explizit um Geld in Form von Kryptowährungen gebeten, um sich verteidigen zu können. Auf der anderen Seite finanziert die radikalislamische Hamas ihren Terror über Kryptowährungen. In beiden Fällen geht es darum, ohne offizielle Zahlungswege auszukommen – weil sie nicht funktionieren oder weil man unsichtbar bleiben will.

Was ist also der Bitcoin? Die nüchterne Antwort: ein digitaler Eintrag in einer Datenbank ohne intrinsischen Wert, der in begrenztem Maß als dezentrales Zahlungsmittel fungieren kann, aber nicht von allen als solches akzeptiert wird.

Der Bitcoin lebt als Anlageobjekt vom Vertrauen

Der Bitcoin ist gleichzeitig aber knapp, was ihn zu einem Anlageobjekt macht: sei es nun als vermeintlicher Inflationsschutz, zur Diversifikation der Risiken im Portfolio oder als Spekulationsobjekt. In allen Fällen ist entscheidend, dass es Vertrauen in den Bitcoin gibt.

Damit wären wir bei FTX. Die Pleite der einst drittgrößten Kryptobörse war der spektakulärste Fall einer ganzen Reihe von Skandalen. Es zeigte sich, dass Teile der Branche immer mehr Geld für immer riskantere Wetten eingesammelt hatten. Dieses Konstrukt brach zusammen, als die Kurse nicht mehr stiegen. Den Schaden hatten die Anleger – und deren Vertrauen war verloren.

Nun, wieder ein Jahr später, hat sich der Bitcoin deutlich erholt. Von seinen alten Höchstständen bei fast 69.000 Dollar ist er zwar weit entfernt, in der Spitze steht er nun aber immerhin wieder bei 38.000 Dollar.

Die Finanzwelt verleibt sich den Bitcoin ein

Der Grund ist aber nicht, dass die Mehrheit der Anleger plötzlich erkannt hätte, wie sinnvoll eine dezentrale Digitalwährung wäre. Der Grund ist, dass der Vermögensverwalter Blackrock einen börsengehandelten Fonds auflegen will, der die Preisentwicklung des Bitcoins abbildet. Es wäre ein reguliertes Produkt, das die US-Börsenaufsicht SEC aber noch genehmigen muss. Es würde das Vertrauen in den Bitcoin als Anlageobjekt stärken, weil ein reguliertes Produkt Seriosität suggeriert.

Verwandte Themen
Bitcoin
Kryptowährung
Ukraine

Fazit also: Der Bitcoin steht für die Idee einer dezentralen Finanzwelt ohne staatliche Regulierung und ohne Banken. Sein Preis steigt jetzt aber, weil der weltweit größte Vermögensverwalter ein staatlich reguliertes Anlageprodukt auf den Markt bringen will.

Das ändert nichts daran, dass die Zulassung eines ETFs ein großer Sieg für den Bitcoin wäre. Es wäre im Sinne der eigentlichen Idee aber gleichzeitig eine Niederlage: Anstatt dass der Bitcoin die Finanzwelt disruptiert, verleibt sich die Finanzwelt den Bitcoin ein. Ein Beispiel dafür, dass es auch in der Wirtschaft zuweilen eine Ironie der Geschichte gibt.

Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt