Kommentar: Der starke Euro zwingt die EZB zum Handeln – nun droht ein versteckter Währungskrieg

Die Stärke der Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar bringt die Währungshüter in Zugzwang.
Eigentlich ist es für Notenbanker ein Tabu, über den Wechselkurs zu sprechen. Offiziell gilt die Devise, dass er kein Ziel der Geldpolitik ist. Dennoch gibt es immer wieder Situationen, wo sie sich zu dem Thema äußern.
Besonders deutlich hat dies der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Philip Lane, Anfang September getan, als der Euro kurzzeitig die Marke von 1,20 Dollar überschritten hatte. Damals sagte er, der Euro-Kurs sei relevant für die Geldpolitik der EZB. Die Bemerkung brachte ihm Kritik ein, aber sie beendete den damaligen Aufwärtstrend des Euros. Allerdings nur kurzzeitig, wie sich jetzt zeigt.
Vor der Ratssitzung der Notenbank am kommenden Donnerstag hat der Euro die wichtige Marke von 1,20 Dollar erneut überschritten – umgekehrt verliert der Dollar immer stärker an Wert. Nun macht sich bemerkbar, dass die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik in der Corona-Pandemie besonders stark gelockert hat.
Durch die drastische Abwertung der Schwellenländerwährungen in der Krise und die neuerliche Dollar-Schwäche steht die EZB unter Druck. Es droht ein versteckter Währungskrieg, auch wenn er wohl weitgehend ungewollt ist.





